Themenwoche Firmung (3): Interview mit Regina Laudage-Kleeberg

Warum der Glaube hilft, „trotzdem“ das Leben zu wagen

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Wer gefirmt wird, sagt noch einmal Ja zum Glauben. Wie trifft man solche wichtigen Entscheidungen? Warum hilft der Glaube, „trotzdem“ das Leben zu wagen? Antworten von der Theologin und Autorin Regina Laudage-Kleeberg.

Wer gefirmt wird, sagt noch einmal „Ja“ zum christlichen Glauben. Vielen Jugendlichen gibt das Kraft, eigenständig zu entscheiden. Wie sammeln Sie Kraft für wichtige Entscheidungen?

Ich berate mich vor wichtigen Entscheidungen mit Menschen, die einen Teil der Entscheidung beurteilen können. Als ich zum Beispiel abgewogen habe, ob ich den Job wechseln soll, habe ich mich mit einer Vielzahl von Leuten beraten. Der eine hatte schon mal einen ähnlichen Wechsel gemacht, die Nächste wusste, wie es sich anfühlt, als junge Frau neu in einer Branche zu sein. Mein Mann durfte sagen, ob es aus seiner Sicht zu unserem Familienleben passt, und mein Exerzitienbegleiter hat mir geholfen, meinen Glauben für die Entscheidung zu nutzen. Und dann habe ich noch eine Erfahrung im Gepäck: Man sollte nicht alle nach ihrer Meinung fragen, sondern nur fünf Menschen, die zu verschiedenen Aspekten etwas beitragen könnten. Und entscheiden kann man dann auf dieser guten Basis.

Das Bonifatiuswerk unterstützt in diesem Jahr mit den Gaben der Firmlinge beispielhaft die Jugendhilfeeinrichtung „Villa Lampe“ in Heiligenstadt. Wieso sind Projekte wie dieses wichtig für unsere Gesellschaft?

Themenwoche Firmung
In diesen Wochen wird in zahlreichen katholischen Gemeinden das Sakrament der Firmung gespendet. Jugendliche bereiten sich darauf in vielfältiger Weise vor. Das katholische Bonifatiuswerk unterstützt diese Vorbereitungen und fördert mit der Firm-Aktion Einrichtungen. In unserer Themenwoche stellt Kirche+Leben solch ein gefördertes Projekt vor und lässt Autorin Regina Laudage-Kleeberg und den Vechtaer Weihbischof Wilfried Theising über die Kraft des Glaubens zu Wort kommen.

Ich bin ein großer Fan von Kinder- und Jugendsozialarbeit. Nur wenn Kinder und Jugendliche Orte haben, wo sie sich geborgen und angenommen fühlen, trauen sie sich zu, Neues auszuprobieren, zu lernen und zu wachsen. Die „Villa Lampe“ und viele andere Orte schaffen da etwas, was wir alle für unser Wohlbefinden und unser gesundes Leben brauchen: Einen Safe-Space, an dem Menschen mir etwas zutrauen und mir helfen, meine Talente auszubauen, mit Rückschritten umzugehen und Freundschaften zu erleben.

Das Leitwort der Firmaktion 2024 heißt „Trotzdem“. Was machen Sie „trotzdem“?

Ich habe trotz der Klimakrise drei Kinder bekommen. Man könnte fragen: „Wie kann man heute noch Kinder bekommen?“ Aber ich glaube, dass Kinder ein ganz wichtiges „Trotzdem“ in dieser komplizierten Welt sind. Wenn sie das Leben entdecken, die Welt bestaunen, sich über einen Pups kaputtlachen, dann fasse ich neuen Mut, für sie und mit ihnen diese Welt ein Stückchen besser zu machen.

Wie machen Sie jungen Menschen Mut, trotz aller Umbrüche positiv in die Zukunft zu blicken?

Ich glaube ganz fest, dass wir nicht tiefer als in Gottes Hand fallen können. Egal was schief geht im Leben, egal wie allein wir uns fühlen oder wie aussichtslos etwas erscheint – da ist noch was, was über uns hinausgeht. Und weil dieser Glaube sich manchmal ganz schön weit weg anfühlt, wünsche ich den Firmlingen Menschen, die mit ihnen gehen und mit ihnen das Schwere aushalten, sich über das Ungerechte aufregen und mit auf das Unvorhersehbare zugehen.

„Obdachlos katholisch“:
Regina Laudage-Kleeberg beschreibt sich in ihrem Buch als „obdachlos katholisch“. In den Werten, Traditionen und Ritualen fühlt sie sich zu Hause, in der Institution Kirche eher nicht. Die Theologin war in den Bistümern Münster und Essen tätig. Sie grhört der Unabhängigen Aufarbeitungskommission für Missbrauch im Bistum Münster an.

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