Nachdem Hunger wieder großes Thema im Land geworden ist

Wahlen in Brasilien: Hilfswerk Misereor hofft auf politische Wende

  • Von den Wahlen in Brasilien erhofft sich das katholische Hilfswerk Misereor eine politische Wende.
  • In Brasilien haben Hunger und Armut in den vergangenen Jahren wieder zugenommen.
  • Misereor will an der Seite der rund 200 Projektpartner bleiben.

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Von den bevorstehenden Präsidentschaftswahlen in Brasilien erhofft sich das Bischöfliche Hilfswerk Misereor eine Wende. „Ich hoffe, dass in Brasilien nach der Wahl am 2. Oktober eine Etappe beginnt, die ein Ende der Korruption, der Lügen und der Zerstörung auf den Weg bringt“, erklärte Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel am Freitag in Aachen. An diesem Sonntag stellt sich der Rechtspopulist Jair Messias Bolsonaro erneut zur Wahl, ebenso wie Ex-Präsident Luiz Inacio „Lula“ da Silva.

Nach einem „extrem polarisierten und aufgeheizten Wahlkampf ist es wichtig, die demokratischen Räume für soziale Teilhabe wiederherzustellen und die Vision eines gerechteren und nachhaltigen Staates zu verwirklichen“, betonte Spiegel.

In Brasilien Hunger wieder Thema

Er forderte Regeln für Unternehmen und staatliche Behörden sowie eine Rücknahme von Dekreten, die Menschen Rechte entzogen hätten. Auch müsse die Organisation Funai zur Stärkung der Rechte von Indigenen wieder mit umfassenden Befugnissen ausgestattet werden. „Dazu kann Europa beitragen, indem das Freihandelsabkommen der EU mit Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay (Mercosur) in sozialen und ökologischen Belangen nachgeschärft wird“, erklärte Spiegel.

„In nur vier Jahren ist Brasilien unter Jair Bolsonaro auf die Weltkarte des Hungers zurückgekehrt“, betonte der Experte. Er prangerte zudem Abholzungen von Wäldern sowie Armut an. So sei die Zahl der Obdachlosen und der auf der Straße lebenden Familien stark gestiegen. „In Sao Paulo hat sie sich laut der Volkszählung 2021 während der vergangenen zwei Jahre um 54 Prozent erhöht. 32.000 Personen leben auf den Straßen der Stadt – ein Rekordwert; die Dunkelziffer dürfte wesentlich höher liegen.“

Hoffnung auf neuen Präsidenten

Dem kirchlichen Kölner Internetportal domradio.de sagte Spiegel, es stehe viel auf dem Spiel für den zukünftigen Weg Brasiliens und auch ganz Lateinamerikas. Die Mehrheit der Menschen in Brasilien verbinde sehr viel Hoffnung damit, dass ein anderer Präsident als Nachfolger von Bolsonaro gewählt werde. So lebten rund 33 Millionen Menschen in Ernährungsunsicherheit.

Auch habe die Gewalt enorm zugenommen, sagte Spiegel. „Die Demokratie wurde immer fragiler. Zivilgesellschaftliche Möglichkeiten wurden unterbunden. Abbau sozialer Rechte.“ Die Corona-Pandemie habe hunderttausende Tote gekostet, die laut Weltgesundheitsorganisation vermeidbar gewesen seien. Der Schutz des Regenwaldes und indigener Völker stehe dem „Modell Bolsonaros, Förderung der Agrarindustrie“ entgegen.

Misereor bleibt in Brasilien aktiv

„Die Schwerpunkte, die wir in Brasilien als Misereor haben, ist die Förderung der Zivilgesellschaft, der Rechte indigener Völker und Schutz des Amazonasregenwaldes. Wir sind sehr stark in der bürgerlichen Landwirtschaft engagiert“, erklärte Spiegel. Deshalb hätten die mehr als 200 Projektpartner des katholischen Hilfswerks darum gebeten, weiterhin an ihrer Seite zu stehen.

„Es ist ganz interessant, dass die brasilianische katholische Bischofskonferenz gesagt hat, dass Brasilien eigentlich ein Land ist, das systemisch ungleich ist.“ Die Frage sei also, wie Misereor mit seinen Partnern einen Beitrag leisten könne, diese „systemische Ungleichheit der letzten vier Jahre“ zu unterbrechen und sich für eine größere Gerechtigkeit und Teilhabe einzusetzen.

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