Hildesheimer Bischof für „eine ehrliche Aussprache“ bei Entschädigungszahlungen

Wilmer: Reformdialog macht Kirche partizipativer und weiblicher

Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer erwartet deutliche Veränderungen vom Reformdialog Synodaler Weg in der katholischen Kirche in Deutschland: „Es wird sicherlich nicht leicht werden.“

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Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer erwartet deutliche Veränderungen vom Reformdialog Synodaler Weg in der katholischen Kirche in Deutschland. „Es wird sicherlich nicht leicht werden“, sagte er im Interview der „Augsburger Allgemeinen“ (Montag): „Aber ich bin zuversichtlich, dass die katholische Kirche am Ende eine andere sein wird als jetzt.“ Sie werde in Zukunft „deutlich partizipativer und weiblicher“ sein.

Wilmer ergänzte, dass der am Sonntag begonnene Synodale Weg auch eine Folge des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche sei. Um künftig Fälle sexualisierter Gewalt zu verhindern, brauche es mehr „Gewaltenteilung und eine Zusammenarbeit mit der Öffentlichkeit und dem Staat“.

 

Wilmer: Kein Alleingang bei Entschädigungszahlungen

 

In der kontrovers geführten Debatte um bis zu sechsstellige Entschädigungszahlungen für jedes Missbrauchsopfer warnte der Bischof vor einem Alleingang der katholischen Kirche: „Es wäre für mich fatal, würde sie wieder in diese alte Falle tappen.“

Er plädierte zugleich für eine „echte Kommunikation“ mit den anderen großen Institutionen, allen voran der evangelischen Kirche, den katholischen Ordensgemeinschaften und dem Staat. Die Kirche müsse sich auch mit dem Bundesjustizministerium abstimmen. Wilmer deutete an, dass die deutschen Bischöfe noch einige Zeit benötigen könnten, um sich auf ein Entschädigungsmodell und auf die Höhe der Entschädigung zu einigen.

 

Entschädigungszahlungen: Was ist mit Orden, die es nicht mehr gibt?

 

Zur Frage, ob Entschädigungszahlungen aus Kirchensteuermitteln gezahlt werden sollten, forderte der Bischof „eine ehrliche Aussprache“. Die Frage, aus welchen Mitteln man zahle, müsse gut bedacht werden, „weil letztlich alle Mittel vom Volk Gottes stammen“. Zudem wies er darauf hin, dass es Bistümer gebe, „die finanziell schwach sind“: Hier müssten sich „finanziell stärkere Bistümer mit ihnen solidarisch erklären. Und übrigens auch mit den Ordensgemeinschaften, die es teilweise schon gar nicht mehr gibt oder die bitterarm sind.“

Nach intensivem Ringen hatten die Bischöfe im Frühjahr einen verbindlichen Synodalen Weg beschlossen. Dabei soll es vor allem um die Themen Macht, Sexualmoral, Lebensform der Priester und die Rolle von Frauen in der Kirche gehen. Unter Mitarbeit von Laien und externen Fachleuten wollen die Bischöfe ihre Positionen zu diesen Fragen klären. Am Sonntag wurde in zahlreichen großen Kirchen eine sogenannte Synodalkerze entzündet. Die eigentlichen Debatten beginnen Ende Januar.

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