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Es sind wenige, aber es gibt sie: junge – oder besser: relativ junge – Menschen in alten Orden. Was hat sie bewegt, sich ihrer Gemeinschaft anzuschließen? Welche Erfahrungen haben sie gemacht? Wie geht es ihnen in Gemeinschaften mit überwiegend älteren Brüdern und Schwestern? Heute: Bruder Konrad Schneermann von den Canisianern.
Vor fast 40 Jahren gab ihm sein Heimatpfarrer einen Tipp. Auf der Suche nach einem geistlichen Leben könne er doch einmal bei den Canisianern vorbeischauen, die wären vielleicht etwas für ihn. „Ich bin so groß geworden, dass ich überzeugt war, dass an dem, was der Pastor sagte, immer etwas dran sein musste.“ Es muss etwas dran gewesen sein. Denn Bruder Konrad Schneermann ist mit seinen 53 Jahren immer noch in der Brüdergemeinschaft.
Er ist einer der Jüngsten dort. Das Durchschnittsalter ist 66 Jahre, viele Mitbrüder sind mittlerweile im Ruhestand. So bleiben zentrale Aufgaben im Canisiushaus in Münster oft für ihn übrig. Seit einiger Zeit leitet er den Orden mit den insgesamt noch 28 Brüdern. „Das ist alles total neu für mich“, sagt er. „Bislang musste ich das nie machen.“
Sein Handwerk bleibt die Seelsorge
Denn sein Handwerk ist die Seelsorge, sagt er. „Darin bin ich seit meinem Gemeindepraktikum viele Jahrzehnte groß geworden.“ Als Krankenhausseelsorger am Clemens-Hospital in Münster und als geistlicher Begleiter hat er dort immer noch seinen Schwerpunkt. Doch die administrativen Aufgaben sind jetzt dazugekommen. „Es geht um Finanzen, um Investitionen, um Altersvorsorge – das ist die Pflicht.“
Seine Kür bleibt die Seelsorge. Auch bei diesen Aufgaben will er kein reiner Zahlenmensch sein. „Mich leitet dabei immer die Frage, wie wir den Konvent künftig lebendig halten können.“ Das Gespräch mit seinen Mitbrüdern ist dabei Ideenquelle. „Ich höre von ihren Vorstellungen, von ihrem Alltag, von ihren Sorgen.“ Er fühlt sich dadurch nicht belastet, er fühlt sich bereichert. „Das ist ein unschätzbar wertvoller Input.“
Gemeinsamer Lebensweg bringt Halt
Diese offene Kommunikation war es auch, die ihn damals, als er in den Orden eintrat, von seinem Schritt überzeugte. „Hier sind Menschen, die ihre Lebenswege gemeinsam gehen, die ihre Erfahrungen teilen, die Halt geben – brüderlich, wie eine Familie.“ Zu dieser Beziehung gehören auch die drei gemeinsamen Gebetszeiten am Tag, sagt er. Sie geben ihm Struktur, bringen die Möglichkeit, Erlebtes zu verarbeiten, „es zusammen vor Gott zu bringen“.
„Ich muss nichts Belastendes, etwa aus dem Krankenhaus, für mich behalten – ich kann es loswerden, mit Hilfe meiner Mitbrüder.“ Das hat ihn die vielen Jahre immer wieder in seinem Entschluss für das Ordensleben gestärkt, sagt er. Sicher, es gab auch Momente, in denen er zweifelte. Dann hat er auf die Männer in seinem Konvent geschaut und die vielen Lebensstationen, die sie gemeinsam erreicht haben. „Hier sind Beziehungen gewachsen, da kann ich nicht einfach sagen, ich habe einen anderen Lebensentwurf gefunden.“