Themenwoche: Keine Angst vor der Leere (4)

Wie das Heilfasten auch die Verbindung zu Gott stärken kann

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Heiner Fehlker, pensionierter Pastoralreferent aus Waltrop, betreibt seit einiger Zeit das Heilfasten – und erklärt, dass der leere Körper ihn entlastet. In mehrfacher Hinsicht.

Die Fastenzeit will eine Zeit der Unterbrechung sein. Sie will unseren Lebensrhythmus anhalten und uns Gelegenheit geben, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren. Unser Glaube will uns auf das Osterfest, auf Tod und Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus vorbereiten.

Fasten ist so gut wie in allen Religionen eine gängige Praxis. Die Bibel berichtet uns davon, dass Jesus vom Heiligen Geist in die Wüste geführt wurde und dort 40 Tage fastete. Danach, erfüllt vom Heiligen Geist, trat Jesus in der Öffentlichkeit auf und verkündete die Frohe Botschaft.

In den letzten Jahren ist das sogenannte Heilfasten bekannter geworden. Wer sich auf diesen Weg einlässt, betritt ein unbekanntes Land. Er mutet seinem Körper etwas zu, das er nicht (mehr) kennt: Entzug von fester Nahrung, nur Wasser, Tee, Gemüsebrühe und Fruchtsaft werden dem Körper zugeführt. Darauf muss sich unser Körper erst einstellen.

Wer fastet, wird sensibler für seine Seele

Themenwoche: Keine Angst vor der Leere
Wir wagen in dieser Woche einen Perspektivwechsel. Es fehlt nicht unbedingt etwas, wenn die Bänke aus einer Kirche geräumt oder Bilder verhüllt sind, im Gegenteil. Auch ein Tag ohne Termine und Verpflichtungen kann bei der Suche nach einem neuen Blick auf das Leben und die Welt helfen. Vier Beispiele stellen wir vor.

Fasten entlastet. Der Körper stellt seinen Stoffwechsel um. Das geschieht, indem der Körper auf seine Energiereserven zurückgreift. Es wird gleichsam das Notstromaggregat eingeschaltet. In den ersten Tagen wird Eiweiß abgebaut, dann geht es an die Fettreserven, was ja in der Regel ja auch erwünscht ist.

Aber auch in unserem Geist geschieht etwas. Nicht umsonst wird den großen Hochfesten der Kirche eine Fastenzeit vorgeschaltet. Es ist wohl so, dass unsere Wahrnehmung in einer solchen Fastenzeit immer klarer wird. Gefühle, Empfindungen und Stimmungen werden nicht mehr durch übermäßiges Essen und andere Aktivitäten überdeckt. Wer fastet, wird sensibler für seine Seele. Er wird dünnhäutiger und nimmt Schwingungen und Stimmungen von außen und innen häufig viel deutlicher wahr.

Leerer Körper – lebendiger Geist

Das kann auch dazu führen, dass es leichter fällt, die Schwingungen wahrzunehmen, die zwischen Gott und ihm und zwischen ihm und den Mitmenschen fließen. Meditation, Schriftlesung und Gebet sind ein wichtiger Bestandteil einer solchen Fastenzeit. Gefühle und Empfindungen können einen guten Rahmen finden, Gedanken und Gefühle sich klären und ins Leben integriert werden.

Die oft überwältigenden Reize unserer Umwelt werden heruntergefahren, alles Überflüssige wird beiseite gelassen. Es entsteht ein großes Gefühl von Freiheit und Unabhängigkeit. Und es kann sein, dass die Seele sich ein ganzes Stück auf Gott hin öffnet.

Es ist gut, in einem solchen Prozess nicht allein zu sein. Fasten in der Gruppe dient dem Austausch, der gegenseitigen Stärkung und auch der Erfahrung, dass wir gemeinsam vor Gott stehen.

Mein Körper ist leer – und mein Geist ist lebendig. Fastenzeit ist eine gute und gefüllte Zeit. Erholung für den Körper und Fülle für die Seele.

Heiner Fehlker (76) aus Waltrop war 26 Jahre Pastoralreferent in der dortigen Gemeinde St. Marien. Er war Mitbegründer und Leiter des Sozialkaufhauses „Der Laden“ und wurde als „Waltroper Bürger des Jahres 2015“ ausgezeichnet. Er im Ruhestand.

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