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Kein Alkohol, nichts Süßes, nein zu Knabbereien – Hauptsache verzichten? Wichtiger ist es, von Ostern her zu fragen: Wie kann ich bewusster mit meinem von Gott geschenkten Leben umgehen? Sieben „Kirche+Leben“-Redakteure verraten ihre „Mehr-Leben!-Vorsätze“.
I - 40 aus 150
150 Lieder umfasst das Buch der Psalmen. Weltliteratur! Inhaltlich aber nicht immer leicht zu verstehen. Nicht jedes Gebet klingt wie Nummer 23: „Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln …“ Ich habe mir vorgenommen, nicht numerisch vorzugehen. Es gibt ohnehin mehr Lieder als Tage in der Fastenzeit. Ich werde mich täglich von dem ansprechen lassen, was mich ins Lesen hineinzieht. Es soll ja auch Spaß machen und etwas mit mir zu tun haben. Außerdem möchte ich ein bisschen Textvergleich anstellen: mit der Einheitsübersetzung und dem Psalmenbuch der Benediktiner von Beuron. | Karin Weglage
II - Eine Stunde anders
Auch mich lockt abends nach acht die Fernbedienung, also Spielfilm, Fußball oder Netflix. Dann noch Heute-Journal und Gute Nacht. Aber über diese Art Ablenkung bleibt Wichtiges oft liegen. Nicht die fällige Steuererklärung oder Überweisungen, aber Telefongespräche mit Freunden zum Beispiel, oder das Buch, das ich seit Weihnachten lesen will. Diesen Dingen will ich in den kommenden sieben Wochen eine Chance geben – und eine feste Zeit. Bis um neun bleibt der Fernseher aus. Ich werde lesen, telefonieren, Musik hören. Ich freue mich schon auf die neue Erfahrung. Vielleicht bleibe ich ja sogar dabei. | Michael Rottmann
III - Tschüss, Stehrümchen
Die 40 Tage können eine Gelegenheit sein, aufzuräumen. Welche E-Mails in meinem übervollen Postfach brauche ich wirklich nicht mehr? Welche Papiere auf meinem Schreibtisch können anderswo abgelegt oder endgültig entsorgt werden? Was könnte ich abgeben aus meinem Wäscheschrank? Wie viele „Stehrümchen“ umgeben mich, von denen ich mich gut verabschieden könnte? Womit verbringe ich meine Zeit, womit fülle ich meinen Raum? Das Aufräumen des Äußeren hat auch eine Wirkung auf mein Inneres. Beim Sortieren von Gegenständen können sich Kopf und Herz neu sortieren.| Pater Daniel Hörnemann OSB
IV - Fairzichten
Für mich gehört eine gute Tasse Kaffee zum guten Morgen. Die Fastenzeit soll für mich Anstoß sein, konsequent auf fair gehandelten Kaffee umzusteigen. Das lenkt den Blick auf diejenigen, denen es deutlich weniger gut geht als uns hierzulande. Da haben wir als Christen eine Verpflichtung. Mit dem Kauf fair gehandelter Waren zeigt sich eine Wertschätzung gegenüber den Menschen in ärmeren Ländern. Deshalb werde ich mich zu dem jeweiligen Produkt – Tee und Honig aus fairem Handel gehören auch dazu – so konkret wie möglich über Lebens- und Arbeitsbedingungen informieren. Und versuchen, andere zu überzeugen. | Annette Saal
V - Laut ist out
„Beten ist Hören“, haben mir mehrere Priester empfohlen. Ich frage mich: Kommt Gott bei mir überhaupt zu Wort? Meist läuft es doch so: Ich spreche einen Gebetstext, bekreuzige mich – und fertig. Danach stecke ich wieder im lauten Alltag. Das will ich ändern und an jedem Tag der Fastenzeit fünf Minuten still werden. Mich hinsetzen, Stille aushalten. Und zwar nicht beim Radfahren oder so, weil zufällig gerade niemand mit mir spricht. Da ist es zu laut, da kommt Gott nicht gut zu mir durch. Sondern fünf Minuten als bewusste Entscheidung. Ich bin gespannt, ob ich etwas von Gott spüre. Oder höre. | Jens Joest
VI - Ohren für Onkel Josef
Da ist mein Onkel Josef, der früher oft mit mir im Zoo war. Jetzt lebt er weit weg im Sauerland, alt, einsam und krank. Mit einer seltenen Krankheit, die ihn nicht besonders einschränkt, aber zu vielen Ärzten treibt und sehr beschäftigt. Auch bei unseren Telefongesprächen. Dort komme ich neben seinen Krankengeschichten kaum zu Wort. Anstrengend. Deshalb sind meine Anrufe selten geworden. In dieser Fastenzeit mache ich es anders: Ich rufe ihn bewusst jede Woche an, höre ihm intensiv und mit vielen Rückfragen zu. Jetzt ist Schluss mit der leisen Gewohnheit, Onkel Josef zu vergessen. | Franz Josef Scheeben
VII - Boxen-Stopp
Nichts gegen Spontaneität, aber einige Abläufe im Tageslauf sind bei mir immer gleich. Morgens im Bad zum Beispiel: erst rasieren, dann duschen, dann Zähne putzen, dann Deo. Anschließend geht das so weiter – und sobald ich im Auto sitze, um zur Arbeit zu fahren, läuft das Radio. Immer. Ich stelle es nicht einmal an, es schaltet sich mit der Zündung ein. – Weil die Fastenzeit ja dazu ermutigt, auch Gewohnheiten zu überprüfen, werde ich auf Gerede und Gedudel aus den Auto-Boxen verzichten. Ich bin mir sicher, das lässt mich bewusster durchs schöne Münsterland fahren – und bald die Wiederauferstehung der Natur erleben. | Markus Nolte