Höchste Summe aller 27 Bistümer

Missbrauch: Bistum Münster bundesweit an der Spitze der Zahlungen

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Kein deutsches Bistum hat bisher so viel Geld an Betroffene sexualisierter Gewalt gezahlt wie Münster. Woran das liegen kann – und welche Bistümer auf den Plätzen folgen.

Das Bistum Münster hat von 2021 bis 2023 mehr Geld an Missbrauchsbetroffene gezahlt als jedes andere deutsche Bistum. Der Jahresbericht 2023 der bundesweiten Unabhängigen Kommission für Anerkennungsleitungen (UKA) gibt für die drei Jahre eine Summe von 6,27 Millionen Euro an.

Es folgen die Erzbistümer Freiburg (4,29 Millionen Euro) und Köln (4,05 Millionen Euro). Während das Bistum Essen 3,26 Millionen Euro zahlte und Diözesen wie Aachen, Paderborn und Trier deutlich über zwei Millionen Euro liegen, sind für das Erzbistum München zwischen 2021 und 2023 erst 936.500 Euro verzeichnet.

Zahlungen des Bistums Münster umfassen 282 „Vorgänge“. Dazu zählen Erstanträge, Widersprüche gegen einen UKA-Bescheid und Anträge auf Nachzahlung von Betroffenen, die im früheren System der Zahlungen vor 2021 bereits eine geringe Leistung erhalten hatten. Daher können sich mehrere „Vorgänge“ auf eine betroffene Person beziehen.

Angaben zu Gründen

Konkrete Gründe für Münsters Spitzenplatz nannte die UKA bei der Vorstellung des Jahresberichts auf Nachfrage nicht. Kommissionsvertreter verwiesen indirekt auf die Größe der jeweiligen Bistümer und die Zahl ihrer Einrichtungen und Pfarreien.

Auf Kirche+Leben-Anfrage teilt der Interventionsbeauftragte des Bistums Münster, Stephan Baumers, mit, bisher hätten 323 Personen beim Bistum einen Antrag auf Anerkennung des Leids gestellt. Über die Anträge befindet für die katholische Kirche bundesweit die UKA, die allerdings noch nicht alle eingegangenen Fälle entschieden hat.

Hohe Zahlungen

Die UKA hat von 2021 bis 2023 Zahlungen von 57 Millionen Euro an Betroffene sexualisierter Gewalt angeordnet. 2023 wurden in etwa zehn Prozent der Fälle Summen von mehr als 50.000 Euro festgesetzt. Ab dieser Höhe müssen die betroffenen Bistümer oder Orden zustimmen, was bisher in allen Fällen erfolgte.

Im Bistum Münster gab es Baumers zufolge bisher 38 Zahlungen von mehr als 50.000 Euro. Die höchste Einzelsumme hatte 300.000 Euro betragen, wie Kirche+Leben bereits im Januar als erstes Medium berichtete.

Vier besonders hohe Summen

Bundesweit hat die UKA bisher vier Betroffenen mehr als 250.000 Euro zuerkannt, darunter der Person im Bistum Münster. Über alle vier Fälle sei 2023 entschieden worden. Die vier Zahlungen summierten sich auf 1,6 Millionen Euro. Wie sie sich verteilen, veröffentlichte die Kommission mit Verweis auf den Daten- und Persönlichkeitsschutz nicht.

Auch die Orden und der Deutsche Caritasverband haben sich dem System angeschlossen, in dem zentral die UKA entscheidet. Von 2021 bis 2023 zahlten diese Träger insgesamt 10,0 Millionen Euro an Missbrauchs-Betroffene.

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