Anfrage von Kirche+Leben: Gesamtsumme bei 6,2 Millionen Euro

Bistum Münster zahlt 300.000 Euro für ein einzelnes Missbrauchsopfer

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Eine von sexuellem Missbrauch betroffene Person hat vom Bistum Münster 300.000 Euro in Anerkennung ihres Leids erhalten. Das ergab eine Kirche+Leben-Anfrage beim Interventionsbeauftragten des Bistums, Stephan Baumers.

Das Bistum Münster hat bisher 6,2 Millionen Euro an Betroffene sexualisierter Gewalt in Anerkennung ihres Leids gezahlt. Das Geld ging an 247 Personen, teilt auf Kirche+Leben-Anfrage der neue Interventionsbeauftragte des Bistums für Missbrauchsfälle, Stephan Baumers, mit.

Die höchste an eine Person gezahlte Summe habe 300.000 Euro betragen. Dabei gehe es um „schwersten sexuellen Missbrauch über einen längeren Zeitraum“, erläutert Baumers. Details – etwa zum Tatort – könne er aus Gründen des Daten- und Persönlichkeitsschutzes nicht nennen.

„In allen Fällen der Festsetzung gefolgt“

Vor wenigen Tagen hatte das Bistum Augsburg erst nach erneuten Beratungen zugestimmt, in einem Fall 150.000 Euro zu zahlen. Über die Summen für Betroffene sexualisierter Gewalt im katholischen Umfeld entscheidet bundesweit die Unabhängige Kommission für Anerkennungsleistungen (UKA). Das hatten die Bischöfe beschlossen.

Bei Beträgen von mehr als 50.000 Euro muss das fragliche Bistum oder der fragliche Orden zustimmen. Münster sei bisher „in allen Fällen der UKA gefolgt“, betont Baumers. Im Bistum sei bislang 25 Mal mehr als 50.000 Euro an Betroffene geflossen.

Bisher 323 Anträge

300.000 Euro sind zudem exakt jene Summe, zu deren Zahlung das Landgericht Köln 2023 das dortige Erzbistum in einem Schmerzensgeld-Prozess verurteilt hatte. Für das Bistum Münster setzte die UKA die Höchstsumme fest.

Seit Beginn der Missbrauchs-Enthüllungen Anfang der 2010er Jahre wurden im Bistum 323 Anträge auf Anerkennungsleistungen gestellt. 147 davon waren Folgeanträge von Menschen, die im System kirchlicher Zahlungen vor 2021 bereits Geld erhalten hatten, die sich aber wegen einer möglichen Nachzahlung nach der Reform des Systems an das Bistum und die nun zuständige UKA wandten.

Insgesamt flossen bisher 6,2 Millionen Euro, davon allein seit Anfang vergangenen Jahres 620.000 Euro. Die Angaben geben laut Baumers den Stand vom 18. Januar 2024 wieder.

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