Umweltfreundliche Alternativen zu einem Klassiker

Pro und Contra: Kauf eines Weihnachtsbaums

Tannenduft, prächtiger Baumschmuck, leuchtende Kinderaugen – und später kommt die Müllabfuhr: In Deutschland werden alle Jahre wieder im Dezember um die 25 Millionen Weihnachtsbäume gekauft, um anschließend im Abfall zu landen.

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Für die Umwelt ist das alljährliche Geschäft mit den Weihnachtsbäumen wenig nützlich, für die Atmosphäre und liebgewonnene Rituale am Weihnachtsabend aber umso mehr. Den klassischen Baum stellen einige Menschen infrage und suchen Alternativen.

 

Pro: Tradition

 

Ein echter, natürlicher Weihnachtsbaum hat seit einigen hundert Jahren Tradition und gehört vor allem für Familien mit Kindern zum Fest. „Allein der Duft eines Naturbaums bringt Menschen die Erinnerung an ihre eigene Kindheit zurück und gehört für Familien zum Weihnachtserlebnis dazu“, sagt Hans-Georg Dreßler, Sprecher des Bundesverbands der Weihnachtsbaumerzeuger: „Ohne Weihnachtsbaum fehlt etwas.“

Das sehen die Verbraucher offenbar überwiegend auch so: Rund 25 Millionen Weihnachtsbäume werden jedes Jahr in Deutschland verkauft, vier Millionen davon stammen aus Dänemark. Es gebe zwar zunehmend Haushalte ohne Weihnachtsbaum, allerdings „gibt es einen Trend zum Zweitbaum“. Und: Die treuesten Weihnachtsbaumkunden sind Familien mit Kindern, in 80 Prozent aller Haushalte mit Minderjährigen stehe „mindestens ein Baum“: „Dort feiert man Weihnachten eben gemeinsam unter einem duftenden Tannenbaum, weil Kinder und Eltern das so erwarten.“

Tatsächlich spielen Rituale zu Weihnachten eine wichtige Rolle für viele Menschen. „Sie schaffen Stabilität und stiften Identität“, sagt die Hildesheimer Erziehungswissenschaftlerin und Ritualforscherin Kathrin Audehm. „Der Baum spielt vor allem für das Familienritual eine Rolle.“ Wem dagegen das Christliche zu Weihnachten am wichtigsten ist, könne ihn deutlich leichter abschaffen, da er kein religiöses Symbol ist.

 

Contra: Ökobilanz

 

Immer mehr Menschen haben gegen den Kauf von herkömmlichen Weihnachtsbäumen ethische Bedenken, das zeigt das wachsende Interesse an Alternativen. Denn die Ökobilanz des klassischen Baums ist wenig feierlich: Er wächst überwiegend in Mono-Kulturen auf. „Bei der konventionellen Aufzucht werden chemische Pflanzenschutzmittel eingesetzt, die schädlich für Boden und Grundwasser sind“, sagt Stefan Adler, Waldreferent des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu). Zudem würden Flächen genutzt, die sonst gesunder Mischwald sein könnten. „Immerhin sammeln einige Kommunen die Bäume zur Verbrennung ein und nutzen die Wärme im Energienetz“, sagt Adler. „Dennoch sind die meisten der gut 25 Millionen Weihnachtsbäume ein Wegwerfprodukt.“

Zum Weihnachtsfest gehört er dennoch auch für ihn. Die nachhaltigste Alternative ist für den Umweltschützer der eigene Weihnachtsbaum im Topf, der jedes Jahr vom Garten ins Haus umzieht. „Dabei fallen ja auch Transportwege weg.“ Ein lebender Weihnachtsbaum muss nach der Zeit in der warmen Wohnung allerdings vorsichtig in kühler, aber frostfreier Umgebung wieder an die kalten Außentemperaturen gewöhnt werden und im Raum viel gegossen werden, „damit er Weihnachten überlebt“.

 

Alternative: Bio-Weihnachtsbäume

 

Eine bessere Ökobilanz als der klassische Baum haben Bio-Weihnachtsbäume, die immerhin chemiefrei groß werden, sagt Adler. Auch Bäume, die bei der Durchforstung geschlagen wurden und so keine natürlichen Flächen belegten, seien umweltschonender. Nur zwei Prozent des Gesamtmarkts bestünden aus derartigen Bäumen, so der Branchenverband – allerdings mit steigender Tendenz.

Plastikbäume sieht Adler dagegen nicht als nachhaltige Alternative: „Sie wurden aus Erdöl hergestellt, und es ist fraglich, ob sie wirklich mehrfach verwendet werden.“ Der Fantasie seien aber keine Grenzen gesetzt. „Man kann auch Zweige ganz anderer Baumarten geschmückt ins Zimmer stellen oder sich aus anderen Naturmaterialien selbst einen Baum bauen.“ Ein solcher Weihnachtsbaum könne eine ausgezeichnete Ökobilanz haben „und auch sehr festlich aussehen“.

Weihnachtsbaum in Zahlen
Der Handel mit Weihnachtsbäumen ist ein europaweites Geschäft. Nach Angaben der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald stammt zwar der allergrößte Teil der Christbäume, die hierzulande die Wohnzimmer schmücken, aus Deutschland. Doch von den rund 25 Millionen Tannen, Fichten, Kiefern und Douglasien kommen rund vier Millionen Exemplare aus Dänemark.
Doch an in Deutschland gewachsenen Bäumen erfreuen sich auch Menschen in den Nachbarländern: Rund eine Million Gewächse wurden 2015 vor allem in die Schweiz, nach Frankreich, Österreich sowie nach Polen verkauft. Umsatz der Branche pro Jahr: Rund 700 Millionen Euro. Etwa 100.000 Dauer- und etwa 50.000 Saisonkräfte kümmern sich um die Pflege, die Ernte und den Verkauf der Bäume, die im Alter zwischen acht und zwölf Jahren geschlagen werden.
Nordrhein-Westfalen hat mit 18.000 Hektar bundesweit die größte Anbaufläche von Weihnachtsbäumen, allein im Sauerland sind es den Angaben nach 12.500 Hektar. Zusammen mit Schleswig-Holstein und Niedersachsen werden dort etwa zwei Drittel aller deutschen Bäume produziert. Nur fünf Prozent der im vergangenen Jahr verkauften Bäume wurden direkt aus dem Wald entnommen.
Die Nordmanntanne ist mit über 70 Prozent der mit Abstand beliebteste Baum der Deutschen. Dann folgen die Blaufichte (15 Prozent), sonstige Fichten (7) und die Edeltanne (3).
Gute Nachricht für die Verbraucher: Laut Schutzgemeinschaft bleiben die Preise 2016 stabil: „Ausgesucht schöne Nordmanntannen werden zwischen 18 und 23 Euro pro laufenden Meter kosten.“ Die Preise für die Blaufichte liegen bei 10 bis 12 Euro, für die Fichte bei sechs bis acht Euro.

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