200.000 Euro Förderung für Einbindung des Rheinlands

Wenn es auf dem Hof kracht - Familienberatung weitet Angebot aus

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Im Rheinland gab es bislang keine ländliche Familienberatung. Das Angebot aus dem Bistum Münster entwickelt jetzt ein Projekt, mit dem die Regionen am Niederrhein, im Bistum Aachen und im Erzbistum Köln eingebunden werden sollen.

Die Ländliche Familienberatung im Bistum Münster (LFB) hat ein Projekt gestartet, mit dem auch Klienten im Rheinland erreichen werden sollen. Das NRW-Gesundheitsministerium finanziert das Programm mit 200.000 Euro. Bis zum März 2026 sollen damit Strukturen für das Angebot geschaffen werden, bei dem ehrenamtliche Berater gemeinsam mit Familien in landwirtschaftlichen Betrieben Lösungen für familiäre Probleme finden. Dazu gehören etwa Streitigkeiten zwischen den Generationen, finanzielle Sorgen oder auch Suchtkrankheiten.  

Die Region von Euskirchen im Süden bis hoch an den Niederrhein sei bislang „ein blinder Fleck“ bei diesem Angebot, das es sonst in fast allen westdeutschen Bistümern gebe, sagte Projektleiterin Regina Imhäuser im Gespräch mit Kirche+Leben. „Sowohl die landwirtschaftlichen Gebiete im Bistum Aachen, im Erzbistum Köln, als auch im Westen des Bistums Münster hatten aber noch kein solches Angebot.“ Das habe die LFB bei Kontakten in diese Regionen immer wieder erfahren.

Auf öffentliche Fördergelder angewiesen

Die Initiative kommt deshalb auch aus dem Bistum Münster, wo es das Angebot im westfälischen Teil bereits seit 15 Jahren gibt. „Vor drei Jahren hatten wir die Idee, vor zwei Jahren hat unser Vorstand grünes Licht dafür gegeben“, erklärte LFB-Geschäftsführerin Irmgard Hüppe. „Aber erst mit der finanziellen Zusage des Ministeriums im vergangenen November konnten wir das Projekt konkret angehen.“ Denn abgesehen von dem Gehalt für ihre hauptamtliche Stelle, das vom Bistum gezahlt wird, ist der Verein auf öffentliche Fördergelder angewiesen.

Aus Köln und Aachen konnten bislang keine Gelder für das Projekt akquiriert werden. „Das liegt auch daran, dass dort die katholischen Verbände im landwirtschaftlichen Bereich längst nicht eine so große Lobby haben wie im Bistum Münster“, sagte Imhäuser. „Die Landjugend in der Erzdiözese Köln hat gerade einmal 500 Mitglieder, gegenüber etwa 14.000 hier.“ Was nicht heiße, dass die Landwirtschaft im Rheinland keine Rolle spiele. „Wir haben dort sehr viele Familienbetriebe, im Bergischen vor allem in der Milchwirtschaft, im Raum Aachen und Köln im Ackerbau und am Niederrhein im Obst- und Gemüse-Anbau.“

Konfliktpotential in den Familienbetrieben

Kontakt zur Ländlichen Familienberatung
Weitere Informationen zur Ländlichen Familienberatung erhalten Sie von der Projektleiterin Regina Imhäuser, Tel.: 0151 52 36 57 50 oder Mail: lfb-rheinland(at)web.de

Genau diese Familienbetriebe seien Zielgruppe der LFB. „Denn wo mehrere Generationen von Familien zusammenarbeiten, knirscht es“, sagte Imhäuser. „Man ist dort nicht nur Tochter oder Sohn, sondern auch Mitarbeiter und Geschäftspartner.“ Das beinhalte viel Konfliktpotential. Derzeit komme der wachsende finanzielle und gesellschaftliche Druck dazu. Trennung, Vereinsamung oder psychische Erkrankungen könnten die Folge sein. „An dieser Stelle helfen wir zu vermitteln, sprachfähig zu machen und Lösungen zu finden.“

Ziel des Projekts im Rheinland soll es sein, Strukturen aufzubauen, die langfristig ein Beratungsangebot ermöglichen. Dafür sollen in den kommenden Monaten etwa 10 bis 15 ehrenamtliche Helfer gewonnen werden. Sie sollen aus den Regionen selbst kommen, um den Aufwand ihres Einsatzes zu reduzieren. In mehrwöchigen Fortbildungen und Supervisionen werden sie dabei begleitet. Schließlich hoffen die Initiatoren aus dem Bistum Münster, dass sich auch in den anderen Diözesen ein finanziell und organisatorisch eigenständiges Angebot entwickelt. Dafür will die LFB auf dortige Verbände, Bistumsverantwortliche und Landvolk-Einrichtungen zugehen.

Gesundheitliche und wirtschaftliche Auswirkungen

„Die Unterstützung vom Land NRW zeigt, dass die wachsenden Probleme in den ländlichen Familien auf politischer Ebene bekannt sind“, sagte Hüppe. „Dort ist man sich der gesundheitlichen Folgen, aber auch der wirtschaftlichen Auswirkungen bewusst.“ Neben dem Gesundheitsministerium arbeitet die LFB auch mit dem Landwirtschaftsministerium NRW zusammen, das die Aus- und Fortbildung der Ehrenamtlichen im westfälischen Teil finanziert.

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