Elf Monate nach Berufung des Gremiums

Missbrauch: Aufarbeitungskommission im Bistum Münster nimmt Arbeit auf

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Die unabhängige Aufarbeitungskommission im Bistum Münster hat ihre Arbeit aufgenommen. Dafür stellt das Bistum dem Gremium gut 1,5 Millionen Euro zur Verfügung. Für die Arbeit soll die Sicht Betroffener im Mittelpunkt stehen.

Die Kommission zur unabhängigen Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Bistum Münster (UAK) hat ihre Arbeit aufgenommen – gut elf Monate nach Bewilligung der Finanzmittel und der Berufung der Mitglieder. Der UAK-Trägerverein und das Bistum schlossen vorige Woche eine Vereinbarung über die Arbeitsgrundlage der ehrenamtlichen Kommission, wie das Bistum am Mittwoch mitteilte. Demnach stellt es der UAK rund 1,5 Millionen Euro zur Verfügung. Mit dem Geld werde in den kommenden dreieinhalb Jahren eine hauptamtlich besetzte Arbeitsstelle finanziert, um die Aufgaben der Kommission erfüllen zu können.

Die UAK-Arbeitsstelle werde vor allem leicht zu erreichende Kontakte für Menschen aus allen Regionen des Bistums eröffnen, Begleitung und Beratung organisieren, Erfahrungen und Themen aufbereiten und sich dabei konsequent am Willen von Betroffenen orientieren, hieß es. Aus dieser Arbeit sollten auch Hinweise gewonnen werden auf kirchliche Strukturen und Denkweisen, die immer noch Missbrauch ermöglichen oder erleichtern.

Aufarbeitungskommission außerhalb kirchlicher Strukturen

Aufarbeitungskommissionen gibt es bereits in mehreren der 27 deutschen Bistümer. Ihre Errichtung geht auf eine 2020 getroffene Vereinbarung des Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung und der Deutschen Bischofskonferenz zurück. Um den Charakter der Unabhängigkeit zu unterstreichen, würden im Bistum Münster die Mitglieder – anders als in anderen Bistümern – nicht vom Bischof berufen, hieß es. „Die UAK arbeitet völlig außerhalb kirchlicher Strukturen und Verantwortlichkeiten.“

Zu dem acht Personen umfassenden Gremium gehören den Angaben zufolge drei Missbrauchsbetroffene. Sie seien bei einem Betroffenentreffen im März 2023 gewählt worden. Es handelt sich um Melanie Hach, Hans Jürgen Hilling und Bernhard Theilmann. Von der Landesregierung entsandt seien die Juristin Angela Faber, Dezernentin für Schulen und Integration beim Landschaftsverband Rheinland, und der Sozial- und Erziehungswissenschaftler Christian Schrapper, der Vorsitzender der UAK ist. Auf Vorschlag des Bistums arbeiten die Religionswissenschaftlerin Regina Laudage-Kleeberg, der Kirchenrechtler Thomas Schüller und der Historiker Thomas Großbölting mit. Großbölting hatte die 2022 veröffentlichte Missbrauchsstudie für das Bistum Münster geleitet.

Winterkamp: Bistum erhält Angebote für Betroffene

Der Generalvikar des Bistums Münster, Klaus Winterkamp, betonte, man werde die eigenen Angebote für Missbrauchsbetroffene weiterhin aufrechterhalten. An den Ansprechpersonen für sie werde das Bistum ebenso festhalten wie an dem Beraterstab, der insbesondere Bischof Felix Genn beim Vorgehen gegen sexuellen Missbrauch unterstützt.

Mehr Informationen zur UAK Münster gibt es online: uak-muenster.de – Kontakt per Mail: kontakt(at)uak-muenster.de.

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