Im Bistum Münster verkürzt jeder vierte Bufdi seinen Dienst

Träger klagen: Verbindlichkeit bei Freiwilligendiensten fehlt

Bundesweit beendet jeder dritte Freiwillige seinen Bundesfreiwilligendienst vorzeitig, bei katholischen Trägern im nordrhein-westfälischen Teil des Bistums Münster ist es jeder Vierte. Das ist ein Problem für die Einrichtungen.

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Bundesweit beendet jeder dritte Freiwillige seinen Bundesfreiwilligendienst (BFD) vorzeitig, bei katholischen Trägern im nordrhein-westfälischen Teil des Bistums Münster ist es jeder Vierte. Das ist ein Problem für die Einrichtungen.

„Die zeitliche Verbindlichkeit wie beim Zivildienst ist nicht mehr da“, beklagt Angelika Frank im Gespräch mit „Kirche-und-Leben.de“. Frank ist Geschäftsführerin der Gesellschaft Freiwillige Soziale Dienste im Bistum Münster (FSD), die Freiwillige in katholische Einrichtungen im NRW-Teil des Bistums vermittelt.

 

Keine Nachfolger für Abbrecher

 

Hatte der Zivildienst noch eine feste Dauer, können Freiwillige beim BFD einen Zeitraum zwischen sechs und 18 Monaten wählen. Beende jemand den Dienst vorzeitig, stehe oft nicht gleich ein Nachfolger bereit, so Frank. Dann falle ein Angebot, das Freiwillige betreut hätten, oft ersatzlos weg – zum Beispiel in der Freizeitgestaltung für Einrichtungs-Bewohner.

Bundesweit verkürzen nach Angaben der Bundesregierung 32 Prozent der Bufdis die ursprünglich vereinbarte Länge des Dienstes. Im NRW-Teil des Bistums sind es nach FSD-Angaben etwas weniger: Sowohl beim BFD als auch beim Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) liege die Quote bei 20 bis 25 Prozent.

 

Warum die Bufdis abbrechen

 

Häufigster Grund für den Abbruch ist – auch im Bistum Münster – der Wechsel auf einen Ausbildungs-, Studien- oder Arbeitsplatz. „Viele Freiwillige gestalten mit ihrer Dienstzeit Übergänge, zum Beispiel nach dem Schulabschluss“, sagt Frank. „Wenn sie früher als gedacht einen Ausbildungsplatz erhalten oder an einen Studienort umziehen müssen, dann beenden sie den Dienst.“

Zwei weitere Gründe veranlassen manche Freiwillige zum Abbruch. Erstens die Bezahlung. Katholische Träger im Bistum, die mit der FSD zusammenarbeiten, zahlen den Freiwilligen das höchste erlaubte Taschengeld – derzeit 380 Euro im Monat. „Dennoch sind viele Nebenjobs lukrativer“, weiß die FSD-Expertin.

 

Pluspunkt Betreuung

 

Selten brechen Freiwillige auch aus Unzufriedenheit ab, berichtet Frank. Wer in seiner Einrichtung nicht angelernt werde und nur Aufgaben erfüllen solle, „der fühlt sich oft ausgenutzt“.

Es gehe auch anders: „Viele Einrichtungen befassen sich intensiv mit ihren Bufdis und FSJ-lern, sie sehen sie als potenzielle spätere Mitarbeiter“, berichtet die Fachfrau. Nach ihren Worten bleiben sechs von zehn Freiwilligen nach ihrem Dienst in den sozialen Berufen.

Dort, wo es eine systematische Einführung, feste Betreuer und die Möglichkeit zur Fortbildung gebe, würden kaum Freiwillige den Dienst abbrechen. „Viele Freiwillige suchen gerade pädagogische Begleitung, weil sie sich noch in einer Findungsphase für Leben und Beruf befinden“, erläutert Frank.

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