Sommerserie: Glaube zu Fuß – Pilgerwege im Bistum Münster (3)

Auf den Spuren vergangener Klöster - der Prälatenweg bei Harsewinkel

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Die ehemalige Zisterzienserabtei Marienfeld wurde 1185 gegründet und im Rahmen der Säkularisierung 1803 aufgelöst. Wer sich heute auf den Weg nach Marienfeld macht, kann dort viel entdecken. Fortsetzung einer lockeren Serie mit Erlebnissen des „Kirche-und-Leben.de“-Teams.

Die Juni-Sonne lugt durch das Laub der 180-jährigen Blutbuche. Ein sanfter Sommerwind streicht durch die Blätter des Naturdenkmals. Der knorrige alte Baum könnte bestimmt viel erzählen über die Geschichte des 1185 gegründeten Zisterzienserklosters in Marienfeld bei Harsewinkel.

Im Klosterhof empfängt Besucher eine himmlische Ruhe. Ein Ort der Entschleunigung. Ich habe das Gefühl, in eine andere Welt einzutauchen, auf den Spuren von Nonnen und Mönchen. Die Abtei Marienfeld ist einer von drei Startpunkten für den Prälatenweg im Klos­terdreieck zwischen Harsewinkel-Marienfeld, Herzebrock und Clarholz.

„Prälat“ – was verbirgt sich hinter dieser Bezeichnung? Ein vornehmer kirchlicher Würdenträger wie ein Abt oder Bischof. Und solche sind in der Blütezeit der Abtei mit bis zu 120 Mönchen im Kloster Marienfeld ein- und ausgegangen.

Ein idyllischer Ort

Ich kann mir vorstellen, wie die frommen Männer mit dem Brevier in der Hand die wunderschöne Landschaft erkundeten und dem lieben Gott für dieses schöne Fleckchen Erde dankten. Nun, die Mönche sind schon lange Geschichte, nachdem das Kloster 1803 aufgelöst wurde. Die spätromanische 1222 geweihte Abteikirche zeugt noch von der großen Vergangenheit. Aber davon später.

Im Schatten der alten Bäume legen Rosi und Wilfried Kock auf einer Bank eine kleine Pause ein. Das Ehepaar ist an der Emsquelle in der Gemeinde Hövelhof am Rande des Teutoburger Walds zu einer Radtour in vier Etappen gestartet.

Über Rheda-Wiedenbrück, Telgte und Emsdetten führt die etwa 250 Kilometer lange Reise bis zu ihrem Zuhause im emsländischen Geeste. Ein Teil der Strecke führt die Radler auch über den Prälatenweg vorbei am im Laufe von 4000 Jahren entstandenen Hühnermoor.

Größte Barockorgel Westfalens

Pilgerwege im Bistum Münster.
Kirche-und-Leben.de-Sommerserie: Pilgerwege im Bistum Münster.

Bevor das Ehepaar Kock wieder auf die Räder steigt, besucht es die majestätische Abteikirche, herausragendes Zeugnis zisterziensischer Baukunst. Sehenswert ist vor allem das Innere der heutigen Pfarrkirche mit der mit 41 Registern größten Barockorgel Westfalens, einem Werk des Lippstädters Johan Patrokulus Möller.

Beeindruckend sind auch der mächtige Hochaltar und die Kanzel mit ihren plastischen Figuren. In der Kirche finden regelmäßig Orgelkonzerte statt. Auch deshalb lohnt sich ein Besuch.

Während die Radler aus dem Emsland ihren Weg fortsetzen, treffe ich mich mit Agnes Cars­tens vom Stadtmarketing Harsewinkel. Die Fremdenführerin kennt das Klosterareal wie ihre Westentasche. „Es ist für mich eine Oase der Ruhe und Entspannung“, sagt sie und breitet eine Karte mit den verschiedenen Wanderwegen aus. Und so erfahre ich, dass der Prälatenweg im September 15 Jahre alt wird, was selbstverständlich ein Grund zum Feiern sein wird.

