Letztes Treffen mit rund 900 Teilnehmern fällt Corona zum Opfer

Pfingstfestival: Abschied von Calhorn digital - 2021 in Ahmsen

Zum letzten Mal wollten 900 Jugendliche in diesen Tagen beim letzten Calhorner Pfingstfestival dabei ein. Das Treffen fällt wegen Corona aus. Nächstes Jahr zieht das Treffen nach Ahmsen um.

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Alles war vorbereitet. Es hätte ein großes Abschiedsfest werden sollen, das Pfingstfestival 2020 im oldenburgischen Calhorn bei Cloppenburg (aktuelles Programm weiter unten). Noch einmal wollten fast tausend Teilnehmer – fast alles Messdiener – auf dem Gelände bei der Jugendbildungsstätte Haus Don Bosco der Salesianer ihre Zelte aufbauen. Und dann kam Corona.

Gemeinsam wollten die Jugendlichen Spaß haben, spielen und auch miteinander Gottesdienste feiern und beten. So wie jedes Jahr seit 1975. Wenigstens einmal noch, wenn auch zum letzten Mal. Der Orden wird Calhorn Ende Juli verlassen. Das Gelände steht zum Verkauf.

 

Ahmsen liegt rund 30 Kilometer westlich von Calhorn

 

Dennoch soll die Geschichte der Pfingstfestivals weitergehen.  „Durchstarten mit Begeisterung“ lautete deshalb das Motto des geplanten Abschieds-Festivals. Es sollte die Teilnehmer auch auf den Neubeginn an einem neuem Ort einstimmen: Pfingsten 2021 in Ahmsen. Das liegt rund 30 Kilometer westlich von Calhorn, im Bistum Osnabrück. Aber wie gesagt: Dann machte Corona allen Planungen einen Strich durch die Rechnung.

„Hygienestandards und Abstandsregelungen  wären nicht einzuhalten gewesen“, sagt Mika Springwald mit Bedauern in der Stimme. Deshalb mussten der Kopf der ehrenamtlichen „Pfingsthelfer“ und Pater Elmar Koch als Leiter der Jugendbildungsstätte kurz nach Ostern die Notbremse ziehen.

 

Organisatoren hoffen auf die Teilnehmer

 

Das Jugendkloster Ahmsen bietet ähnliche Voraussetzungen wie die Jugendbildungsstätte der Salesianer Don Boscos in Calhorn. | Foto: Jugendkloster Ahmsen
Das Jugendkloster Ahmsen bietet ähnliche Voraussetzungen wie die Jugendbildungsstätte der Salesianer Don Boscos in Calhorn. | Foto: Jugendkloster Ahmsen

Ende April schickten sie Save-the-Date-Postkarten für Pfingsten im kommenden Jahr an die Teilnehmer. Von denen hoffen die Organisatoren nun, dass sie ihre Begeisterung auch an den neuen Austragungsort mitbringen.

Jedes Mal 800 bis 900 junge Leute schlugen in den vergangenen Jahrzehnten über Pfingsten für drei Tage ihre Zelte auf den Wiesen rund um die Jugendbildungsstätte in Calhorn auf. Zu den Gottesdienst kamen zusätzliche Tagesgäste. Die Organisatoren zählten dann bis zu 1300 Teilnehmer. Von Köln bis Chemnitz reichte das Einzugsgebiet.

