Pastoralreferent:innen im Bistum Münster über ihren Dienst zwischen Kirchenfrust und Hoffnung

Pastoralreferent in dieser Zeit: Wie geht es Ihnen, Herr Werbick?

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Als Seelsorgende prägen sie mit den Priestern die hauptamtliche Pastoral in den Gemeinden: Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten. Und auch sie bekommen die Kirchenkrise zu spüren. Wie geht es ihnen damit? Das habe wir rund ein Dutzend von ihnen gefragt. Ihre Antworten präsentiert "Kirche-und-Leben.de" in dieser Woche, bevor am Sonntag 24 neue Seelsorgende von Bischof Felix Genn für ihren Dienst beauftragt werden. Diesmal: Hendrik Werbick aus Münster.

Wie gehen Sie damit um, Kirchenfrust und -wut ganz persönlich abzubekommen?

Im Gespräch:
Hendrik Werbick ist Pastoralreferent in Münster. | Foto: privat

Man könnte meinen, dass es mit der Zeit leichter wird, aber das ist bei mir nicht der Fall. Das liegt daran, dass vermehrt auch die Engagierten in der Gemeinde wütend und frustriert sind, aber auch an den vielen Konflikten in unserer Pfarrei in den letzten Monaten. Mir ist in solchen Momenten der Austausch mit Anderen wichtig: In unserem Team, mit Kolleg:innen, aber auch mit Menschen in der Pfarrei. Zu wissen: Du bist nicht allein in dieser Situation, und: Du bist nicht allein verantwortlich dafür, was vielleicht nicht gut läuft, oder dafür, alles wieder ins Lot zu rücken.

Was mir noch hilft ist ein Text aus den Exerzitien vor meiner Beauftragung, eine Bearbeitung der Aussendungsrede Jesu aus dem Lukasevangelium, bezogen auf unseren Dienst. Er hängt neben meinem Schreibtisch und erinnert mich daran, worauf es ankommt und in wessen Dienst ich stehe.

Was bedeutet es für Sie, in dieser Zeit Pastoralreferent:in zu sein?

Es ist spannend, verantwortungsvoll, zukunftsoffen. Wir wissen, dass Kirche, dass Pfarrei, dass Seelsorge, dass Pastoralreferent:in sein in 10 oder 20 Jahren nicht mehr so aussehen wird wie jetzt – aber wie, das wissen wir nicht. Für mich bedeutet es daher, in dieser Zeit unterwegs zu sein mit den Menschen in meiner Pfarrei, aber auch mit Verantwortlichen im Bistum, und darum zu ringen, wie diese Zukunft aussehen kann.

Was macht Ihnen Hoffnung?

Vor Ort sind es die vielen kleinen Begebenheiten, in denen Menschen sich vom Evangelium berühren und inspirieren lassen. Bei allem was nicht gut läuft, zeigt mir das trotzdem, dass es im Kern um eine Frohe Botschaft geht, die ankommen und wirken kann. Für die Kirche im Großen habe ich die leise Hoffnung, dass die Erschütterungen der letzten Jahre doch dazu geführt haben, dass zumindest klar ist: So, wie es jetzt ist, geht es nicht weiter.

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