Anzeige
Deutliche Kritik an Entwicklungen in Kirche und Gesellschaft hat Weihbischof Stefan Zekorn aus Münster mit Blick auf den heiliggesprochenen Erzbischof Oscar Romero geübt. Zekorn nannte es „unverständlich bis unverantwortlich“, dass sich die deutschen Bistümer inhaltlich und finanziell „viel zu wenig“ für die südlichen Länder engagieren würden.
Zekorn ist Bischöflicher Beauftragter für Weltkirche im Bistum Münster. Er predigte bei einem Gottesdienst im Gedenken an Oscar Romero im Franz-Hitze-Haus in Münster. Erzbischof Romero, ein Kämpfer für die Armen und für Gerechtigkeit in El Salvador, wurde 1980 während eines Gottesdienstes erschossen, möglicherweise im Auftrag der damaligen Machthaber. Er wurde am Sonntag heiliggesprochen.
Lob für Eine-Welt-Engagierte
Zekorn sagte, es sei großartig, wie die vielen Eine-Welt-Gruppen und Einzelpersonen im Bistum Münster sich einsetzten; ebenso die Hilfsorganisation „Christliche Initiative Romero“, die den Namen des neuen Heiligen trägt. Das seiner Ansicht nach mangelnde Engagement der Bistümer für die weniger entwickelten Länder nannte der Weihbischof dagegen unverantwortlich.
Romero habe jeden Tag die Perspektive des Evangeliums eingenommen, sagte Zekorn. Diesem Vorbild folgend, müsse man eingestehen, „dass wir reichen Länder im Norden den armen im Süden ihre Ressourcen, ihr Klima, ihre Arbeitsplätze, ihre Gesundheit und ihre Rechte stehlen“. Mit Blick auf ihre ethische Verantwortung seien die Menschen in den Industrieländern Diebe.
Gesellschaftliche Fehlentwicklungen
Ebenso müssten Christen ansprechen, dass „wir Europäer einfach wegschauen, wenn Flüchtlinge im Mittelmeer ertrinken“. Man müsse anklagen, „dass in unserem Land jedes Jahr mehr als 100.000 Kinder im Mutterleib getötet werden“. Der Weihbischof verwies auch darauf, dass die Armutsgefährdungsquote in Deutschland seit 2006 ansteige. Trotz guter Wirtschaftslage seien zehn Prozent der Bevölkerung auf Hilfe des Staates angewiesen.
Romero mahne die Kirche und jeden Christen zu einem einfachen Lebensstil und zu einer Haltung der Offenheit anderen Menschen gegenüber. Nur so bleibe ein Dialog auch in der zunehmend polarisierten deutschen Gesellschaft möglich, sagte Zekorn.