Aufarbeitung kann „keine interne Sache mehr sein"

Missbrauchsbeauftragter Ackermann beklagt mangelnde Kooperation

Der Missbrauchsbeauftragte der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Stephan Ackermann, hat im Gespräch mit dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ den Umgang mancher seiner Bischofskollegen mit der Missbrauchsstudie kritisiert.

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Der Missbrauchsbeauftragte der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Stephan Ackermann, hat den Umgang mancher Bischofskollegen mit der Missbrauchsstudie kritisiert. „Man hat das Thema offensichtlich nicht in allen Diözesen so prioritär behandelt, wie es erforderlich gewesen wäre“, beklagte Ackermann im Gespräch mit dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ (Ausgabe vom 17. November): „Wenn ein Bischof die Thematik nicht zur Chefsache erklärt, bleibt die Umsetzung schwierig.“

 

Archive sollen externen Forschern geöffnet werden

 

Darauf angesprochen, dass die Autoren der im September veröffentlichten Studie die Zusammenarbeit mit einzelnen Bistümern bemängelten, antwortete Ackermann: „Das ist beklagenswert.“ Ackermann kündigte an, die kirchlichen Archive externen Forschern zu öffnen: „Es ist klar, dass die nun folgende Aufarbeitung keine interne Sache mehr sein kann. Unabhängig heißt für mich, dass der jeweilige Bischof die weitere Untersuchung aus der Hand gibt.“

Außerdem will Ackermann künftig enger mit Staatsanwaltschaften zusammenarbeiten: „Wir werden volle Kooperationsbereitschaft mit den Ermittlungsbehörden zeigen.“ Stephan Ackermann ist Bischof von Trier und seit 2010 Missbrauchsbeauftragter der Bischofskonferenz. In deren Auftrag wurde die Studie über sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche erarbeitet.

 

Bistum Essen stellt 41 Akten zur Verfügung

 

Unterdessen wurde bekannt, dass das Bistum Essen der Staatsanwaltschaft 41 Akten über mögliche Missbrauchsfälle durch Geistliche zur Verfügung stellen wird. Einen entsprechenden Bericht der katholischen Wochenzeitung „Neues Ruhrwort“ bestätigte Bistumssprecher Ulrich Lota der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). In den betreffenden Fällen müsse man davon ausgehen, dass es sich bei den Beschuldigten tatsächlich um Täter handle. Mit der Staatsanwaltschaft habe man sich darauf verständigt, dass diese die Akten offiziell anfordern werde. Das Bistum habe dieses Gespräch von sich aus gesucht; mit der Ermittlungsbehörde bestehe seit Jahren ein guter Kontakt.

Das Bistum Essen hat seit seiner Gründung 1958 nach eigenen Angaben „mindestens 85 Opfer von sexuellen Übergriffen“ und 60 beschuldigte Geistliche verzeichnet. 19 Priester seien verurteilt worden: sieben von ihnen straf- und kirchenrechtlich, vier nur strafrechtlich und acht nur kirchenrechtlich. Für die anderen 41 Priester gebe es ernstzunehmende Hinweise auf Missbrauchstaten, so das Bistum.

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