"Schnitzeljagd mit Handy" anstelle des Jugendgottesdienstes in Delmenhorst

Geocaching auf den Spuren des Heiligen Geistes

Die traditionelle Jugendmesse am Pfingstmontag fiel in St. Marien Delmenhorst aus – wegen Corona. Pastoralassistentin Jessica Grud fand einen Weg, das Pfingstfest doch noch greifbar zu machen: über einen Stationslauf mit dem Handy.

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Ein Selfie mit der Pfarrkirche, eine Meditation auf dem Spielplatz, ein Gespräch mit einem Imker und schließlich Luftballons mit Wünschen – so sah der Pfingstmontag in St. Marien Delmenhorst aus. Als Ergebnis der Aktion „Geist bewegt Leben“, bei der die Gemeinde zum Geocaching eingeladen hatte – „Schnitzeljagd mit Handy“, wie es Pfarrer Guido Wachtel nannte. An acht Standorten in der Delmenhorster Innenstadt waren „pfingstliche Impulse“ zu entdecken.

Eigentlich sollte ein ganz normaler Jugendgottesdienst gefeiert werden. In St. Marien Delmenhorst ist der am Pfingstmontag immer ein Höhepunkt der kirchlichen Jugendarbeit, wie Jessica Grud versichert. Die 29-jährige Theologin arbeitet seit zwei Jahren als Pastoralassistentin in der Gemeinde. Diesem gewohnten Fest machte nun die Corona-Pandemie einen Strich durch die Rechnung: Ein lebendiger Gottesdienst in einer gut gefüllten Pfarrkirche war schlicht nicht möglich.

 

Jessica Grud findet eine Alternative

 

Jessica Grud kam auf einen ungewöhnlichen Ausweg: Mit der Handy-App „actionbound“ lassen sich nach dem Prinzip des Geocaching Menschen von Punkt zu Punkt lotsen. Dort können sie Aufgaben erfüllen oder Impulse empfangen. Das wollte Jessica Grud sich für ihre Aktion zu Nutze machen. Um den Heiligen Geist auf ungewöhnliche Weise erfahrbar zu machen.

Die Pastoralassistentin bewegte aber auch ein anderer Gedanke: Bei den Einschränkungen wegen des Corona-Virus habe in der Kirche der Blick sehrt stark auf den Sonntagsgottesdiensten gelegen, die man nicht mehr feiern konnte. „Aber es gibt doch so viele andere Formen, um als gläubige Menschen zusammenzukommen, sich wirklich auf den Weg zu machen, von Begeisterung getrieben.“

 

Eine Art Pfingsten mit dem Handy

 

Das sollte das Stationsspiel mit den Handys bewirken, mit Stationen, die jede auf ihre Art Pfingsten in den Blick nahm. Jessica Grud bereitete sie zusammen mit dem Pastoralteam der Gemeinde vor.

Bei der ersten Station am City-Parkhaus etwa konnten die Teilnehmer Aufnahmen der Delmenhorster Kirchen als Hintergrund nehmen für ein Selfie. Motto: „Ich und meine Kirche“. Die vierte Station führte zum Bienenlehrpfad am Graftring; der Gedanke hier: sich auf den „Schöpfer Geist“ besinnen.

Eine weitere Station führte zu einem Spielplatz. Für Jessica Grud ein typischer Ort für die Frage: „Wenn ich diese begeistert spielenden Kinder sehe – was begeistert eigentlich mich?“ Der Eine-Welt-Laden der Pfarrgemeinde sollte an die Ausbreitung der Kirche in der Welt erinnern, angestoßen am Pfingstfest. An diesem „Geburtstag der Kirche“ wurden dort als „Geburtstagsgeschenk“ exotische Süßigkeiten verschenkt.

An jeder Station konnten die Teilnehmer zu deren Grundgedanken passende Gebete und Musik auf ihr Handy herunterladen. Abschluss und Höhepunkt war eine Aktion in der Pfarrkirche: Dort konnten die Teilnehmer Gebete und Wünsche an einen Luftballon hängen und ihn aufsteigen lassen.

Die Aktion „Geist bewegt Leben“ sei bewusst offen gewesen auch für Menschen ohne Handy gewesen, betont Jessica Grund. Für sie habe das Team Laufzettel am Schriftenstand der Pfarrkirche ausgelegt.

 

Dankbares Echo am Ende des Weges

 

In einem ersten Fazit zeigte sich Guido Wachtel überrascht vom hohen Zuspruch für diese Aktion. Rund 130 Menschen seien dem Weg mit ihrem Handy gefolgt, 20 mit einem Laufzettel, berichtet der Pfarrer von St. Marien. Nach seinem Eindruck habe sich eine bunte Mischung von Jugendlichen, jungen Erwachsenen und Familien sich auf den Weg gemacht.

Immer wieder habe er ein positives Echo gehört. Die Möglichkeit, so vielfältig kreativ werden zu können, habe die Menschen angesprochen. Diese Vielfalt sei ihm selbst bei den verschiedenen Selfies vor dem Parkhaus aufgefallen wie auch bei den Wünschen an den Luftballons.

Besonders ansprechend habe den Weg ein junger Vater erlebt. Der sei erst nach fünf Stunden angekommen. Der Grund: Sein kleiner Sohn hatte die Station auf dem Spielplatz zu einer begeisterten Pause genutzt.

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