 

Diaspora-Gruppen sind Stammgäste des Festivals

 

Messdiener-Gruppen aus der Diaspora zählten zu den Stammgästen. Zu einer gehört Frauke Willers. „Das Festival war für uns immer ein fester Termin“, sagt die junge Frau aus der Diaspora-Gemeinde Herz Jesu in Ahlhorn. „Es gab neben dem Dienst am Altar lange Zeit nur diese zwei Termine im Jahr für uns: unsere Adventsfeier und Calhorn.“

Was macht den Reiz des Pfingstfestivals aus? „Es ist eine gute Mischung aus Zelten und Festival“, beschreibt Mika Springwald das Besondere. „Man kann im Rahmen eines anspruchsvollen Programms Gemeinschaft erleben.“

 

Mika Springwald ist seit Jahrzehnten mit Team des Festivals

 

Für ihn war es ein deshalb schmerzlicher Moment, als er vom geplanten Abschied der derzeit noch sechsköpfigen Ordensgemeinschaft erfuhr. Calhorn und Pfingsten – das gehört für den 47-Jährigen seit 25 Jahren zusammen.

Der Sozialarbeiter ist Motor der rund 50 Pfingsthelfer, die das Treffen jedes Mal neu planen und auf die Beine stellen. Die Mitglieder kümmern sich in Absprache mit den Salesianern um alles. Dazu gehört das inhaltliche Programm ebenso wie die Verpflegung, der Kontakt zu Sponsoren oder der Aufbau der Bühne.

 

Das Vorbereitungsteam setzt auf Ahmsen

 

Pfingstfestival 2020 digital

„Es ersetzt nicht das Gemeinschaftsgefühl, kann jedoch für unseren Übergang nützlich sein.“ So beschreibt Organisator Mika Springwald die digitale Alternative zum wegen Corona abgesagten Pfingstfestival, die das Helferteam für dieses Jahr auf die Beine gestellt hat. Als „Pfingstfestival.de“ können Interessierte über soziale Netzwerke wie Facebook oder Instagram an Aktionen teilnehmen. Entstehen soll dabei eine Mischung von bekannten Programmpunkten und neuen Aktionen. Das Team wird sich unter anderem mit Fotos und über Quizfunktionen vorstellen. Der Malwettbewerb hatte bereits eine Woche vor Pfingsten begonnen. Die traditionelle Festmesse wird für das digitale Format als Wortgottesfeier angepasst und um 11 Uhr live übertragen. Das spirituelle Abendangebot, wird durch Filmsequenzen in Szene gesetzt. Bereits im Vorfeld können Teilnehmer Gebetsanliegen und Fürbitten zusenden. Es wird sogar eine „Spiele ohne Grenzen“ Aktion geben. | miro

Nach der Hiobsbotschaft vom Abzug des Ordens stand für Springwald und die anderen im Team schnell fest: Das Festival muss weitergehen, wenn nicht in Calhorn, dann eben anderswo.

Für den neuen Ort hatten sie klare Vorstellungen: „Er sollte nicht allzu weit weg von Calhorn liegen. Außerdem wollten wir nicht einfach einen Platz mieten, sondern haben eine Einrichtung als Mitveranstalter gesucht.“

Dass das Pfingstfestival künftig im Bistum Osnabrück und nicht mehr im Bistum Münster stattfindet, sei reiner Zufall, betont Springwald. „Uns ging es ausschließlich darum, einen für die Teilnehmer optimalen Ort zu finden.“ Den glaubt das Team mit Ahmsen nun gefunden zu haben.

 

Der Direktor von Calhorn ist froh über die Wahl

 

Der noch amtierende Direktor der Calhorner Salesianer-Niederlassung, Pater Bernhard Seggewiss, ist froh über diese Wahl. „Das Ganze ist ein gutes Beispiel für Untergang und Auferstehung. Denn das Pfingstfestival lebt weiter.  Und Ahmsen ist ja auch ein Glaubensort.“

Die Salesianer Don Boscos verabschieden sich zwar aus Calhorn – dem Pfngstfestival bleiben sie dennoch erhalten. Der Orden wird es auch künftig gemeinsam mit den Pfingsthelfern, und dem Team des Jugendklosters organisieren. Allerdings nicht die bisherigen Ordensleute, die spätestens Ende Juli allesamt an neue Einsatzorte wechseln.

