Reliquienschrein zieht am Wochenende hunderte Pilger an

Reliquien der Heiligen Bernadette – Ein Hauch von Lourdes in Kevelaer

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Mit einem Festwochenende feierten hunderte Pilger in Kevelaer die Anwesenheit der Reliquie der Heiligen Bernadette Soubirous aus Lourdes. Dazu machte Wallfahrtsrektor Gregor Kauling klar: „Wir beten keine Reliquien an.“

„Ave, Ave, Ave Maria“, klingt es aus vielen hundert Kehlen über den Marienplatz in Kevelaer. Mit brennenden Kerzen ziehen die Pilger in einer Prozession über den Kapellenplatz durch die Bußmannstraße und wieder zurück zur Gnadenkapelle. Die Lichterprozession erinnert sehr an den großen französischen Wallfahrtsort Lourdes, wo viele tausend Frauen und Männer abends durch die Stadt an den religiösen Zentren ziehen, wie zum Beispiel an der Kirche oder der Grotte, wo die Gottesmutter der jungen Bernadette von Soubirous viele Male erschienen sein soll.

Der Schrein mit den Reliquien der Heiligen Bernadette in der Marienbasilika in Kevelaer. | Foto: Jürgen Kappel
Der Schrein mit den Reliquien der Heiligen Bernadette in der Marienbasilika in Kevelaer. | Foto: Jürgen Kappel

An diesem Abend sind die beiden Marienwallfahrtsorte Lourdes und Kevelaer enger denn je miteinander verbunden. Schon seit zwei Tagen beherbergt der niederrheinische Wallfahrtsort den Reliquienschrein der Heiligen Bernadette Soubirous aus Lourdes. In diesem Schrein ruhen minimale Hautpartikel, die dem unversehrten Körper der Toten nach Exhumierung am 18. Juli 1925, also 46 Jahre nach dem Tod, entnommen wurden. Erst danach wurde der Leichnam in einen Glassarg gelegt, in dem er noch heute zu sehen ist. „Wir beten keine Reliquien an“, hatte Wallfahrtsrektor Gregor Kauling im Vorfeld deutlich gemacht. Die Beziehung zu Gott, die durch die Erinnerung an die Heilige wachse, sei entscheidend.

 

Beginn einer Rundreise

 

In Kevelaer beginnt eine Rundreise des Schreis durch zahlreiche Bistümer Deutschlands. Angeregt hatte diese Initiative Freifrau Antoinette von Elverfeldt aus Weeze mit einem Schreiben an die Deutsche Bischofskonferenz. Die Präsidentin der Deutschen Hospitalité wollte mit dieser besonderen Wallfahrt auf das 25-jährige Jubiläum der Organisation aufmerksam machen, die sich in Lourdes um die Kranken kümmert.

Bevor die Pilger zur Lichterprozession aufbrechen, haben sie in der Marienbasilika an einer Andacht teilgenommen. „Da wohnt ein Sehnen tief in uns“, singt der Mädchenchor der Basilika. Mit seinem Lied greift der Chor die Gebetsanliegen der mehr als 300 Frauen und Männer aus, die sich in der Kirche vor dem  Schrein versammelt haben. Tief im Gebet versunken haben sie vor dem blau beleuchteten Schrein um ihre Sorgen und Anliegen gebetet. Sie sind dankbar, dass hier in Kevelaer ein solch sichtbares Zeichen aus Lourdes ist.

 

Was Marienwallfahrtsorte den Menschen bedeuten

 

Pilger mit Kerzen bei der Andacht auf dem Kapellenplatz in Kevelaer. | Foto: Jürgen Kappel
Pilger mit Kerzen bei der Andacht auf dem Kapellenplatz in Kevelaer. | Foto: Jürgen Kappel

„Es ist gut, dass es diese Möglichkeit gibt und wir die weite Reise nach Lourdes nicht antreten müssen“, sagt Annemarie Peters. Für die 71-Jährige spielt Maria eine große Rolle in ihrem Leben und Glauben. Ebenso wie für Hildegard van Berlo. „Es ist ihre Eigenschaft als Trösterin, die mich bewegt“, sagt die 65-Jährige. Zu ihr könne sie mit ihren Anliegen kommen. Zum Beispiel wenn es Kummer um die Gesundheit, am Arbeitsplatz oder in der Familie gebe. Hier in Kevelaer sei Maria doch die Trösterin der Betrübten. Und die 77-jährige Hanna Elders-Boll, die bereits sieben Mal in Lourdes gewesen ist, ergänzt: „Maria schlägt eine Brücke zu Jesus. Sie ist meine Ansprechpartnerin.“

Wallfahrtsrektor Gregor Kauling erinnert in seiner Ansprache, dass Gott alles zum Guten wenden wolle. Die einzige Voraussetzung sei die bedingungslose Liebe. „Die Wallfahrtsorte schenken uns Menschen eine Ahnung, letztlich niemals ganz verloren zu sein“, sagt der Domkapitular. In Lourdes hätte die Gottesmutter durch die damals 14-jährige Bernadette Soubirous „die Menschen auf den lebendigen Gott verwiesen, als die Quelle unseres Lebens, die uns Heil an Leib und Seele schenkt“.

 

Der Auftrag Mariens

 

Der emeritierte Bischof von Tarbes und Lourdes, Jaques Perrier, spendet den Päpstlichen Segen. | Foto: Jürgen Kappel
Der emeritierte Bischof von Tarbes und Lourdes, Jaques Perrier, spendet den Päpstlichen Segen. | Foto: Jürgen Kappel

Der emeritierte Bischof von Tarbes und Lourdes, Jaques Perrier, erinnert in seiner Ansprache an den zentralen Auftrag Mariens, den Menschensohn ins Leben zu bringen. In den Augen vieler Beter und Mystiker sei Maria das Morgenrot, die Blüte Israels, die Blume der Menschheit. Nach jedem Morgenrot folge jedoch auch die Abenddämmerung, sagt der Bischof und zitiert den Philosoph Martin Heidegger mit den Worten, dass dem Menschen das „Sein zum Tod“ innewohnt. Weil Maria sich auf Gott ohne Wenn und Aber eingelassen habe, habe der Tod bei ihr keine Macht mehr. Maria sei den Menschen voraus gegangen.

Zum Abschluss den Pontifikalamts spendete der emeritierte Bischof den Päpstlichen Segen, ein Privileg, das 1884 dem Pastor im Wallfahrtsort Kevelaer, Joseph van Ackeren, von Papst Leo XIII. verliehen wurde und sich auf den jeweils amtierenden Wallfahrtsrektor überträgt. An den vier marianischen Hochfesten delegiert der Pfarrer von St. Marien dieses Recht an eine hochgestellte Persönlichkeit der Kirche, die den Wallfahrtsort besucht.

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