In Münster startet neues Projekt

Wie das „Rad der Religionen“ den interreligiösen Dialog fördern will

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An Münsters Überwasserkirche zeigt Gerhard Peschers ein „Rad der Religionen“. Es dient dem interreligiösen, zwischenmenschlichen Dialog.

Von den Religionen der Welt fasziniert ist Gerhard Peschers. „Die Weisheit der Religionslehrer und vieler Mystiker, aber auch die Ausstrahlung von gläubigen Menschen, denen ich begegnen durfte, lassen mich immer staunen“, sagt der 63-Jährige. In diesen Tagen präsentiert er in Münsters Innenstadt ein besonderes Projekt zum Religionsdialog.

An der Kirche Liebfrauen-Überwasser legt Peschers am 8. September ein „Rad der Religionen“ aus. Es handelt sich um eine Grafik, die als großes Bodenbanner mit einem Durchmesser von fünf Metern ausgelegt wird. Das „Rad der Religionen“ will zum interreligiösen, zwischenmenschlichen Dialog einladen.

Gleichberechtigung der Religionen

„Jede Religion hat ihren Platz. Jede Religion ist gleichberechtigt. Religionen sollten Menschen zusammenführen und zeigen: Wir sind verwurzelt im Glauben, erfüllt von Hoffnung und beflügelt zur Liebe“, sagt Peschers.

Sein „Rad der Religionen“ zeigt als Radachse die leere Mitte als Ausdruck des Geheimnisses Gottes. Um diese Achse sind die Symbole der fünf Weltreligionen Judentum, Christentum, Islam, Buddhismus und Hinduismus angeordnet. Ein sechstes Element zeigt das „Und-Zeichen“ für weitere Religionen sowie für nicht-religiöse Menschen und Gruppen.

Friedvolles Miteinander der Kulturen

Dass Gläubige verschiedener Religionen und Weltanschauungen sich begegnen, das ist der Wunsch von Peschers: „Die Begegnung von Menschen in gegenseitigem Respekt vor der leeren Mitte und im neugierigen Austausch über die Vielfältigkeit der Religionen mit deren unterschiedlichen Riten und Kulturen mag zu wachsendem Verständnis führen und ein friedvolles Miteinander in unserer gemeinsamen Welt fördern.“

Das Projekt von Peschers steht im Zusammenhang mit den diesjährigen Feiern zum Jubiläum „375 Jahre Westfälischer Frieden“ in Münster. Das historische Ereignis sieht der Initiator als wichtiges Ereignis zum Religionsfrieden. Bei der Projektvorstellung an der Kirche Liebfrauen-Überwasser wird der Wiener Religionssoziologe und Pastoraltheologe Paul M. Zulehner über die Bedeutung des Dialogs zwischen den Religionen sprechen.

Vom Ordensleben geprägt

Gerhard Peschers. | Foto: Johannes Bernard
Gerhard Peschers. | Foto: Johannes Bernard

Der aus dem niederrheinischen Aldekerk stammende und heute in Greven lebende Peschers ist fest im christlichen Glauben beheimatet. In den 1980er Jahren studierte er in Münster katholische Theologie. Mehr als 15 Jahre gehörte er der Brüdergemeinschaft der Canisianer an, einer im Bistum Münster verankerten Ordensgemeinschaft. Seit 1992 arbeitet er als Bibliothekar im Justizvollzug und leitet die Gefangenenbücherei der Justizvollzugsanstalt (JVA) Münster. Darüber hinaus ist er Vorsitzender des Fördervereins Gefangenenbüchereien.

So wie Bücher neue Welten eröffnen, so weiten Religionen den Blick auf das Göttliche und Geheimnisvolle, sagt Peschers über eine Verbindung seines Berufs zu seiner Leidenschaft, den Religionen dieser Welt mit Respekt zu begegnen. Auch in Gesprächen in der Gefangenenbücherei habe er manches Mal darauf hingewiesen, wie viel Gutes in der Religion stecke.

„Rad der Religionen“ kann geliehen werden

Mitarbeiter der Kreativ-Werkstatt der JVA in Werl hatten vor Kurzem von der „Religions-Leidenschaft“ des Bibliothekars erfahren und überraschten ihn mit einem Kunstwerk, das das „Rad der Religionen“ zeigt. „Darauf bin ich sehr stolz. Gefangene haben sich mit den Religionen und ihren Symbolen beschäftigt“, sagt Peschers über das Geschenk aus der JVA.

Das „Rad der Religionen“ kann nach der Eröffnung in Münster an anderen Orten genutzt werden, erläutert Peschers. Er beabsichtigt, einen Verein zu gründen, in dem sich Mitwirkende verschiedener Religionen zusammenfinden. Doch er lässt das Vorhaben noch ergebnisoffen: „Durch den offenen Prozess von Begegnungen interessierter Menschen unterschiedlicher Religionen mag sich herausstellen, wo, wann und mit wem diese Vision realisiert werden kann.“

Paul Zulehner hält Vortrag zum „Rad der Religionen“
Das Projekt „Rad der Religionen“ wird am 8. September 2023 um 19 Uhr mit dem Auslegen des Bodenbanners vor der Kirche Liebfrauen-Überwasser in Münster präsentiert. Nach einer Einführung des Initiators Gerhard Peschers und einem Grußwort der Vorsitzenden des Integrationsrats der Stadt Münster, Maria Adela Salinas, wird der Wiener Pastoraltheologe Paul M. Zulehner zum Thema „Religionen – Hoffnung einer taumelnden Welt!?“ sprechen. Über die Bedeutung der Religionen sagte Zulehner einmal: „Die Weltreligionen waren und sind für Millionen von Menschen Quelle der Hoffnung und der Kraft, Angst, Egoismus und Resignation zu überwinden. Sie sind eine Inspiration für ein universell-solidarisches Leben. Die große Sehnsucht nach einer geeinten Menschheit in Gerechtigkeit und Frieden, für die die Religionen stehen und sich einsetzen, hat nichts an Kraft verloren und motiviert gerade in dieser fragilen Zeit immer mehr Menschen.“ Weitere Informationen unter www.rad-der-religionen.de.

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