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Auch auf WhatsApp und Instagram wirbt eine Kirchengemeinde im Landkreis Vechta für Kirchensteuern. Pfarreiratsvorsitzende Carolin Wesjohann erklärt, wie und warum.
Frau Wesjohann, gab es einen konkreten Anlass für die Info-Kampagne „Kirchensteuer sei Dank“?
Ja. Bei einer Pastoralratssitzung in Vechta (der Pastoralrat ist ein beratendes Gremium des Weihbischofs) wurde uns anhand einer Grafik aufgezeigt, wie viele Menschen in den letzten Jahren aus der Kirche ausgetreten sind. So gab es im Jahr 2000 im Bistum Münster beispielsweise nur um die 7.000 Kirchenaustritte, 2022 waren es knapp 38.000. Dabei ist die Nachfrage nach den Angeboten der Kirche in den letzten Jahren gestiegen. Die Pfarreiratsvorsitzende aus Delmenhorst und ich unterhielten uns darüber, dass in unseren Medien die positiven Leistungen der Kirche für die Gesellschaft viel zu wenig Beachtung finden. Durch eine bessere und verständlichere Kommunikation an die unterschiedlichen Zielgruppen der Gesellschaft wollen wir einen Beitrag dazu leisten, dass Menschen nicht aus der Kirche austreten oder sogar den Weg zurück in die Gemeinschaft finden.
Warum ist es Ihrer Meinung nach wichtig, in Ihrer Gemeinde besonders darauf hinzuweisen, was alles aus Kirchensteuern finanziert wird? Die Kirche, etwa das Offizialat in Vechta, veröffentlicht doch jedes Jahr einen ausführlichen Finanzbericht. Da kann man doch alles nachlesen.
Die Zahlen sind zwar transparent, werden aber in der Bevölkerung nicht wahrgenommen. Die guten Informationen aus dem Bericht müssen als klare, einfache und verständliche Botschaften übermittelt werden. Um den Bürgern vor Ort zu zeigen, welchen Beitrag die Kirche, neben den Messen, für ein gutes Zusammenleben leistet.
In Ihren Anzeigen sind vornehmlich Menschen aus Visbek zu sehen, etwa Familien mit Kindergartenkindern oder das Büchereiteam. Warum ist Ihnen so eine lokale Anbindung bei der Info-Kampagne wichtig?
Die Verwendung der Kirchensteuer wird für viele verständlicher, wenn man die Einrichtungen, in die die Gelder fließen oder die Personen, die dafür arbeiten oder davon profitieren, persönlich kennt. Jeder kennt hier in Visbek die katholischen Kindergärten. Auch kennen viele Kinder, die an den Ferienfreizeiten der Kirchengemeinde teilnehmen, oder die Kleiderkammer in Visbek, die gebrauchte Kleidung an Bedürftige weiterverteilt. Die Menschen bekommen durch das Aufzeigen einen örtlichen Bezug zu dem Thema. Somit wird es konkret: die Zahlen bekommen einen „Namen“. Hier habe ich auch schon viel Zuspruch zur Aktion bekommen.
Wie könnte Ihrer Meinung nach eine solche Kampagne einem „Kirchensteuer-Überdruss“ – etwa an Stammtischen – entgegenwirken?
Wir neigen leider dazu, nur die negativen Nachrichten groß wahrzunehmen. Natürlich müssen Fehler und Missstände dargestellt werden, aber es ist wichtig, die positiven Aspekte herauszustellen und auch den Gläubigen fundierte Informationen über die guten Leistungen der Kirche zur Verfügung zu stellen. Wir Mitglieder müssen uns nicht verstecken und können stolz auf viele Errungenschaften der Kirche sein. Somit, glaube ich, kann man durch diese Aktion einen Beitrag leisten, um die Einsicht, Motivation und Bereitschaft Kirchensteuern zu zahlen und in der Kirche zu bleiben, zu fördern.
Wo begegnet Ihnen selbst so ein Überdruss?
Das erlebe ich in vielen alltäglichen Situationen und Gesprächen. Wenn man aber das gesamte Bild darstellt, kommen viele Personen auch ins Nachdenken.
Welche Reaktionen haben Sie bisher auf die Kampagne bekommen?
Sehr positive Rückmeldungen sowohl aus dem Freundes- und Bekanntenkreis in der Gemeinde als auch überraschend von Personen aus anderen Regionen. In den sozialen Netzwerken werden die Posts aktiv geteilt und bekommen viele Likes und Weiterleitungen. Es wäre großartig, wenn andere Gemeinden diese Idee aufgreifen und übernehmen, und ein Multiplikationseffekt entsteht. Die positiven Nachrichten gibt es auch anderswo.
Die Visbeker Aktion „Kirchensteuer sei Dank!“
Mit der Kampagne „Kirchensteuer sei Dank“ informiert der Pfarreirat der Visbeker St.-Vitus-Pfarrei seit Dezember die Gemeinde über die Verwendung der Kirchensteuer. In zweiwöchigem Abstand zeigt die Gemeinde zum Beispiel auf ihrer Internetseite oder auf Instagram und bei Facebook beispielhaft, wofür das Geld – insbesondere vor Ort – ausgegeben und gebraucht wird. Bei den ersten Info-Anzeigen standen etwa die Arbeit der örtlichen Kleiderkammer, das Frauen- und Kinderschutzhaus des Sozialdienstes Katholischer Frauen (SKF) in Vechta oder die örtliche Bücherei im Mittelpunkt. Die Kampagne wurde nicht auf eine bestimmte Anzahl solcher Anzeigen ausgelegt. „Das Thema ist sehr umfangreich. In unserer Gemeinde gibt es so viele Aktivitäten, und es kommen auch immer neue Aktionen“, erklärte Pfarreiratsvorsitzende Carolin Wesjohann dazu.