Kleinod am Rand des Teutoburger Waldes bei Ibbenbüren

Wie sich eine Bauerschaft für den Erhalt einer Waldkapelle einsetzt

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„Freundeskreis Osterledder Waldkapelle“ heißt ein neuer gemeinnütziger Verein, der sich in Ibbenbüren-Laggenbeck gegründet hat. Ziel des Vereins ist der Erhalt der Kapelle auf Jahre hinaus. Viele Wanderer und Ortsansässige suchen die 1957 errichtete Fatima-Kapelle auf.

Schon 30 Mitglieder zählt der „Freundeskreis Osterledder Waldkapelle“ wenige Tage nach seiner Gründung. „Viele wollen mithelfen, die Kapelle für die nächsten Jahre und Jahrzehnte zu erhalten“, sagt Alfons Brüggemann vom Förderverein.

Der 74-Jährige wohnt in direkter Nachbarschaft zur Kapelle in der Bauerschaft Osterledde, die etwa zwei Kilometer von Ibbenbüren-Laggenbeck entfernt liegt. Er hat miterlebt, wie seine Eltern und die Bewohner der Bauerschaft 1957 die Kapelle errichteten. „Jeder packte an so gut er konnte, jeder gab eine Spende.“

Religiöse Bildung in kleiner Dorfschule

Die Geschichte kennt auch Franz-Josef Konermann aus Lengerich gut. Aufgewachsen ist der 70-Jährige in Osterledde und hat wie Alfons Brüggemann seine ersten Schuljahre in der kleinen Volksschule in Osterledde verbracht, wo der Schulleiter Georg Keiner nach den Vorstellungen der 1950er Jahre nicht nur die schulischen Leistungen abfragen wollte, sondern auch Wert auf eine christlich-religiöse Erziehung legte.

„Hauptlehrer Georg Keiner war tief davon überzeugt, dass Elternhaus, Schule und Kirche eine Einheit bilden sollten, um gemeinsam die kommende Generation nach einem christlichen Menschenbild heranzubilden. Schon bald stellte Lehrer Keiner fest, dass die Kinder zu weit von ihrem religiösen Mittelpunkt, der Pfarrkirche Laggenbeck, entfernt waren. Ihm kam daher der Gedanke zum Bau einer Kapelle in der Bauerschaft“, sagt Konermann.

Eigenleistung der Familien beim Kapellenbau

Täglich kommen Besucherinnen und Besucher in die Waldkapelle, in der es heißt: „Ave Maria“. | Foto: Johannes Bernard
Täglich kommen Besucherinnen und Besucher in die Waldkapelle, in der es heißt: „Ave Maria“. | Foto: Johannes Bernard

Im Gedächtnis der Bauerschaft verankert sind die Anfänge des Kapellenbaus, über die noch heute gern in den Familien gesprochen wird: Franz Büker fertigte die Zeichnung an, Familie Konermann stiftete Grund und Boden, Heinrich Eggemeyer ließ die Steine aus Ibbenbürener Sandstein brechen und Familie Hoberg stellte den Sand zur Verfügung. Die Jugendlichen gingen von Hof zu Hof und sammelten die notwendigen 1000 Mark. Die Statue der Muttergottes von Fatima schuf die Bildhauerin Walli Keil aus Ibbenbüren.

Die Kapelle sollte eine Stätte des Gebetes werden, an der jeder in seiner Not Trost und Kraft finden kann, wünschte sich Keiner und äußerte im Informationsschreiben an die Eltern der Schüler 1957 einen Wunsch: „Das Höchste und Größte wird es sein, wenn gelegentlich ein Priester bei uns die Heilige Messe lesen wird.“

Keine Erlaubnis für eine Zelebration

Von dieser Idee bekam das Bistum Münster Wind. Es sah sich gezwungen, den Eucharistiefeiern keine Genehmigung zu erteilen. So schrieb der damalige Weihbischof Böggering: „Die beantragte Genehmigung zum Bau der Kapelle in der Bauerschaft Osterledde können wir nur geben, wenn die Interessenten sich darüber klar sind, dass eine Zelebration in der Kapelle für jetzt und für die Zukunft ausgeschlossen ist und dass sie auf alle Bemühungen, doch die Erlaubnis zur Zelebration zu erhalten, verzichten.“

Die Segnung der Kapelle durch den Laggenbecker Pfarrer Westmattelmann war schließlich ein großes Ereignis, erinnern sich Brüggemann und Konermann. Beliebt unter den Schülern war das Ave-Glöcklein, das zum Gebet des Angelus aufrief.

Urkunde mit Friedensbotschaft

Zum Gründungstreffen des Freundeskreises Waldkapelle Osterledde kamen viele Mitmachende. | Foto: privat
Zum Gründungstreffen des Freundeskreises Waldkapelle Osterledde kamen viele Mitmachende. | Foto: privat

„Die Kapelle soll dem Lobe Gottes, dem Frieden der Welt und dem Segen der Menschen dienen“ so heißt es in der eingemauerten Urkunde der Waldkapelle. „Passender kann der Spruch zurzeit ja nicht sein. Die Kapelle ist auch weiterhin ein Ort der Andacht, der Stille und des Gebetes“, sagt Konermann. Dort gebe es Mai-Andachten, Treffen der Landjugendlichen und Gebetstreffen für die Verstorbenen der Bauerschaft.

Dass für den Erhalt religiöser Andachtsstätten ehrenamtliches Engagement und Eigeninitiative gefragt ist, wissen die beiden Männer. Alfons Brüggemann war selbst 25 Jahre Mitglied im Laggenbecker Kirchenvorstand, Franz-Josef Konermann fast 30 Jahre aktiv in diesem Gremium in Lengerich und darüber hinaus mehrere Jahre im Diözesankirchensteuerrat.

Eigeninitiative ist gefragt

„Wir können beim Erhalt der Kapelle nicht auf die Pfarreien oder auf das Bistum Münster in einer Zeit setzen, in der viele Kirchen geschlossen werden. Aber wir sollten das tun, was wir können, auch wenn es nur im kleinen Rahmen geschehen kann“, sagt Konermann.

Froh sind die beiden aktiven Männer, dass die jüngere Generation aktiv im Freundeskreis mitmacht. „Wir sind optimistisch, jetzt den Grundstein dafür gelegt zu haben, dass die Waldkapelle auch in den nächsten Jahrzehnten im Schatten großer Bäume und umgeben von alten Rhododendronbüschen zur Andacht einladen kann“, sagt Brüggemann.

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