Früherer Münsteraner Pfarrer und Autor von „So kann ich nicht mehr Pfarrer sein“

Warum Thomas Frings im Bistum Rom einen Vortrag hält

Im Bistum Münster ist Thomas Frings vor drei Jahren als Pfarrer ausgestiegen. Jetzt hat er eine Einladung vom Bistum Rom erhalten, um genau darüber zu sprechen. Was verbindet die Situation im Münsterland mit der in der italienischen Hauptstadt?

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Im Bistum Münster ist Thomas Frings vor knapp drei Jahren als Pfarrer ausgestiegen. Jetzt hat er eine Einladung vom Bistum Rom erhalten, um genau darüber zu sprechen. Was verbindet die Situation im Münsterland mit der in der italienischen Hauptstadt?

Herr Frings, im Bistum Münster sind Sie als Pfarrer ausgestiegen – das Bistum Rom lädt Sie zum Vortrag darüber vor Priestern ein. Wie ist es dazu gekommen?

Mein Buch „Aus, Amen, Ende?“ ist ins Italienische übersetzt worden, und so ist man darauf aufmerksam geworden. Der Verantwortliche des Bistums Rom für die Priesterfortbildung hat mich im Herbst gefragt, ob ich für eine Weiterbildung mit den fünf jüngsten Priesterkursen des Bistums nach Rom kommen kann. Er rechnet mit zwischen 50 und 70 Teilnehmern.

Warum glauben Sie, dass Sie den Priestern in Rom etwas zu sagen haben?

(lacht) Die Frage gehört umgedreht, denn die Leute in Rom glauben das ja. Ich habe mich ja nicht gemeldet. Darum bin ich selber gespannt, denn die Situation ist natürlich eine andere. Aber selbst innerhalb der Bistümer in Deutschland gibt es Unterschiede. Was allerdings für alle gleichermaßen gilt, ist eine Entwicklung im abendländischen Bereich der Kirche. Auch der Bischof von Groningen in den Niederlanden hat mich zum Beispiel eingeladen, mit den Hauptamtlichen des gesamten Bistums zu arbeiten. Die Grundtendenzen verbinden alle Bistümer in Europa.

Konkreter: Welche Grundtendenz im Bistum Münster ist denn auch im Bistum Rom zu erwarten oder schon zu sehen?

Das Mittun in und das Mittragen von Kirche schwinden. Ich tue mich schwer mit der Behauptung, dass der Glaube schwindet. Den kann man ja nur schwer messen. Aber wir sehen das Phänomen, dass die Struktur von Kirche, wie wir sie kennen, nicht mehr so belebt und mitgetragen wird. Und das gilt flächendeckend.

Der Untertitel Ihres erfolgreichen Buchs lautet „So kann ich nicht mehr Pfarrer sein“. Inzwischen sind Sie in Köln wieder in einer Gemeinde tätig. Können Sie wieder Pfarrer sein?

Ich bin ja hier nicht Pfarrer, sondern Priester, und ich übe priesterliche Tätigkeiten aus. Damit habe ich nie ein Problem gehabt. Was in der Gemeinde in Köln anders ist: Hier wird in einem großen Team gemeinsam danach gesucht, wie wir künftig Kirche sein können – und zwar ohne einfach nur in größeren Einheiten alles so weiterzumachen, wie es immer schon war. Die Frage: Wie kann Kirche sein, wenn sie als Pfarrgemeinde für die meisten Menschen nicht mehr relevant ist? Dafür setzt sich hier in Köln der Leitende Pfarrer Dominik Meiering mit aller Vehemenz ein: Lasst uns suchen, wie es gehen kann. Denn so, wie es war, geht es nicht mehr.

Haben Sie denn auch schon etwas gefunden, wie es gehen kann?

Der Startschuss zu diesem Projekt war erst im Herbst letzten Jahres, da braucht es schon noch Zeit. Im März wird es eine große Veranstaltung geben, zu der alle eingeladen sind, die mitmachen und vorangehen wollen.

Warum sind Sie überhaupt in Köln tätig?

Ich bin hier, weil das Erzbistum mich gezielt für diese Aufgabe angesprochen und eingeladen hat. Es gibt in der Tat keinen fertigen Plan in der Schublade und das macht die Arbeit sehr spannend.

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