Bocholter Rentner hat schon 20.000 Euro gespendet

Wie Heinz Niehaus mit Kräutern einen Hospizdienst unterstützt

Seit zehn Jahren betreibt Heinz Niehaus einen Kräuter- und Gemüsegarten. Alles, was dort wächst, verkauft der Bocholter. Den Erlös spendet er an den Hospizverein „Omega“. Mehr als 20.000 Euro sind bisher zusammengekommen.

 

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Wer im Bocholter Stadtteil Mussum die Möbel- und Küchengeschäfte Niehaus in der Sachsensiedlung aufsucht, wird sich, wenn er von außerhalb kommt, wundern, dass er zwischen den Geschäftsgebäuden einen etwa 1.700 Quadratmeter großen Kräutergarten mit mehreren zeltartigen Treibhäusern vorfindet.

Einheimische wundern sich nicht mehr, denn diesen Kräu­tergarten gibt es bereits seit zehn Jahren. Ihn gründete und betreibt Heinz Niehaus, mit 74 Jahren schon lange in Rente. Da seine Söhne das väterliche Geschäft übernommen haben, steht er nun seit 2008 zwischen seinen 250 verschiedenen Kräutern, die meisten in Töpfen, bequem zum Mitnehmen. Daneben pflegt er hinter einer Hecke ein für das Auge wunderschön angelegtes kleines Kräutergärtchen zur Besichtigung mit kleinen Wegen, Büschen und angepflanzten Kräutern.

 

Der Erlös kommt anderen zugute

 

Niehaus, ein gelernter Dreher, der in seiner Berufslaufbahn in Deutschland weit
he­rumgekommen ist, betreibt diesen Kräuterhandel mit großer Erfahrung, Eifer und
ehrenamtlich. Dabei lässt er sich kenntnisreich von Mariefa Robert von der Caritas Bocholt, eine ausgewiesene und studierte Expertin für Kräuter, beraten. Sie steht ihm mit Rat und Tat zur Seite.

Der Erlös, den Niehaus durch den Verkauf der Kräuter erzielt, dient dem ambulanten Hospizdienst Bocholt, in dessen Mittelpunkt das Engagement für die Bedürfnisse und Wünsche schwerkranker und sterbender Menschen steht. Bislang hat Niehaus bereits mehr als 20.000 Euro überweisen können; im letzten Jahr allein 6.000 Euro.

 

Jeder Euro ein Gewinn

 

Niehaus bekommt auch Spenden für seine allseits geschätzte Arbeit, die er an den Hospizdienst weitergibt. Viele Kunden runden die minimalen Beträge auf, wenn sie Kräuter bei ihm kaufen. „Jeder Euro zusätzlich ist ein Gewinn für die Sterbe­begleitung.“ Niehaus hat etliche Kunden, die ihm schon seit vielen Jahren die Treue halten. „Eben weil dadurch vielen Menschen in den letzten Wochen ihres Lebens geholfen wird.“

Wie kommt ein gelernter Dreher und erfolgreicher Möbelhändler zum Kräuterhandel für die Sterbebegleitung? Er lacht, als er die Frage beantwortet: „Da saß ich mit Freunden zusammen im ,Mussumer Krug’, als Georg Telaar, der ehrenamtlich Blumen bei kirchlichen und anderen Festen für Hospizzwecke anbot, mit mir im Gespräch diese Idee entwickelte.“

 

Mit 446 Kräutern fing er an

 

Schon bald darauf besuchte er ähnliche Kräutergärten, darunter einen am Bodensee, nahm mit der Caritas und mit dem Omega-Hospizdienst Kontakt auf und eignete sich ein Grundwissen an. Bereits 14 Tage später stand er im Blaumann auf der Rasenfläche zwischen seinen Häusern und „säte, pikierte und topfte, was das Zeug hielt“. Und das war jede Menge. Denn mit 446 Kräutern fing er an, darunter Hunderte verschiedenartiger Chili- und Tomatenpflanzen. Er reduzierte die Zahl der Kräuter mittlerweile auf rund die Hälfte, nämlich auf das, was gefragt ist. Chemische Mittel gegen Blattläuse setzt er kaum ein. Seine Devise: „So natürlich wie möglich!“

Seine ehrenamtliche Arbeit, unterstützt von der Familie –  von der Ehefrau bis zu den
Enkelkindern –, beschränkt sich aber nicht nur auf Säen, Pikieren, Eintopfen und den Verkauf der Kräuter. Er hält auch Vorträge und erläutert in vielen Gesprächen, was er tut.

 

Besuche von Kindern

 

Regelmäßig lädt er Schulklassen und Kindergärten in seinen Kräutergarten ein und erklärt den Kleinen das Wachsen und Gedeihen sowie die Würze der Kräuter und wie aus einem Samenkorn eine Pflanze entsteht.

Dann besucht er seit fünf Jahren ebenso regelmäßig Gruppen der Caritas Bocholt und den Frauenkreis der Bocholter Gemeinde St. Josef. Er hält dort Vorträge und wird zu bestimmten Anlässen mit seinem Kräuterstand eingeladen. Und aus anderen Pfarreien der Umgebung besuchen ihn Frauengruppen. „Das Interesse ist groß“, freut sich Niehaus.

 

„Ich war selbst einer der Schwächeren“

 

Warum setzt er sich ehrenamtlich so stark ein? „Ich bin seit meinem 13. Lebensjahr Vollwaise“, sagt er. „Ich habe seither gelernt, wie gut es ist, wenn einem geholfen wird.
Ich habe dadurch einen Hang zum Sozialen entwickelt. Das liegt an meiner Kindheit, sich immer für Schwächere einzusetzen, denn ich war als Vollwaise selbst einer der Schwächeren.“

In diesem Jahr feiert er das zehnjährige Bestehen seines Kräutergartens. Da ist er jetzt voll in der Planung, aus diesem Anlass seinen Kräutergarten um eine „Tomaten-Allee“ zu erweitern. Denn weltweit gibt es 350 Tomatensorten. Man darf gespannt sein.

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