„Wir haben dieses Maß an Unrecht damals nicht erkannt“

Zollitsch räumt Fehler ein: Hätte Missbrauch anzeigen müssen

Der frühere Freiburger Erzbischof und langjährige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, räumt Fehler im Umgang mit Missbrauchstaten katholischer Priester ein.

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Der frühere Freiburger Erzbischof und langjährige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, räumt Fehler im Umgang mit Missbrauchstaten katholischer Priester ein. Aus heutiger Sicht hätte er die Pflicht gehabt, „entsprechende Täter“ anzuzeigen, sagte Zollitsch in einem am Montag veröffentlichten Video-Interview mit dem Hamburger Journalistenbüro Crimespot.

„Auch ich hatte in meiner aktiven Zeit mit Fällen zu tun, in denen Priester unserer Erzdiözese Kinder missbraucht haben“, so Zollitsch. Das „ganze Ausmaß“ der Taten sei ihm erst sehr viel später bewusst geworden. Opfer, die sich an ihn gewandt hätten, seien damals nicht bereit gewesen „öffentlich zu sprechen und Anklage zu erheben“.

 

Zollitsch: Ich habe nie alleine entschieden

 

Für seine Fehler bitte er erneut um Verzeihung, so Zollitsch. Er leide darunter. Viele Fälle gingen ihm immer wieder durch den Kopf. „Diesen Menschen ist tiefes Unrecht geschehen. Wir haben dieses Maß an Unrecht damals nicht erkannt“, sagte er. Zollitsch betonte, er sei „zwischen zwei Polen“ gestanden: auf der einen Seite die Opfer, auf der anderen Seite die Kirche, „die sich mit den Missbrauchsfällen ungeheuer schwer tat“. Die Kirche sei damals nicht in der Lage gewesen die Taten „als das zu benennen, was es war: als Verbrechen“.

Er selbst habe, so der Alterzbischof weiter, nie Anweisung gegeben, Missbrauchstaten zu vertuschen oder Akten zu vernichten. „Wenn es heute einige Menschen gibt, die mir sagen, ich hätte zur Vertuschung beigetragen, dann muss ich damit leben.“ Er habe nie alleine entschieden, auch wenn er die Verantwortung getragen habe, sagte Zollitsch weiter: „Ich war stets eingebunden in die Gemeinschaft der katholischen Kirche und ich habe nie alleine für mich entschieden, sondern es ist eine gemeinsame Entscheidung“. Er hoffe, dass die jüngste Aufarbeitung dazu beitrage, dass sich Missbrauch in Zukunft nicht mehr wiederhole.

 

Um welche Fälle es geht

 

Zuletzt hatte der Freiburger Erzbischof Stephan Burger seinem Amtsvorgänger Zollitsch Fehler vorgeworfen. Burger verwies auf den Fall Oberharmersbach im Ortenaukreis, wo ein Gemeindepfarrer zwischen 1968 und 1991 zahlreiche Jugendliche missbraucht haben soll. Vor einer Aufarbeitung nahm sich der Pfarrer das Leben. Er müsse davon ausgehen, dass Zollitsch von den Vorgängen gewusst habe, so Burger.

Zollitsch leitete als Erzbischof von 2003 bis 2013 die Diözese; zuvor war er 20 Jahre lang Personalchef des Erzbistums. Von 2008 bis 2014 war Zollitsch zusätzlich Vorsitzender der Bischofskonferenz.

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