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Seit einigen Monaten verantwortet ein Leitungsteam gemeinsam und gleichberechtigt die Pastoral- und Verwaltungsarbeit der Pfarrei St. Joseph Münster-Süd. Wie das klappt, darüber hat Kirche+Leben mit den Mitgliedern gesprochen.
Initiativen und Gruppen innerhalb der Pfarrei unterstützen, Räume für alle Menschen im Lebensraum des Pfarrgebietes schaffen und die Pfarrei gut in der kirchlichen Großwetterlage navigieren, das möchte das Leitungsteam der Pfarrei St. Joseph Münster-Süd. Seit vier Monaten leiten Pastoralreferentin Imke Sievers, Verwaltungsleiter Ulrich Fiege und Pfarreimitglied Markus Wagner gemeinsam und gleichberechtigt die Pfarrei mit ihren Kirchorten St. Joseph, St. Antonius, St. Gottfried, Heilig Geist und St. Maximilian Kolbe.
„Die neue alternative Leitungsform ist zusammen mit den Gremien, den Seelsorgenden und den Mitarbeitenden der Pfarrei entwickelt worden. Unterstützt und begleitet wurden wir von der Fachstelle Pastorale Strategie und theologische Grundsatzfragen“, sagt Imke Sievers.
St. Joseph Münster-Süd: Gemeindemitglieder geben Rückhalt
Es mache ihr Freude, im Team zu arbeiten und in der Pfarrei Verantwortung zu übernehmen, die über die bisherigen Aufgaben einer Pastoralreferentin hinausgehen: „Wir haben im Seelsorgeteam gemeinsam beraten, wer die Leitungsaufgabe wahrnehmen könnte. Ich spüre einen großen Rückhalt in der Pfarrei. Gemeinsam können wir, im Vertrauen auf Gottes Geist, vieles entwickeln.“
Ehrenamtlich arbeitet Markus Wagner im Leitungsteam mit. Für seine Aufgabe ist er vom Pfarreirat gewählt worden. „Ich wusste zuerst nicht so recht, was auf mich zukommt“, sagt er.
Große Herausforderungen mit viel Unterstützung
Er setze sich gern vor Ort in seinem Lebensumfeld für die Kirche ein, denn viele Menschen suchten in ihrem Leben nach Orientierung in komplexen Zusammenhängen. „Ich möchte einen Beitrag dazu leisten, dass sie diese finden“, sagt der studierte Theologe. Sinn und Zweck des Leitungsteams sei es, „mit vielen anderen die Pfarrei in eine gute Zukunft zu führen“.
Daran arbeitet auch der Dritte im Bunde, Ulrich Fiege, mit. Er ist mit einem Stellenumfang von 50 Prozent Verwaltungsleiter in der Pfarrei St. Joseph Münster-Süd und mit jeweils 25 Prozent Verwaltungsleiter in den Pfarreien St. Lamberti und Heilig Kreuz. „Es ist schon eine Herausforderung, alle Termine hintereinander zu bekommen. Die jeweiligen Kirchenvorstände und Teams in den Pfarreien unterstützen mich sehr gut. Alle drei Pfarreien kann ich gut mit dem Fahrrad erreichen. Das erleichtert vieles.“
Freiräume für Seelsorgerinnen und Seelsorger
Ulrich Fiege versteht sich als „Ermöglicher“, als einer, der die verwaltungstechnischen Abläufe kennt, die finanziellen Spielräume im Blick hat und die Personalverantwortung wahrnimmt. „Uns im Leitungsteam treibt die Frage um: Was können wir aufbauen? Und nicht: Was wird abgebaut? Wir blicken im Team gemeinsam nach vorn.“
Das Leitungsmodell von St. Joseph Münster-Süd ermögliche Seelsorgerinnen und Seelsorgern mehr Freiräume für die pastorale Arbeit. „Dafür sind wir da. Das klappt bei uns gut“, meint Ulrich Fiege.
Anbindung an das Kirchenrecht
Die zunächst auf drei Jahre angelegte Leitungsform in St. Joseph Münster-Süd folgt in ihren Grundzügen den Modellen „Leitung einer Pfarrei durch vom Bischof beauftragte Personen“ und „Verwaltungsleitung“ gemäß der Leitungsformen im Bistum Münster. Dabei wird Bezug genommen auf die kirchenrechtliche Regelung im Canon 517 § 2 Codex Iuris Canonici. Dieser Canon beschreibt die Möglichkeit der Wahrnehmung von Leitungsaufgaben von einer Gemeinschaft von Personen, die nicht Priester sind.
Die Aufgabe eines moderierenden Priesters, die das Kirchenrecht vorsieht, hat in St. Joseph Münster-Süd der Pfarrer von St. Lamberti, Dompropst Hans-Bernd Köppen, übernommen. Im Leitungsmodell nimmt der moderierende Priester die Stellung des Letztverantwortlichen für die Seelsorge ein und besitzt gemäß kirchen- und staatsrechtlicher Regelungen Stimmrechte eines leitenden Pfarrers.
Suche nach neuen Wegen
In St. Joseph Münster-Süd gebe es eine große Bereitschaft, neue Wege zu gehen und Neues zuzulassen, sagt Imke Sievers: „Zusammen mit den Menschen in der Pfarrei wollen wir Ideen entwickeln und entscheiden, wie wir Kirche im Süden von Münster, auch mit Blick auf den Pastoralen Raum, sein wollen.“
Ohnehin arbeiteten die kirchlichen Gremien und die Engagierten selbstständig: „Das Pfarreileben basiert auf dem Engagement vieler. Das möchten wir fördern und begleiten“, sagt die Leiterin des Seelsorgeteams.
Pastorale Chancen nutzen
Markus Wagner sieht seine Mitarbeit im Leitungsteam nicht als eine weitere Struktur einer Organisation, sondern als pastorale Chance: „Unsere Aufgabe ist es, einen Mehrwert im Leben der Menschen zu schaffen.“