Positive Erfahrungen mit Verwaltungsleitungen in drei Pfarreien

Pfarreileitung auf Augenhöhe: Neues Konzept im Bistum Münster kommt an

  • Im Bistum Münster haben mehrere Pfarreien neue Leitungsformen eingeführt.
  • Die erste Pfarrei war St. Antonius Herten.
  • Neben dem leitenden Pfarrer tritt ein Verwaltungsleiter.

Anzeige

Leitender Pfarrer zu sein ohne einen Verwaltungsleiter oder eine Verwaltungsleiterin an seiner Seite, das kann sich Pfarrer Norbert Mertens nicht mehr vorstellen. „Das Modell hat sich bewährt. Es ist eine deutliche Entlastung in allen Verwaltungs- und Personalfragen“, sagt der Pfarrer, der vor drei Jahren Unterstützung in der Leitung der Pfarrei St. Antonius in Herten bekommen hat, gegenüber der Bischöflichen Pressestelle.

Josef Vossel, gelernter Betriebswirt, kümmert sich seitdem um die Leitung der Verwaltung samt Personalführung. „Im Gegensatz zu mir ist er in diesem Bereich ein Fachmann“, sagt Mertens. Die Hertener Kirchengemeinde hat 2019 als erste Pfarrei die neue Leitungsform eingeführt, für das das Bischöfliche Generalvikariat (BGV) in Münster mit einem Pilotprojekt den Weg geebnet hat.

St. Lamberti in Münster folgt auf Herten

Im Mai 2022 richtete die Pfarrei St. Lamberti in Münster die Stelle eines Verwaltungsleiters ein, ab Oktober hat sich auch die Pfarrei St. Clemens in Hiltrup und Amelsbüren dem angeschlossen. „Die Verwaltungsleitung ist nur eine mögliche Form für die Leitung einer Kirchengemeinde“, erklärt Petra Kintrup von der Abteilung Kirchengemeinden im Generalvikariat.

Ulrich Fiege (links) und Pfarrer Hans-Bernd Köppen
Ulrich Fiege (links) und Pfarrer Hans-Bernd Köppen leiten die Pfarrei St. Lamberti in Münster gemeinsam. | Foto: Bistum Münster

In verschiedenen Pilotprojekten wird vor Ort derzeit ausprobiert, wie Verantwortung in Gemeinden und Pfarreien geteilt werden kann, damit Kirche partizipativer und damit zukunftsfähig wird.

Neue Freiräume für die Seelsorge

Hauptziel der Einführung einer Verwaltungsleitung sei die Entlastung des Pfarrers von Verwaltungsaufgaben, sodass Freiräume für die Seelsorge entstehen. „Das hat auch etwas mit Macht abgeben seitens des Pfarrers zu tun. Verantwortung liegt dann nicht mehr nur bei einer Person, sondern Macht wird geteilt“, ist Petra Kintrup mehrfach aus den Pfarreien zurückgemeldet worden.

Durch eine Verwaltungsleitung erhielten auch die Ehrenamtlichen in den Kirchengemeinden eine kompetente Unterstützung, zeigt die Expertin weitere Vorteile der Leitungsform auf. Zudem führe eine transparente und einheitliche Abwicklung von Aufgaben zu einer Handlungssicherheit für alle Beteiligten. „Wenn in den Kirchengemeinden Verwaltungsaufgaben kompetent bearbeitet werden, ist das die Basis für eine qualitativ hochwertige Dienstleistung in den Zentralrendanturen und im Bischöflichen Generalvikariat“, weiß Petra Kintrup.

Kommunikation zwischen Leitenden wichtig

Pfarrer Hans-Bernd Köppen ist es im Mai, als Ulrich Fiege als Verwaltungsleiter in St. Lamberti angefangen hat, nicht schwergefallen, Verantwortung abzugeben. „Ich bin nach wie vor sehr gut informiert.“ Kommunikation sei das A und O dieser Leitungsform, sind sich Köppen und Fiege einig. Letzterer verantwortet in der Kirchengemeinde nun die Bereiche Personal, Bauen und Haushalt, auch koordiniert er die Arbeit der Ausschüsse im Kirchenvorstand. „Meine Funktion ist eine Schnittstelle zwischen Verwaltung, Zentralrendantur und Pastoral“, erklärt der 55-Jährige, der auch an den hauptamtlichen Dienstgesprächen teilnimmt und so einen Einblick in die pastoralen Prozesse bekommt.

Bei Pfarrer Norbert Mertens und Josef Vossel in Herten haben sich die Informationswege längst gefestigt: Bei einem wöchentlichen „Jour Fixe“ tauschen sie sich über alle wichtigen Punkte, Pläne und Entwicklungen aus. Die neuen Entscheidungs- und Beratungswege werden von allen Beteiligten akzeptiert. Für Mertens und Vossel ein entscheidender Punkt bei der Einführung der Verwaltungsleitung. „Alle Beteiligten müssen von dem Modell überzeugt sein“, sagt Pfarrer Mertens und meint damit auch die Gremien, die der Einführung ohnehin zustimmen müssen. „Ein gemeinsames Verständnis, was mit dem Modell erreicht werden soll, ist die Grundlage“, stimmt auch Vossel zu. 

Leitung auf Augenhöhe

Rückblickend sind die Pfarreivertreter vor allem für die Unterstützung durch das BGV dankbar. „Missverständnisse konnten durch die gute Begleitung ausgeräumt werden“, erinnert sich der Hertener Verwaltungsleiter. Nicht unwichtig, „schließlich bedeutet das Modell schon eine deutliche Veränderung der Stellung des Pfarrers in der Pfarrei“, weiß Mertens, „der Pfarrer ist nicht mehr alleiniger ‚Chef‘, sondern einer von zweien auf gleicher Augenhöhe.“

Weitere Informationen zu Leitungsformen für Pfarrei sind im Internet abrufbar: www.leitungsformen.bistum-muenster.de

Anzeige