Alltag des Leitenden Pfarrers in Werne und Lünen

Zwei Pfarreien, zehn Kirchorte, 14 Hühner: wie Jürgen Schäfer leitet

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Pfarrdechant Jürgen Schäfer von der Pfarrei St. Christophorus in Werne leitet seit einigen Tagen zusätzlich die Pfarrei St. Marien in Lünen. Seine Doppelfunktion empfindet er nicht als Belastung.

Mit Zuversicht und Gelassenheit geht Jürgen Schäfer an seine weitere Aufgabe als leitender Pfarrer der Pfarrei St. Marien in Lünen heran. „Die Arbeit schreckt mich nicht. Ich bin nicht allein“, sagt der Pfarrdechant von der Pfarrei St. Christophorus in Werne (Kreis Unna).

Schäfer gehört zu den wenigen Pfarrern, die gleich zwei größere Pfarreien zu leiten haben. „Auf die frei gewordene Pfarrstelle in Lünen hat sich kaum jemand beworben. Mehrere Versuche, die Stelle wieder zu besetzen, sind gescheitert. Die Personaldecke ist dünn. Da bin ich als Nachbarpfarrer von der Bistumsleitung gefragt worden, ob ich nicht noch eine weitere Pfarreileitung übernehmen könnte“, sagt der 56-Jährige.

Engagierte Teams in Werne und Lünen

Erst habe er gezögert, eine zusätzliche Aufgabe zu übernehmen, aber dann doch zugestimmt: „Ich habe ein engagiertes pastorales Team in Werne und Lünen, zwei Verwaltungsreferenten, zwei Verbundleitungen, viele engagierte Frauen und Männer in den Gremien und im Ehrenamt und nicht zuletzt ein gutes Team in den Pfarrbüros. Das läuft wohl“, ist Schäfer optimistisch, das kirchliche Leben trotz aller Veränderungen so gut es geht zu organisieren und dabei die Seelsorge für alle Menschen in den Blick zu behalten.

Pessimismus und Wehklagen sind nicht die Sache von Jürgen Schäfer, wenn es darum geht, Herausforderungen zu meistern. „Ich neige nicht zur Depression oder zum negativen Denken. Das habe ich von meiner Mutter gelernt, die in schwierigen Situationen zu sagen pflegte: ‚Lass uns das Beste daraus machen.‘ Das ist eine gute Lebenseinstellung.“

Arbeiten im Team

Aus dieser Haltung heraus geht Schäfer mit der Kirchenkrise auch eher gelassen um: „Wir erleben einen massiven Rückgang kirchlichen Lebens. Das soll uns aber nicht daran hindern, unsere Arbeit so gut wie möglich zu machen.“

Schäfer schätzt die Teamarbeit und pflegt einen kommunikativen Leitungsstil, in dem alle Beteiligten Vorschläge und Kritik einbringen können. „Das geht nur im Miteinander“, sagt Schäfer.

Neue Gottesdienstordnung in Lünen

Zur Pfarrei in Werne mit ihren sechs Kirchorten seien vier Gotteshäuser in Lünen hinzugekommen, für die die Seelsorgeteams mit den kirchlichen Gremien die Gottesdienstordnung angepasst habe. „Die Absprachen waren einvernehmlich“, meint der leitende Pfarrer.

So werden für St. Marien in Lünen an allen vier Kirchstandorten auch auf Dauer am Wochenende insgesamt fünf Gottesdienste angeboten werden können. Die Gottesdienstordnung sieht vor, dass am Wochenende an allen vier Kirchstandorten mindestens ein Gottesdienst gefeiert wird.

Software unterstützt Pfarrbüros bei Planungen

„Dieser Gottesdienst wird in der Regel eine Eucharistiefeier sein. Es ist aber auch ein Wortgottesdienst mit Kommunionfeier möglich. Wichtig war für uns, dass die Durchführung der Gottesdienstordnung auch für nur zwei Priester möglich sein muss“, erläutert Schäfer die Verabredung. „Es gab keine große Diskussion darüber.“

Um alles übersichtlich zu halten, werden die Pfarrbüros in den einzelnen Gemeinden mit der Software „KaPlan“ ausgestattet, die speziell für Kirchengemeinden entwickelt wurde. „KaPlan“ ist ein Kalender- und Planungstool. Die Software bringt die Pfarrbüros zusammen. Alle Daten sind von überall einsehbar. „Vieles ist auch nur eine Frage der Organisation. Dann funktioniert es auch“, sagt Schäfer.

