Dogmatiker warnt vor "falsch verstandener Toleranz"

Theologe Tück: Nicht alle Kreuze aus öffentlichem Raum entfernen

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Das Kreuz sollte als religiöses Symbol nach Meinung des Wiener Theologen Jan-Heiner Tück im öffentlichen Raum weiter seinen Platz haben. Um Konflikte zu vermeiden, sei zwar sorgfältig zu überlegen, wann und wo Kreuze aufgehängt werden, so Tück. Es könne aber nicht Aufgabe des weltanschaulich-neutralen Staates sein, "religiöse Symbole im Namen einer falsch verstandenen Toleranz ganz verschwinden zu lassen".

Das Kreuz sollte als religiöses Symbol nach Meinung des Wiener Theologen Jan-Heiner Tück im öffentlichen Raum weiter seinen Platz haben. Um Konflikte zu vermeiden, sei zwar sorgfältig zu überlegen, wann und wo Kreuze aufgehängt werden, so Tück im Interview der Kirchenzeitung von St. Pölten in Österreich. Er glaube allerdings, "dass es nicht die Aufgabe des weltanschaulich-neutralen Staates sein kann, religiöse Symbole im Namen einer falsch verstandenen Toleranz ganz verschwinden zu lassen". Dies laufe letztlich auf eine Privilegierung der Religionslosen im öffentlichen Raum hinaus.

Religiöse Akteure sollten ihren Glauben symbolisch zum Ausdruck bringen dürfen, "um an Werte und Überzeugungen zu erinnern, die schließlich allen zugutekommen", forderte der deutsche Theologe, der an der Universität Wien Dogmatik lehrt. Ohne das Kreuz als Zeichen der Nächstenliebe könnte die "soziale Temperatur" in der Gesellschaft sinken.

Kreuz stehe für "Kultur der Versöhnung"

Das Kreuz stehe zudem für eine Kultur der Vergebung, so Tück. "Jesus hat Feindesliebe nicht nur gepredigt, sondern selbst bis in den Tod hinein eingelöst." Statt andere auf ihre Fehler zu fixieren, gelte es, ihnen einen Raum der Umkehr und des Neubeginns offen zu halten. "Ein Denken in Freund-Feind-Schemata kann sich nicht auf Jesus berufen."

Für massive Kritik hatte gesorgt, dass vor dem Außenministertreffen der G7-Staaten Anfang November in Münster das Ratskreuz aus dem Friedenssaal des Historischen Rathauses entfernt worden war. Dies war vom Bundesaußenministerium organisatorisch und protokollarisch begründet worden. Ministerin Annalena Baerbock (Grüne) hatte im Nachhinein erklärt, das Kreuz hätte in den Friedenssaal gehört, auch wenn er als Konferenzraum hätte umgebaut werden müssen.

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