Print-Chefredakteurin Annette Saal zur Idee einheitlicher Schulkleidung

Respekt kann man nicht anziehen

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Braucht es einheitliche Schulkleidung? Die Katholische Elternschaft Deutschlands ist skeptisch, unsere Print-Chefredakteurin Annette Saal in ihrem Kommentar ebenso. Ihr Vorschlag ist ein anderer.

Schuluniformen können zur Identifikation mit einer Bildungseinrichtung beitragen und möglicherweise soziale Ungleichheit zwischen Jugendlichen reduzieren. Das war kürzlich wohl auch die Intention für den Vorstoß des Bundeselternrats, einheitliche Schulkleidung zu empfehlen. Schließlich sind Schülerinnen und Schüler in Uniform in manchen anderen Ländern – vor allem in den angelsächsischen – ein alltäglicher Anblick.

Die katholische Elternschaft Deutschlands wendet sich allerdings gegen diesen Vorstoß – aus guten Gründen: Einheitliche Kleidervorschriften für Schülerinnen und Schüler leisteten keinen wesentlichen Beitrag dazu, Bildung und Respekt in den Schulen zu fördern, heißt es.

Dresscode im Gespräch mit den Schülern entwickeln

In der Tat dürfte einheitliche Schulkleidung für diese pädagogischen Ziele nicht Wesentliches beitragen. Zu einfach wäre es gedacht, gegenseitigen Respekt durch äußere Vorschriften erreichen zu können. Sinnvoller als die Verordnung gleicher Outfits ist die schulische Diskussion darüber, was den Menschen in seiner Inividualität ausmacht, welche modisch begründeten Anblicke anderen zumutbar sind und was Angeberei von besser betuchten Schülern bei sozial schwächeren auslösen kann.

Unter Beteiligung der Schülerinnen und Schüler lässt sich der Rahmen eines schulischen Dresscodes entwickeln, innerhalb dessen sich jeder individuell kleiden kann. Schließlich gehört unterschiedliches Aussehen zur Entwicklung der Persönlichkeit – und zum späteren Leben außerhalb des schulischen Umfelds.

Nicht nur Kleidung belegt soziale Unterschiede

Wer überdies meint, eine einheitliche Garderobe würde verhindern, dass Jugendliche sich gegenseitig ausstechen, denkt zu ideal. So kann zum Beispiel auch das teure Handy oder luxuriöse Fahrrad ein soziales Gefälle dokumentieren.

Nicht zuletzt dürften die Kosten für einheitliche Schulkleidung manche sozial schwache Familien, vor allem kinderreiche, belas­ten – zusätzlich zu den Problemen, die sie ohnehin schon haben. So könnte eine Vorschrift gleicher Kleidung die Ungleichheit noch verstärken.

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