Die Krankenbruderschaft Rhein-Maas hilft seit 50 Jahren bei der Zug-Wallfahrt

Warum es bereichert, Kranke nach Lourdes zu begleiten

Durchs Abteilfenster haben sie die kranken Pilger in den Zug gehoben. Als Marion Müller-Praschma vor 50 Jahren die erste Bahn-Wallfahrt nach Lourdes organisierte, war manches beschwerlich, aber auch bereichernd. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

Anzeige

Lourdes hat sie gepackt. Der Ort und auch die Wallfahrt zur Grotte, dem Ort, an dem die Gottesmutter der kleinen Bernadette Soubirous am 11. Februar 1858 zum ersten Mal erschienen ist. „Lourdes kann man nur mit Kranken richtig verstehen“, sagt Marion Müller-Praschma, Gründerin und Geschäftsführerin der Krankenbruderschaft Rhein-Maas. „Es ist die große Offenheit für die Kranken, ihr Gefühl, angenommen zu sein“, sagt sie. Und: „Weltkirche ist in dieser einzigartigen Form nur dort zu erfahren. Nirgendwo wird so viel gebetet wie in Lourdes. Solange so viele Menschen so intensiv beten wie dort, wird die Kirche nicht untergehen“, ist sie überzeugt.

Marion Müller-Praschma (rechts) mit Pilgern in Lourdes.Marion Müller-Praschma (rechts) mit Pilgern in Lourdes. | Foto: Privat

 

Durchs Abteilfenster in den Zug

 

Mit 18 Jahren ist sie 1959 zum ersten Mal nach Lourdes gefahren. Als geborene Gräfin Praschma gehörte es zur Familientradition, mit den Malteserzügen Kranke in die Wallfahrtsstadt zu begleiten. „Wir fuhren damals unter einfachsten Umständen. Ohne Lazarett- und ohne Packwagen. Die Kranken wurden durch das Abteilfenster in den Zug gehoben“, erinnert sie sich. „Wir waren ein vergnügtes junges Volk“, ergänzt sie. „Kranke zu begleiten, ihnen die Chance zu geben, in Lourdes Kraft zu tanken, das war nicht nur eine Tradition. Das war gelebte Religiosität.“

Seitdem fuhr Müller-Praschma jedes Jahr nach Lourdes. Vor 50 Jahren, im Jahr 1967, startete die erste Reisegruppe mit einem Kranken und drei Pflegekräften. Für ihre Pläne, einen Pilgerreisezug zu gründen, fand sie erste engagierte Helfer in der Baronin Vittinghoff-Schell und in Pastor Franz-Günter Aengenheyster. Mit ihm gründete sie 1973 die Krankenbruderschaft Rhein-Maas.

Menschen mit vielen verschiedenen Behinderungen und Krankheiten prägen das Bild der Pilger in LourdesMenschen mit vielen verschiedenen Behinderungen und Krankheiten prägen das Bild der Pilger in Lourdes. | Foto: Michael Bönte

 

Kranke und Gesunde pilgern gemeinsam

 

Rund 60 Mitglieder hat diese Bruderschaft. Darauf ist sie stolz, weil ein Team herangewachsen ist, das sich für die Kranken einsetzt. Der nächste Pilgerzug für kranke und gesunde Menschen startet am 21. Mai von Emmerich aus. „Wir haben uns bewusst für den Pilgerreisezug entschieden“, sagt Müller-Praschma, die die Reise organisiert. „Wir pilgern in Gemeinschaft Kranker, Gesunder und Helfer. Gestärkt durch die Gemeinschaft, die während des Essens, Betens und Erzählens in den Abteilen wächst, kommen wir aus Lourdes zurück.“

Aus Anlass des 50-jährigen Jubiläums feiert Weihbischof Wilfried Theising mit der Krankenbruderschaft Rhein-Maas am 5. Februar einen festlichen Gottesdienst im Xantener Dom. Seit 2011 kennt er die Rhein-Maas-Wallfahrt. „Ich bin begeistert von dem Engagement. Vor allem das Reisen mit dem Zug macht mir große Freude. So kann ich als Priester alle Pilger während der Fahrt besuchen und persönlich ansprechen.“

 

Theising: „Keiner muss seine Not verstecken“

 

Die Reise mit dem Zug ermöglicht es, viele Kranke und Behinderte mitzunehmen. „Sie können an allen Gottesdiensten und Veranstaltungen teilnehmen, weil viele Malteser ehrenamtlich ihren Dienst tun. Tag und Nacht stehen sie für die Kranken und Behinderten zur Verfügung“, sagt Weihbischof Theising.

Für den Weihbischof hat der Marienort am Fuß der Pyrenäen eine tiefe Spiritualität. In Lourdes bewegt ihn immer wieder die große Pilgergemeinschaft, die insbesondere bei der Lichterprozession, der Sakramentsandacht und der internationalen Messe erfahrbar wird. „Keiner muss hier seine Krankheit, seine Not und seinen Kummer verstecken. Maria trägt alles mit und hilft, das Schwere zu erdulden“, sagt er. „Vieles wird leichter und erträglicher.“

Anzeige