Johannes Bernard über den Fachkräftemangel

Wie die Kirche wieder Partner für Handwerksbetriebe werden kann

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Sowohl in Gesellschaft als auch in der Kirche hat eine Akademisierung stattgefunden, die das Handwerk lange Zeit außen vor gelassen hat. Das muss sich ändern, kommentiert „Kirche-und-Leben.de“-Reporter Johannes Bernard.

Viele Jahre galt zuletzt die berufliche Bildung weniger als die akademische – sowohl vom Ansehen her als auch vom Einkommen. Das hat sich geändert: Das Handwerk hat nicht nur wieder sprichwörtlich „goldenen Boden“ unter den Füßen, sondern sucht händeringend Nachwuchs.

Das dürfte sich auf lange Sicht nicht ändern, wenn nicht gleichrangig die berufliche und die akademische Bildung in den Blick genommen werden. Schon in wenigen Jahren werden 70 Prozent der jungen Menschen die Schule mit dem Abitur oder der Fach­­oberschulreife verlassen – die meisten mit dem Ziel, eine akademische Laufbahn zu planen. Für die Handwerksbetriebe bedeutet das nicht viel Gutes – auch nicht für Häuslebauer und Wärmepumpenbesteller.

Welche Rolle spielt die Kirche?

Auch in der Kirche hat es in den vergangenen Jahrzehnten eine Akademisierung gegeben. Bei kirchlichen Mitarbeitenden sowieso – in einigen Berufsfeldern ist sogar ein Doppelstudium erwünscht. Aber auch in den Gremien und in den Kirchenbänken. Ein Blick dorthin zeigt, dass nur wenige Handwerker und klassische Arbeiter zu finden sind.

Woran liegt das? Kirche spielt in der Arbeitswelt der Handwerker und Betriebe kaum noch eine Rolle. Von kirchlichen Treffen für Heizungsbauer und Maurer, um zwei Berufe zu nennen, ist recht wenig bekannt. Gern dagegen führt die Kirche den Dialog mit akademischen Berufsfeldern wie Ärzten und Juristen.

Pfarreien können sich ändern

Das sollte sich ändern: Pfarreien sollten wieder Partner für Handwerker sein. Kirchengemeinden könnten behilflich sein, kleineren Betrieben im Handwerk unter die Arme zu greifen, wenn es gilt, Auszubildende zu finden und junge Menschen mit Unterstützungsbedarf zu begleiten.

Auch ein „Azubi-Wohnen“ und die Hilfe bei der Integration von Zuwanderern, die hier einen Handwerksberuf ergreifen möchten, könnte die Verbindung von Kirche und Handwerk stärken.

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