Woelki-Eklat trübt positive Bilanz

110.000 Pilger machen Aachener Heiligtumsfahrt zu großem Glaubensfest

  • Die Aachener Heiligtumsfahrt ist mit einer feierlichen Zeremonie zu Ende gegangen.
  • In elf Tagen besuchten 110.000 Menschen die Heiligtumsfahrt, 10.000 mehr als erwartet.
  • Überschattet wurde das Fest durch einen Eklat mit Kardinal Woelki.

Anzeige

In Aachen ist am Montagabend mit einer feierlichen Zeremonie im Dom die Heiligtumsfahrt beendet worden. Die bei der elftägigen Wallfahrt im Mittelpunkt stehenden Tuchreliquien wurden erneut im Marienschrein verschlossen, wo sie erst wieder zur nächsten Heiligtumsfahrt im Jahr 2028 entnommen werden.

An dem traditionellen Glaubensfest in der Kaiserstadt mit religiösen und kulturellen Angeboten nahmen 110.000 Pilger teil, 10.000 mehr als erwartet.

Lange Schlangen vor dem Aachener Dom

Bei den Tuchreliquien handelt es sich der Legende nach um das Kleid Mariens aus der Heiligen Nacht, um Windeln Jesu, um das bei der Kreuzigung getragene Lendentuch Jesu sowie das Enthauptungstuch Johannes des Täufers. Die Textilien, die 799 Karl dem Großen übergeben wurden, sind laut Untersuchungen zwischen dem dritten und fünften Jahrhundert entstanden.

Aber für die Kirche heute ist nicht die Echtheit entscheidend; sie sieht in den Tüchern Zeichen, die auf Jesus hinweisen. Während der elf Tage bildeten sich immer wieder lange Schlangen vor dem Dom, wo die Reliquien in Vitrinen ausgestellt waren.

Heiligtümer wieder verschlossen

Bei dem Gottesdienst legte die Leiterin der Domschatzkammer, Birgitta Falk, die Heiligtümer unter den Augen von Dompropst Rolf Cremer und der Aachener Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen (parteilos) in den Schrein.

Zwei Goldschmiede brachten an der Holztür ein Vorhängeschloss an, das der Aachener Altbischof Heinrich Mussinghoff gestiftet hatte. Es zeigt auf der einen Seite ein Regenbogenkreuz, das Mussinghoff bei seinen Reisen ins Heilige Land auf einem in Fels eingekratzten Pilgerzeichen entdeckt hatte. Die andere Seite ziert eine Friedenstaube. Gemäß der Tradition wurde der Schlüssel zersägt. Den Bart verwahrt die Stadt, die gemeinsam mit dem Domkapitel für die Heiligtümer sorgt.

Dieser würdigt Heiligtümer

Der Aachener Bischof Helmut Dieser würdigte in seiner Predigt die Heiligtumsfahrt als Tage voller Entdeckungen. „Das Schöne an unseren Heiligtümern ist: Sie sind diskret, zurückhaltend, und sprechen doch zugleich eindeutig. Sie prahlen nicht mit Schönheit oder materiellem Wert, sondern sie machen allen, die sich ihnen zuwenden, ihre ganz eigene Aufwartung mit Sinn und Bedeutung.“ Die Heiligtümer – etwa die Windeln – zeigten, dass nichts an Jesus unmenschlich sei. „Und nichts Menschliches fehlt ihm oder ist ihm fremd.“

Die Aachener Heiligtumsfahrt findet seit dem Jahr 1349 alle sieben Jahre statt. Pandemiebedingt wurde der reguläre Rhythmus 2021 unterbrochen und das Glaubensfest um zwei Jahre verschoben. Die nächste Wallfahrt in fünf Jahren knüpft wieder an den ursprünglichen Takt an.

Woelki-Eklat überschattet Heiligtumsfahrt

Während der Heiligtumsfahrt unter dem Motto „Entdecke mich“ gab es Angebote für verschiedene Pilgergruppen, darunter Kinder, Familien, Radfahrer oder Soldaten. Bischöfe aus dem In- und Ausland zelebrierten Gottesdienste.

Zum Eklat kam es am Wochenende, nachdem auf Drängen Diesers der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki nicht wie geplant die letzte große Open-Air-Pilgermesse leitete. Im Vorfeld hatte es Proteste gegen den Erzbischof gegeben, der vor allem in Sachen Missbrauchsaufarbeitung in der Kritik steht.

Anzeige