Anzeige
Woran hakt es, dass bei allem freundlich bekundeten Willen die Gleichberechtigung von Frauen in der Kirche kaum vorankommt? Die Podiums-Diskussion „Machtfaktor Geschlecht“ auf dem Katholikentag in Münster suchte nach Antworten.
Ist die Weihe von Frauen aus dogmatischer Sicht möglich? Warum werden Frauen von kirchlichen Führungspositionen weitgehend ausgeschlossen? Bis fast auf den letzten Platz war das Podium „Machtfaktor Geschlecht“ beim Katholikentag gefüllt. Rund 230 Männer und Frauen waren gekommen. Viele engagierten sich mit Herzblut und Wut an der Diskussion.
Die Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“ hatte das Thema auf die Agenda gesetzt. Auf dem Podium saßen der Essener Weihbischof Ludger Schepers, die Religions-Soziologin Heidemarie Winkel, der Dogmatiker Georg Kraus und die Kirchen-Historikerin Katharina Kunter. Die Theologin Claudia Lücking-Michel, Vizepräsidentin des Zentralkomitees der Katholiken, moderierte die Veranstaltung.
Dogmatisch geboten und pastoral notwendig
„Die Weihe von Frauen ist dogmatisch geboten und pastoral notwendig“, sagte der emeritierte Dogmatik-Professor Kraus aus Stephanskirchen in seinem Statement. Das begründe sich mit Gleichheit und Komplementarität (Ergänzung) der Geschlechter in der Schöpfungsgeschichte und in der gemeinsamen Taufe. Die Gleichberechtigung müsse folglich sämtliche Ämter und Sakramente in der Kirche einbeziehen, sagte Kraus.
„Das paternalistische Sprechen über Frauen in der Kirche muss aufhören“, forderte die Religions-Soziologin Winkel aus Bielefeld. „Man muss nicht über Frauen sprechen, sondern mit ihnen.“ In den stark hierarchischen Strukturen würden die Amts- und Funktionsträger nicht reflektieren und wahrnehmen, dass sie Theologie und Seelsorge aus einer Männer-Perspektive sähen, betrieben und gestalteten. Statt einer Frauenkommission der Deutschen Bischofskonferenz oder einer vatikanischen Frauensynode müsse es eine Kommission der Gleichberechtigung geben, forderte Winkel.
Gemeinsam, statt einsam
Dass Priester über ihre Männlichkeit nachdenken und daran arbeiten müssen, sieht auch Ludger Schepers als Gebot der Stunde. „Die Kirche tut bisher viel zu wenig dafür.“
Viele Männer seien aber auch Produkt der Erziehung ihrer Mütter, gab der Weihbischof unter Protestrufen zu bedenken. Mit der gemeinsam mit dem Hildegardis-Verein formulierten „Trierer Erklärung“ seien auf einem Studientag der Deutschen Bischofskonferenz erste Schritte gegangen. „Wir wollen das Thema wachhalten.“
Es gibt Ängste und Phobien
Die Frauenkommission sei immerhin ein offizielles Gremium bei der Deutschen Bischofskonferenz, warb der Weihbischof. „Mehr ist zurzeit nicht möglich.“ Außerdem würden Mentoring-Gruppen angeboten, um Frauen auf kirchliche Führungspositionen vorzubereiten.
„Es gibt aber auch Ängste und Phobien“, bekannte Schepers. „Es fehlt an gemeinsamen Erfahrungsebenen von Bischöfen und Frauen, etwa bei einer Tasse Kaffee oder auf einer Wallfahrt. “ Das Kirchenrecht könne aber nicht ein Hinderungsgrund auf dem Weg der Gleichberechtigung der Geschlechter sein. „Das lässt sich ändern.“