„Perspektive abhanden gekommen“

Pfarrer Frings nimmt Auszeit als Gemeindepfarrer

Thomas Frings, Moderator des Priesterrats im Bistum Münster und Pfarrer der Heilig-Kreuz-Gemeinde in Münster, ist auf eigenen Wunsch als Priester beurlaubt worden. Ihm sei „die Perspektive abhanden gekommen“.

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Thomas Frings, Moderator des Priesterrats im Bistum Münster und Pfarrer der Heilig-Kreuz-Gemeinde in Münster, ist auf eigenen Wunsch als Pfarrer entpflichtet und als Priester beurlaubt worden. In den Gottesdiensten am Wochenende informierte er darüber, ab Ostermontag für eine Auszeit in ein Kloster gehen zu wollen, um sich darüber klar zu werden, wo und wie er künftig als Priester tätig sein will.

In seiner sehr persönlich gehaltenen Erklärung sagt Frings, er erkenne keinen Konsens in der Frage, wie sich die Kirche angesichts ihres gesellschaftlichen Bedeutungsverlustes einerseits und des Bedeutungsverlusts des in der Kirche gelebten Glaubens für die Zukunft aufstellen will. „Gemeinden, Seminare und Klöster werden geschlossen oder zusammengelegt, um dann meist das Bisherige weiterzumachen“, beklagt Frings, der 1987 zum Priester geweiht wurde und seit 2009 Pfarrer der Heilig-Kreuz-Gemeinde in Münster ist.

 

Mit Realitäten „kaum mehr abfinden“

 

Trotz zurückgehender Zahlen bei Gottesdienstbesuchern und Priesterweihen werde „die Zukunft von Kirche in den Gemeinden immer noch nach dem Modell der Vergangenheit“ gestaltet. Frings gesteht ein, selber „nicht die eine Lösung parat“ zu haben. Er hält jedoch beispielsweise die Hoffnung, Kindergärten und Schulen als „Lernorte des Glaubens“ zu realisieren, für „unrealistisch“.  Er habe seinen Glauben daran verloren, dort kirchlicherseits „spürbaren Einfluss nehmen“ zu können.

Der Spagat zwischen den immer seltener im Leben der Menschen stattfindenden Gottesdiensten und der „inneren Gestimmtheit dafür, dem Grundgerüst“, wachse. Frings bekannte, sich mit diesen Realitäten „kaum mehr abfinden“ zu können.

 

 „Wir wecken zu wenig Sehnsucht.“

 

Er habe den Glauben daran verloren, dass sein bisheriger Weg, den er „mit Freude und Engagement gegangen“ sei, zukunftsweisend ist. Er erlebe sich als Gemeindepfarrer „vermehrt in einer Funktion des Bedienens von Traditionen und als Verfügungsmasse einer Kirche, die auf allen Ebenen mehr an ihrer Vergangenheit arbeitet als an ihrer Zukunft“. Zugleich beklagt der Pfarrer: „Wir wecken zu wenig Sehnsucht.“ Er sei kein Verfechter der Kirche einer kleinen Gruppe Engagierter, „wohl aber eines mutigen Abschiednehmens vom Gewohnten, auch wenn es Ärger gibt“.

Die Bilanz aus Foren, Synoden und Umfragen falle „ernüchternd“ aus, am Bedeutungsverlust des gelebten Glaubens habe sich nichts geändert. „Mir ist die Perspektive abhanden gekommen, angesichts der Entwicklung und der Aussichten“, sagt Frings. Er erwarte „keine signifikanten Veränderungen einer Großwetterlage durch Pläne oder Foren“.

Notwendig seien „Veränderung und Entschiedenheit“, die aber nicht von anderen, sondern „letztlich nur von sich selber“ erwartet werden dürften. Ausdrücklich erklärt Frings, er mache niemandem einen Vorwurf – weder den Gemeinden noch den Seelsorgern noch dem Bischof und der Bistumsleitung.

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