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Wenn die Jugendlichen merken, dass es für ihr Leben gut ist, dann werden sie neugierig und interessieren sich für den Religionsunterricht. Diese Erfahrung hatten die meisten der Lehrer gemacht, die sich auf Einladung von Weihbischof Christoph Hege im Nordwalder Augustinushaus getroffen hatten, wie die Bischöfliche Pressestelle Münster am Montag mitteilte. Die Pädagogen waren sich einig: „Viele Schüler sind auf der Suche nach etwas, was ihnen Halt und Kraft gibt.“
Der regelmäßige Kontakt mit den Fachlehrern ist dem Weihbischof wichtig. Das betonte Hegge gleich zu Beginn des Austausches: „Ich möchte wissen, vor welchen Problemen und Herausforderungen Sie täglich stehen.“ Mit dabei in der Runde war auch Christian Schulte, Leiter der Abteilung Religionspädagogik im Bistum Münster.
Religionslehrer: Viele Schüler haben keine Ahnung mehr vom Glauben
Was sie im Unterricht an den verschiedenen Schulformen erwartet – oder auch nicht, darüber berichteten die Lehrer dem Gastgeber: „Viele Schüler haben wenig Ahnung vom Glauben“, sagte eine Gymnasiallehrerin und bekam breite Zustimmung von ihren Kollegen. Den Kindern und Jugendlichen fehle eine religiöse Bildung und die Bindung zur Kirche sei längst nicht mehr selbstverständlich. Oftmals müsse man im Unterricht fast bei Null anfangen. Sind die Kinder in den unteren Stufen der weiterführenden Schulen zumindest noch gespannt auf die Themen, zeigten sich die meisten älteren Schüler eher unmotiviert: „Es ist schwer, den Funken überspringen zu lassen.“ Und dennoch, wusste ein Lehrer am Berufskolleg, „melden sich nur wenige Schüler vom Religionsunterricht ab, obwohl sie es könnten“.
Diese Chance müsse genutzt werden, erklärten die Pädagogen übereinstimmend und Weihbischof Hegge ergänzte: „Wir müssen unseren Grips in die Hand nehmen und erspüren, was die Jugendlichen bewegt und interessiert.“ Dabei sei es notwendig, neue Wege zu gehen, neue Möglichkeiten zu entdecken und auch quer zu denken. „Wir müssen uns ihren Fragen stellen – und nicht Antworten auf Fragen geben, die die Jugendlichen gar nicht haben“, fasste er zusammen. Wichtig sei es, sich zu Gott und dem eigenen Glauben zu bekennen – und damit den Schülern etwas vorzuleben, das sie von zu Hause meist nicht mehr kennen.
Religionslehrer fordern eine Überarbeitung der Lehrpläne
Um diese Begegnung umsetzen zu können, forderten Lehrer eine Überarbeitung der Lehrpläne. Dann wäre beispielsweise öfter mal Zeit, um mit den Schülern in die Kirche zu gehen, wie eine der Lehrerin aus ihrer Praxis zu erzählen wusste. Anfangs seien die Jugendlichen eher maulend mitgegangen. In der Kirche habe sie ihnen das Angebot gemacht, bei leiser Musik zwischen verschiedenen Aktionen zu wählen: „In der darauffolgenden Unterrichtsstunde haben sie gefragt, wann wir das nächste Mal in die Kirche gehen.“