Schäfer mit Erfahrung als Seniorenheim-Leiter

Die Pfarrsekretärinnen Mechthild Stengl (sitzend) und Angelika Böckenbrink informieren Pfarrdechant Jürgen Schäfer über die anstehenden Termine und Gemeinde-Angelegenheiten der Pfarrei in Werne.
Die Pfarrsekretärinnen Mechthild Stengl (sitzend) und Angelika Böckenbrink informieren Pfarrdechant Jürgen Schäfer über die anstehenden Termine und Gemeinde-Angelegenheiten der Pfarrei in Werne. Die Pfarrbüros und Gemeindebüros in Werne und Lünen werden demnächst vernetzt, um die Pfarreileitung zu erleichtern. | Foto: Johannes Bernard

Der Seelsorger ist mit organisatorischen Fragen durchaus vertraut. Nach seinem Studium der Theologie und der Sozialen Arbeit leitete er für einige Jahre ein Seniorenheim in Hiddingsel bei Dülmen, bevor er sich dann entschied, Priester zu werden. Die Priesterweihe feierte er 2001.

Schäfer ist als leitender Pfarrer in vielen weiteren Funktionen aktiv, so etwa als Vorsitzender der Jugendhilfe Werne. Das Netzwerk für sozialpädagogische Dienste erreicht mehr als 1.000 Kinder, Jugendliche und ihre Familien in den Gemeinden, Kreisen und Städten Unna, Hamm, Coesfeld, Warendorf, Münster, Recklinghausen, Borken, Steinfurt und Soest, in Dortmund und Iserlohn. „Die Jugendhilfe erfüllt eine wichtige Aufgabe, die die Kirche erfüllt“, sagt Schäfer.

Aufsicht über Krankenhäuser

Er ist darüber hinaus seit zehn Jahren Mitglied im Aufsichtsrat der katholischen St.-Paulus-Gesellschaft. Diese trägt die Verantwortung für die Krankenhäuser St.-Marien-Hospital Lünen, St.-Christophorus-Krankenhaus Werne, Marienkrankenhaus Schwerte, St.-Rochus-Hospital Castrop-Rauxel, St.-Josefs-Hospital Hörde, Katholisches Krankenhaus Dortmund-West, St.-Marien-Hospital Hamm, St.-Elisabeth-Krankenhaus Dortmund-Kurl, Marien-Hospital Dortmund-Hombruch und für das St.-Johannes-Hospital im Zentrum von Dortmund.  2017 fusionierten die Krankenhäuser in Werne und Lünen zum Katholischen Klinikum Lünen-Werne.

„Wir sind kirchlicherseits schon längst über die Pfarrgrenzen hinaus in Kooperationen“, sagt Schäfer über den Zusammenschluss und fügt an: „In diesem Verbund habe ich Gemeindemitglieder aus Lünen kennengelernt. Werne und Lünen arbeiten also schon länger und vertrauensvoll zusammen.“

Pastoraler Raum mit Cappenberg

Die beiden Pfarreien in Werne und Lünen werden zusammen mit der kleinen Gemeinde St. Johannes Evangelist in Cappenberg zum 1. Januar 2024 einen Pastoralen Raum bilden. „Die Vorbereitungen laufen dafür. Die Seelsorge in Cappenberg liegt in den Händen der Prämonstratenser, die seit jeher einen Ordensgeistlichen für den Dienst in der Gemeinde bereitstellen.“

Die Zusammenarbeit mit Cappenberg werde sorgfältig vorbereitet. „Vielleicht wird es eine gemeinsame Firmfeier geben. Aber erst möchte ich hören, was sich die Cappenberger wünschen“, sagt Schäfer.

14 Hühner sorgen für Ablenkung

Um einen Ausgleich zu seinem Dienst als Seelsorger zu haben, hat sich Schäfer schon vor Jahren in seinem Pfarrhaus-Garten einen Hühnerstall zugelegt. „14 Hühner laufen frei herum. Sie halten mich auf Trab, ebenso mein Hund“, sagt der Tierliebhaber, der mit einem großen Garten in Lippstadt aufgewachsen ist. „Meine Eltern hatte einige Hühner. Es sind liebenswerte Tiere. Ich bin mit ihnen groß geworden“, sagt Schäfer.

Von seinem Arbeitszimmer aus kann er immer einen schnellen Blick auf das Federvieh werfen. „Es ist gut, eine Möglichkeit zu haben, den Kopf freizubekommen, wenn es mal nötig ist“, sagt der leitende Pfarrer.

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