Themenwoche "Junge Menschen in alten Orden" (4) - Dominikaner

Wie lebt es sich als 33-Jähriger in einem Kloster, Pater Martin?

Seit 2020 lebt Pater Martin Holzmann im Füchteler Dominikanerkloster bei Vechta. Der 33-Jährige ist einer der jüngsten Mitbrüder in dem Konvent. | Video: Marie-Theres Himstedt

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Es sind wenige, aber es gibt sie: junge – oder besser: relativ junge – Menschen in alten Orden. Was hat sie bewegt, sich ihrer Gemeinschaft anzuschließen? Welche Erfahrungen haben sie gemacht? Wie geht es ihnen in Gemeinschaften mit überwiegend älteren Brüdern und Schwestern? Heute: Pater Martin Holzmann (33) von den Dominikanern in Vechta.

Das „Moin“ kommt Pater Martin Holzmann flüssig über die Lippen. Seit 2020 lebt der 33-Jährige im Dominikanerkloster in Vechta, gebürtig stammt er aus Bayern. In seiner Heimat war er 15 Jahre bei den evangelischen Pfadfindern, so übernimmt er gerne die Aufgabe als Kurat bei den Pfadfindern Stamm Füchtel.

Außerdem ist er Ansprechpartner für die Messdiener und gibt Religion in einer fünften Klasse am Kolleg St. Thomas, dem Gymnasium, das direkt neben dem Konvent angesiedelt ist. Dass es ihn aus gerechnet nach Vechta verschlagen hat, verdankt er Ludger Fortmann. Der Prior der Niederlassung in Vechta leitete seinerzeit den Dominikaner-Konvent in Worms, in dem Pater Martin während seines Studiums Station machte.

Generationenwohnen als Bereicherung

Wie lebt es sich denn als junger Mann in einem alten Orden? „Ich sehe es als Schatz an. Ich finde es sehr schön, mit der Generation meiner Eltern und Großeltern zusammenwohnen zu können. Ich bin natürlich nicht der einzige junge Mitbruder, und wir leben ganz normal im Orden, das heißt, wir gehen auch mal raus und treffen Freunde von außerhalb“, beschreibt Pater Martin den Zusammenhalt. Nach dem Mittagsgebet erfolgt immer auch das Totengedenken. An der Wand zwischen Speisesaal und Kapelle sind die Namen der verstorbenen Mitbrüder aufgeführt, vor der sich die Brüder für einen kurzen Moment versammeln.

Geprägt von den Gebetszeiten und gemeinsamen Mahlzeiten kann man verstehen, wenn Pater Martin sagt: „Ich fühle mich in einer großen Geschichte eingebettet, ich fühle mich in einer großen Tradition. Klar gibt es auch Dinge, die man ändern könnte, darüber müssen wir im Gespräch bleiben.“ Da macht es dann vielleicht auch nichts, wenn man mit 33 der zweitjüngste im Kloster ist: „Ich finde es oft sehr bereichernd, weil man sich unterstützen und helfen kann. Wir sind hier zwischen 33 bis 88 Jahren alt.“ Er schätzt es, dass er auf die Gelassenheit älterer Mitbrüder bauen kann, „wenn man selbst mal wieder auf 180 ist. Ich kann mir auch immer einen Rat für meine Predigtentwürfe abholen.“ Andersherum ist Pater Martin ein gefragter Experte in Sachen Smartphones: „Meistens kann ich, wenn ich gefragt werde, mit einigen Klicks dem Mitbruder weiterhelfen.“

Als Wanderprediger unterwegs

Ein bis zwei Frauen und Männer treten jedes Jahr in den Orden ein. In Vechta lebt auch eine Dominikanerschwester. Pater Martin, der auch für die Berufungspastoral im Orden verantwortlich ist, sieht diesen Zuwachs pragmatisch: „Vor mir gab es Dominikaner, auch nach mir wird es Dominikaner geben.“ Wie lange er in Vechta bleiben wird? „Von der Ausrichtung her verstehen wir uns als Wanderprediger, Wechsel gehören durchaus dazu“, sagt Pater Martin mit Blick auf die reiche Geschichte des Ordens. Für ihn steht in naher Zukunft ein Studium in Kirchenrecht an.

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