Überfall einer bewaffneten Bande

Ordensbrüder in Haiti entführt - es geht um Lösegeld

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Im armen Karibikland Haiti nehmen bewaffnete Banden immer wieder Geiseln, um Lösegeld zu erpressen. Ziel sind auch Vertreter christlicher Organisationen. Nun wurden Mitglieder einer Ordensgemeinschaft verschleppt.

In Haiti ist erneut eine Gruppe von Geistlichen entführt worden. Lokalen Medienberichten zufolge handelt es sich um sechs Mitglieder der Ordensgemeinschaft der Brüder vom Heiligsten Herzen Jesu. Der Überfall einer bewaffneten Bande soll sich bereits am Freitag ereignet haben. Die Polizei teilte (Sonntag Ortszeit) mit, es gebe bislang keine Informationen, wer die Geistlichen in ihre Gewalt brachte, noch wie es den Geiseln geht.

Nach vorliegenden Erkenntnissen wurden die Geistlichen verschleppt, als sie versuchten, das Gebäude ihres Kollegen in der Hauptstadt Port-au-Prince zu betreten. Zuletzt wurden in dem armen Inselstaat immer wieder Vertreter christlicher Organisationen entführt, um Lösegeld zu erpressen.

Katholische Bischöfe: Eine der schwersten Krisen

Erst vor wenigen Tagen wurde der Bischof von Anse-a-Veau, Pierre Andre Dumas, in der Hauptstadt Port-au-Prince bei einem Sprengstoffanschlag verletzt. Auch hier fehlen Erkenntnisse über den Aufenthaltsort der Täter. Der Vizevorsitzende der nationalen Bischofskonferenz hatte in der Vergangenheit wiederholt Entführungen krimineller Banden als abscheuliche und barbarische Akte verurteilt.

Die katholischen Bischöfe sehen Haiti in einer der schwersten Krisen seiner Geschichte. Haiti stehe seit vier Jahren unter der Herrschaft bewaffneter Banden, die Angst und Schrecken verbreiten und Hunderte Familien in Trauer versetzen, erklärten sie zuletzt. Das gesamte Volk sei zutiefst betroffen. „Der Staat hat die Kontrolle über das Staatsgebiet verloren“, so die Bischöfe. Die Bevölkerung sei gnadenloser Bandengewalt ausgeliefert.

Das ärmste Land der westlichen Hemisphäre

Das Karibik-Land leidet laut UN-Angaben unter einer noch nie da gewesenen Nahrungsmittelknappheit. Fast die Hälfte der Bevölkerung, etwa 4,9 Millionen Menschen, habe nicht genug zu essen, um gesund zu überleben. Haiti gilt ohnehin als das ärmste Land der westlichen Hemisphäre. Es wurde in den vergangenen Jahren zudem von Naturkatastrophen wie Erdbeben und Wirbelstürmen erschüttert. Zuletzt kam eine Cholera-Welle mit Hunderten Toten hinzu.

Neben der Hungersnot leidet Haiti auch unter einer schweren innenpolitischen Krise. Im Juli 2021 wurde Staatspräsident Jovenel Moise ermordet; Neuwahlen sind seit Jahren ausgesetzt. Die politischen Kräfte des Landes sind hoffnungslos zerstritten. Die benachbarte Dominikanische Republik schloss als Folge eines diplomatischen Streits und anhaltender Migration aus Haiti die Grenze. Die Vereinten Nationen wollen eine internationale Sicherheitsmission ins Land schicken; allerdings kommt das Vorhaben nicht voran.

 

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