Andonie fordert Partnerschaften nicht auf Sexualität zu reduzieren

BDKJ: Missbrauchsaufarbeitung der Bischöfe reicht nicht

Der BDKJ-Vorsitzende Thomas Andonie kritisiert den Sieben-Punkte-Plan der Deutschen Bischofskonferenz zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs durch Priester: „Darin gibt es keine Verpflichtungen und keinen Zeitplan“, bemängelt der Jugendvertreter.

Anzeige

Thomas Andonie, Vorsitzender des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), ist enttäuscht über den Stand der Missbrauchsaufarbeitung. Im Gespräch mit „Kirche-und-Leben.de“ sagte er, der Sieben-Punkte-Plan, den die deutschen Bischöfe bei ihrer Vollversammlung im September verabschiedet haben, reiche „nicht ansatzweise“ aus. „Darin gibt es keine Verpflichtungen und keinen Zeitplan“, bemängelt der Jugendvertreter.

„Jetzt müssen Ross und Reiter genannt und nicht eine Institution oder gar Täter geschützt werden“, fordert Andonie. Bei einigen wenigen Bischöfe sehe er das gewünschte Engagement schon. Schockiert und enttäuscht sei er aber darüber, dass auch acht Jahre nach dem ersten Bekanntwerden der zahlreichen Missbrauchsfälle innerhalb kirchlicher Institutionen das Thema für einige Bischöfe mit der Formulierung einer Beileidsbekundung abgehakt zu sein scheine.

 

Vatikan „hat einiges zu erklären“

 

Auch der Vatikan „hat einiges zu erklären“, meint Andonie. Er war Anfang Oktober Teilnehmer der Jugendsynode in Rom, bei der auch das Thema Missbrauch durch Kirchenvertreter besprochen wurde. „Wenn flächendeckend Täter versetzt statt zur Rechenschaft gezogen wurden, wie es die Missbrauchsstudie der Deutschen Bischofskonferenz aufzeigt, kann ich mir nicht vorstellen, dass in Rom niemand davon wusste“, vermutet Andonie.

„Das Problem“, so der BDKJ-Vorsitzende weiter, „liegt eindeutig im System“. Er fordert, „klerikalistische Strukturen“ aufzubrechen, die „diese schrecklichen Taten begünstigen“. Dazu müsse die Kirche synodaler werden. Das habe er bei der Jugendsynode als sehr positiv empfunden. Wichtig sei, dass dem Wohlwollen bei der Synode nun auch Taten folgten. „Die Kirche muss sich jetzt ehrlich den Jugendlichen zuwenden und sie teilhaben lassen an Entscheidungsprozessen“, meint Andonie.

 

Eine „vertane Chance“

 

Eine „vertane Chance“ sieht Andonie darin, wie einige Geistliche mit Partnerschaften umgingen, die nicht dem katholischen Ideal entsprächen. Er habe während der Jugendsynode beobachtet, dass viele Bischöfe bei der Frage nach Begleitung von Partnerschaften immer nur die Ehe im Blick hätten. Andere Partnerschaften stießen auf „teils starke Abneigung“. Das beruhe seines Erachtens darauf, dass nur auf die Sexualität in einer Beziehung geschaut werde. „Dabei sehen sie nicht all das Gute, das diese vielfältigen Beziehungen zu einem Schatz macht“, bedauert Andonie.

Anzeige