Vorwurf: Bischof verschleppt Berufungsverfahren

Theologen: Voderholzer blockiert Berufungsverfahren an Universität

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In Regensburg gibt es massive Vorwürfe gegen Bischof Voderholzer aus der akademischen Theologie. Im Mittelpunkt steht die Frage: Wie viele Theologieprofessoren an einer staatlichen Uni müssen Priester sein?

Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer sieht sich massiven Vorwürfen aus der akademischen Theologie ausgesetzt. Am Montag hielt ihm die Arbeitsgemeinschaft Christliche Sozialethik im deutschen Sprachraum die Verschleppung mehrerer Berufungsverfahren für Lehrstühle an der Universität Regensburg vor. Der Bischof belaste damit nicht nur die Fakultät, sondern beschädige auch die von der Uni ausgewählten Kolleginnen und Kollegen.

An der Universität Regensburg sind derzeit 6 von 14 Lehrstühlen in der Katholisch-Theologischen Fakultät unbesetzt. Im Fach Christliche Sozialethik ist das Auswahlverfahren bereits seit dem Jahr 2020 abgeschlossen.

Vorwurf: Voderholzer verschleppt Nihil-Obstat-Verfahren

Vor einer Berufung durch das bayerische Wissenschaftsministerium muss der Bischof gefragt werden. Insbesondere bei Erstberufungen von Nachwuchstheologen ist nach dem Bayerischen Konkordat von 1924 eine Unbedenklichkeitserklärung („Nihil Obstat“) erforderlich. Sie ist im Vatikan einzuholen.

Der Hauptvorwurf gegen Voderholzer lautet, er habe in mehreren Fällen das Nihil-Obstat-Verfahren noch nicht einmal eröffnet. Damit missbrauche er sein Mitwirkungsrecht. Laut übereinstimmenden Medienberichten ist dem Bischof an einer höheren Priesterquote bei den Lehrenden der theologischen Fakultät gelegen; derzeit ist nur ein einziger Professor Priester. Die deutschen Sozialethikerinnen und Sozialethiker werten Voderholzers Haltung als „Erpressung“.

Berufungsverfahren dauern „ausgesprochen lange“

Der Katholisch-Theologische Fakultätentag (KThF) und die Arbeitsgemeinschaften für Katholische Theologie veröffentlichten am Montag ebenfalls eine gemeinsame Stellungnahme. Darin bemängeln sie, dass sich aktuell mehrere Berufungsverfahren zur Neubesetzung von Professuren „ausgesprochen lange“ hinziehen. Das belaste die Bewerber unzumutbar und gefährde Forschung und Lehre.

Auf die Situation in Regensburg geht diese Stellungnahme nicht eigens ein. Die beiden Fachorganisationen appellieren jedoch generell an alle Parteien in Berufungsverfahren, geltendes Recht zu achten und den konstruktiven Dialog zu suchen. Bei anhaltenden Differenzen sollte die Einrichtung eines Schlichtungsverfahrens erwogen werden. Ein Sprecher des Bistums Regensburg erklärte auf Anfrage, Bischof Voderholzer begrüße die Stellungnahme des Fakultätentags. Er sei gesprächsbereit. „Allerdings liegt der Ball jetzt bei der Fakultät.“

Appell an CSU-Wissenschaftsminister

Das kirchliche Hochschulrecht sieht vor, dass an katholisch-theologischen Fakultäten eine „angemessene Zahl“ an Priestern lehrt. Eine konkrete Zahl oder Quote wird nicht genannt. Zugleich gilt an Universitäten in Deutschland das Prinzip der Bestenauslese. Das heißt, dass geringer qualifizierte Priester Mitbewerbern auf theologische Lehrstühle nicht einfach vorgezogen werden können.

Ein generelles Problem besteht darin, dass die Zahl der Habilitationen in katholischer Theologie in Deutschland seit Jahren sinkt. Damit wird der Kreis des geeigneten Personals für Professuren immer kleiner. Die AG Sozialethik forderte Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) auf, die Blockade in Regensburg zu beenden. Einen konkreten Vorschlag dazu enthält ihre Stellungnahme nicht.

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