Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken wählt das Präsidium neu

Sternberg gibt ZdK-Spitzenamt ab – Porträt eines kantigen Katholiken

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Thomas Sternberg steht nicht erneut als Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken zur Wahl. Das hat manche verwundert, da der Synodale Weg noch nicht abgeschlossen ist. Am morgigen Freitag klärt sich die Nachfolge des Münsteraners.

Er betont, er habe das von Anfang an gesagt. Freunde und Mitstreiter waren trotzdem betroffen über die Ankündigung von Thomas Sternberg (69), nicht erneut als Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) zu kandidieren. Am 19. November regelt die ZdK-Herbstvollversammlung per Wahl seine Nachfolge.

Dass Sternberg ausgerechnet in einer Zeit aufhört, in der der von ihm mitkonzipierte Synodale Weg auf die entscheidenden Meter geht, mag verwundern. Der Zeitpunkt sei aber „von Anfang an“ abgesprochen gewesen. Er habe im vergangenen Jahr „noch einmal intensiv überlegt, weil mir der Synodale Weg schon sehr am Herzen liegt“, sagt Sternberg. „Man muss Ämter auch wieder abgeben können.“

Wechsel in Umbruch-Zeiten

Für das ZdK ist es ein Personalwechsel in Umbruch-Zeiten: Im Januar 2020 kam mit Marc Frings ein neuer Generalsekretär ins Amt. Anfang 2022 zieht das Sekretariat – mit fast komplett neuer Mannschaft – von Bonn nach Berlin. Die katholischen Laien wollen näher an politischen Entscheidern sein.

Der gebürtige Sauerländer Sternberg ist ein Baum von einem Mann. Nach Bäckerlehre und Abendgymnasium studierte er Germanistik, Philosophie, Kunstgeschichte, Theologie, promovierte gleich zweimal, in Germanistik und in Theologie. Ein Studienjahr in Rom hat ihn tief geprägt.

Früherer Direktor des Franz-Hitze-Hauses

Als Direktor der münsterschen Bistumsakademie profilierte Sternberg das „Franz-Hitze-Haus“ auch als Stätte von Kultur und Kunstausstellungen. Zusätzlich engagierte sich der Vater von fünf Kindern im Stadtrat von Münster. Später wurde er kulturpolitischer Sprecher der nordrhein-westfälischen CDU-Landtagsfraktion in Düsseldorf. Seit 2001 ist er Honorarprofessor für Kunst und Liturgie an der Universität Münster.

Sternberg sieht die Kirche in Deutschland in einer Zeitenwende. Er selbst steht mit einem Bein noch mitten in volkskirchlichen Strukturen, wie er sie in Westfalen erlebt hat. Die Liturgie ist ihm wichtig, besonders die Feier der Osternacht, auch Taizé.

Klare Kante

Der Münsteraner kann klare Kante zeigen. Beim 100. Deutschen Katholikentag in Leipzig 2016 hielt er gegen massive Kritik daran fest, der AfD kein Podium zu bieten. Mehrfach hat er sich für ein neues Konzil ausgesprochen – auch um die Rolle der Frauen in der Kirche voranzubringen.

Er fordert mehr Gewaltenteilung und Mitbestimmung der Laien sowie eine Verwaltungsgerichtsbarkeit in der Kirche. Dem Nein des Vatikans zur Segnung homosexueller Paare hat er massiv widersprochen. Im Streit um das Kölner Missbrauchsgutachten forderte er offen personelle Konsequenzen.

Gelassen bei Querschüssen gegen Synodalen Weg

Querschüssen gegen den Synodalen Weg aus Rom steht Sternberg – zumindest äußerlich – gelassen gegenüber. „Die Rede vom deutschen Sonderweg hat sich längst als Unfug erwiesen, wie die internationale Resonanz beweist“, sagt er. „Wenn das in dieser Weite diskutiert wird, lässt das Rom nicht unberührt – auch wenn es an vielen Stellen im Vatikan weiter Misstrauen geben wird.“

Sternberg zeichnete außer für den Synodalen Weg und für die Katholikentage in Leipzig und Münster auch für den Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt mitverantwortlich. Der Abschied fällt schwer: Von der Synodalversammlung in Frankfurt hat er sich mit Tränen in den Augen verabschiedet. „Dass ich öffentlich die Fassung verliere, passiert wirklich selten“, bekannte er.

Politisches Gewicht des ZdK

Nach wie vor ist Sternberg der Meinung, das ZdK habe politisches Gewicht. „Ob das Lieferkettengesetz ohne die klare Unterstützung durch unsere katholischen Einrichtungen, Verbände und das ZdK zustande gekommen wäre, wage ich zumindest zu bezweifeln“, zeigt er sich selbstbewusst.

Wichtige Themen kommender Jahre sieht der Münsteraner bei der Regelung der Suizid-Beihilfe oder beim Umgang mit Migranten in einer religiös und kulturell vielfältigen Gesellschaft.

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