 

Die Salesianer tragen weiter Verantwortung mit

 

Neuer Verantwortlicher im Orden ist Pater Johannes Kaufmann. Er ist in der deutschen Ordensprovinz zuständig für Jugend- und Berufungspastoral und war auch schon bei den ersten Planungtreffen dabei.

Pater Kaufmann sieht in dem über Jahrzehnte gewachsenen Treffen etwas in Deutschland mittlerweile Einmaliges und damit besonders Wertvolles. Nach einem Boom solcher Veranstaltungen in den Achtzigerjahren gebe es nur noch wenig Vergleichbares. „Deshalb wollen wir das weiter unterstützen und als Orden zum Beispiel auch finanzielle Risiken mittragen“, sagt er.

 

Mika Springwald hofft auf gute Beteiligung

 

Mika Springwald hat derweil schon praktische Fragen für 2021 im Kopf. Zum Beispiel, was aus Calhorn auch in Ahmsen gebraucht wird. Dazu zählt zum Beispiel die angeschaffte Veranstaltungs-Technik für Gottesdienste und Konzerte, aber auch die Erfahrungen mit der Verpflegung. „Die Rezepte für die Versorgung von 800 Teilnehmern mit Nudeln oder Koteletts haben wir ja noch“, sagt er. Nun hofft er, dass möglichst viele Teilnehmer ihre Trauer über den von Corona verursachten Ausfall verarbeiten und den Neustart 2021 in den Blick nehmen.

Das Jugendkloster Ahmsen
„Wir haben in Ahmsen ein großes Gelände, wenn auch nicht ganz so groß wie das in Calhorn.“ So beschreibt Christian Thien die räumlichen Voraussetzungen des künftigen Austragungsortes für das bisherige Calhorner Pfingstfestival. Thien leitet das Jugendkloster Ahmsen. Dort wollen zum ersten Mal Pfingsten kommenden Jahres die bisher meist 800 bis 900 Teilnehmer für drei Tage  ihre Zelte aufschlagen. Thien sieht deutliche Parallelen zwischen dem neuen und dem bisherigen Austragungsort: „Von der Idylle, der Nähe zur Natur und dem klösterlichen Charme ist es sehr ähnlich“, so der Leiter. Deshalb hofft er, dass sich möglichst viele der bisherigen Teilnehmer im kommenden Jahr auf den Weg nach Ahmsen machen werden. Das 300-Seelen-Dorf, das zur Samtgemeinde Herzlake gehört, liegt gut 30 Kilometer westlich von Calhorn.

Das Team des Jugendklosters werde sich voll in die Vorbereitung und Durchführung des Pfingstfestivals einbringen, so Thien. Er bedauert sehr, dass das für dieses Jahr geplante Abschiedsfestival dem Corona-Virus zum Opfer gefallen ist. Zum einen, weil ihm die enttäuschten Teilnehmer leidtun. Aber das ist für ihn nicht der einzige Grund. „Wir wären auch gerne als Beobachter dabei gewesen, um zu sehen, was von uns im kommenden Jahr erwartet wird.“

Früher war das heutige Jugendkloster Ahmsen ein Maristenkloster und anschließend von 2010 an ein Exerzitienhaus der Gemeinschaft Christlichen Lebens (GCL). 2019 wurde es als Bildungs- und Begegnungshaus für Jugendliche neu gegründet. Geleitet wird es durch den Verein „Marstall Clemenswerth und Jugendkloster Ahmsen“. Das Haus bietet Platz für 75 Übernachtungsgäste und hat auch eigene Veranstaltungen im Programm, etwa in den Bereichen Jugendspiritualität oder „Bildung für nachhaltige Entwicklung“. Außerdem sind zum Beispiel Jugendgruppen, Chöre, Pfarreiräte oder Schulklassen als Gäste willkommen. An das Kloster angegliedert ist eine Gemeinschaft junger indischer Franziskaner. Sie sind in umliegenden Pfarrgemeinden im Einsatz.

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