Themenwoche "Junge Menschen in alten Orden" (1) - Kapuziner

Bruder Moritz: Vom bayerischen Bierbrauer ins westfälische Kloster

Die Einfachheit und Naturnähe des Heiligen Franziskus haben es ihm angetan: Bruder Moritz im Klostergarten der Kapuziner in Münster. | Video: Michael Bönte

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Es sind wenige, aber es gibt sie: junge – oder besser: relativ junge – Menschen in alten Orden. Was hat sie bewegt, sich ihrer Gemeinschaft anzuschließen? Welche Erfahrungen haben sie gemacht? Wie geht es ihnen in Gemeinschaften mit überwiegend älteren Brüdern und Schwestern? Zu Beginn stellen wir Bruder Moritz vor, der aus einer bayerischen Brauerei ins westfälische Kapuzinerkloster gewechselt ist.

Da gab es anfangs noch einige Verständnisprobleme: Er gehe in eine Klosterbrauerei, war die Auffassung einiger seiner Freunde. Kein Wunder, war er doch Bierbrauer von Beruf und hatte einige Jahre in seiner bayerischen Heimat gearbeitet. Um dann mit 23 Jahren plötzlich dem Kapuziner-Orden beizutreten? Das überraschte einige. So ganz unerwartet kam die Entscheidung aber nicht, sagt Bruder Moritz.

„Damals hatte sich etwas in meinem Kopf festgesetzt“, sagt der Kapuziner. Er meint jene Pilgertour mit einem Freund über die Alpen nach Rom. Mit Station in Assisi, dem Lebensort des heiligen Franziskus. Die Begegnung mit dem Wirken des Ordensgründers hatte ihn beeindruckt. „Die Einfachheit seines Lebens genauso wie seine Nähe zur Natur.“ Er nahm diese Erfahrung mit in seinen Brauerei-Alltag.

Gewisses Gefühl klopfte wieder bei ihm an

Irgendwann klopfte dieses Gefühl bei ihm wieder an. „Nicht aus Unzufriedenheit, nicht durch ein Berufungsmoment, nicht um vor etwas zu fliehen“, sagt Bruder Moritz. „Sondern weil ich wahrnahm, dass ich anders für die Menschen und Gott da sein wollte – anders als ich es bisher getan hatte.“

Ein Besuch im bayerischen Wallfahrtsort Altötting folgte. Dort klopft er auch an die Tür der Kapuziner und erlebte ein herzliches Willkommen und weitere Einladungen. Der Ordensweg des Bierbrauers hatte begonnen. Heute, vier Jahre später, lebt er im Kapuzinerkloster in Münster, studiert Theologie, engagiert sich in sozialen Projekten und bringt sich in die Hausgemeinschaft der 20 Kapuziner ein.

Münster an der Nordseeküste

Ein wenig naiv startete er von seiner bayerischen Heimat Richtung Norden. Das gibt der Bruder zu: „Mey, Münster, da ist es halt flach – ich habe gemeint, ich könnte in der Mittagspause einen Ausflug ans Meer machen.“ Das klappt natürlich nicht. Die Beziehung zum neuen Lebensmittelpunkt wurde aber trotzdem vertrauter. „Ich habe Münster und Westfalen echt lieb gewonnen, ich wohne gern hier.“

Und auch die Freunde und Verwandten haben mittlerweile verstanden, dass er nicht zum Brauen ins Kloster gegangen ist. Nicht, dass sie ihn auch vorher nicht bestärkt hätten, den Schritt ins Ordensleben zu wagen. „Sie haben alle gesagt, ich soll es versuchen, wenn es mir wichtig sei.“ Als sie ihn in seinem neuen Lebensumfeld erlebten, waren sie von seinem Schritt aber endgültig überzeugt. Von vielen hörte er: „Moritz, das passt!“

Neue Genügsamkeit, die zufrieden macht

Es passte, obwohl seine Tage weniger beschaulich sind, als dass er sich sie vorgestellt hatte. „Die sind schon gut gefüllt“, sagt er. Etwas Grundlegendes hat sich aber geändert: Die Art und Weise, wie er mit den vielen Aufgaben und Herausforderungen umgeht. „Es steckt hier eine Sorglosigkeit dahinter – ein Vertrauen in ein Leben, in dem ich nicht so viele Dinge brauche.“ Er nennt es „Genügsamkeit“, die ihn zufrieden macht. „Ein Verzicht auf das Immer-Mehr“ und eine „Einfachheit, dir mir Ruhe bringt“.

Und er liebt das „Vita Mixta“ des Ordens, das „gemischte Leben“, sagt er. Hier der Rückzug in die Gemeinschaft, ins Gebet, in die Sicherheit des getakteten Klostertages. Dort das Rausgehen auf die Menschen zu, das Studieren an der Universität, das Leben in der Stadt. Bruder Moritz trennt das nicht voneinander. „Beides gehört zusammen – Kraft, Ideen und neue Perspektive hole ich mir auf beiden Seiten.“

Eine Kiste Helles

Das Bier mit seinen Freunden im Klostergarten zählt er auch zu solchen Momenten. Bier, das er vor einigen Jahren noch selbst braute. Das sein Broterwerb war, das ihm einen abwechslungsreichen Beruf ermöglicht hatte. Im Kapuzinerkloster in Münster stehen keine Kessel und Fässer. Hier steht ein neues Lebens- und Glaubensgefühl. Und ab und zu auch eine Kiste helles Bier aus Bayern.

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