Unterwegs auf dem Zisterzienser-Pfad

Bei meinem Streifzug durch die Umgebung habe ich ein weiteres bekanntes Symbol entdeckt: die Muschel. „Der westfälische Jakobsweg führt ebenfalls hier vorbei“, berichtet die städtische Mitarbeiterin. Zusammen begeben wir uns auf den 1.200 Meter langen Zisterzienser-Pfad, einem kurzweiligen Spaziergang rund um das Klostergelände. In einzelnen Etappen wird die Klostergeschichte anschaulich erklärt. Unterwegs entdecken wir Gänse-Eltern mit ihren Jungen, die ins kühle Nass der Lutter flüchten, eines Nebenflusses der Ems.

Auf unserem Spaziergang stehen wir auch vor einem verschlossenen und mit einem Kreuz versehenen Eingangstor. Dahinter verbirgt sich der Klost­ergarten auf 2.000 Quadratmetern – ursprünglich als ein barocker Garten französischen Stiles und 2002 nach mittelalterlichem Vorbild von Klostergärten neu angelegt. Er ist Heimat für mehr als 150 zum Teil historische Kulturpflanzen. Überliefert ist das Zitat eines Zisterzienser-Mönches: „Wenn Natur und Mensch sich in Liebe vereinigen, wird entweder ein Gedicht daraus oder ein Garten.“ Eine Führung mit interessanten Informationen zu 800 Jahren Gartengeschichte dauert etwa eine Stunde.

Anlaufstelle für Besucher und Pilger

Mein Besuch endet in dem kleinen Klosterladen, Anlaufstelle für Besucher und Pilger. Der evangelische Pfarrer Martin Liebschwager und seine Frau Christina Mohring-Liebschwager führen den Klosterladen (ein Geheimtipp), zu dem auch zwei Pilgerzimmer gehören. Die Unterkunft wird gegen eine freiwillige Spende für den Förderverein Kloster Marienfeld zur Verfügung gestellt.

Gründer des Fördervereins ist der Benediktinerpater Gottfried Meier gewesen. Nach mehr als 200-jähriger Unterbrechung war Pfingsten 2004 wieder klösterliches Leben nach Marienfeld zurückgekehrt. Zwei Ordensleute zogen in die ehemaligen Wirtschaftsgebäude des Klosterhofes und lebten dort nach den Regeln des heiligen Benedikt.

Gebet und Kultur

Pater Gottfried, bis 2021 im Klosterhof seelsorgerisch aktiv, hat eine neue Wirkungsstätte in Österreich gefunden. Sein Geist wirkt jedoch weiter in Gastfreundschaft, Gebet und Kultur.

Weil Leib und Seele zusammengehören, werden Besucher im Hotel Klosterpforte samt Klostercafé und Klosterforum seit nunmehr 70 Jahren und inzwischen dritter Generation verwöhnt.

Zum Beispiel mit einem im Klosterkeller gebrauten Marienfelder Bräu. Das genieße ich später zu Hause, während ich mich unter die alte Blutbuche im Klosterhof zurücksehne. Ich komme wieder – bestimmt.

Hintergrund
Der in dieser Folge unserer lockeren Serie vorgestellte „Prälatenweg“ mit einer Gesamtlänge von 32 Kilometern verbindet drei ehemalige Klöster miteinander. Startpunkt ist wahlweise eines der drei bedeutenden ehemaligen Klöster: die Benediktinerinnenabtei Herzebrock, das Prämonstratenserkloster Clarholz oder das Zisterzienserkloster Marienfeld.
Die Ortskerne in Herzebrock und Clarholz mit den Kloster- und Gartenanlagen sowie das Klosterensemble Marienfeld sind die Höhepunkte der abwechslungsreichen und steigungsfreien Wegstrecke. Der Rundwanderweg ist mit dem blau-weißen Markierungszeichen mit der Aufschrift „Prälatenweg“ und dem Symbol der Mitra ausgeschildert.

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