Sommerserie: Glaube zu Fuß – Pilgerwege im Bistum Münster (1)

Der Kardinalsweg rund um Damme: Ideal für eine Auszeit zwischendurch

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Als Tagestour ist der vor fünf Jahren angelegte, 24 Kilometer lange „Kardinalsweg“ von Damme nach Dinklage ausgelegt. Eine besonders reizvolle Etappe führt durch vom Bexaddetal bei Damme in die Dammer Berge. Eindrücke von einer Schnupper-Pilgertour.

Jetzt im Frühsommer ist es besonders reizvoll. Wenn um die Mittagszeit die Sonne durch das dichte Blätterdach schimmert. Gut, dass es heute trocken ist. Denn am Einstieg in die erste Etappe des „Kardinalswegs“ von Damme nach Dinklage beim ehemaligen Dammer Benediktinerkloster geht es zu Beginn für ein kurzes Stück recht steil bergab. Achtung: Bei Regen kann es dort glitschig sein. Dann wäre festes Schuhwerk sinnvoll.

„Moin“ grüßt mich das Paar, das mir gleich hier entgegenkommt. Der Mann in der dunkelblauen Outdoorjacke lächelt und nickt. Seine Frau hat die Hände in die Träger ihres Rucksacks gestemmt und drückt sich den Weg hoch, den ich vorsichtig hinuntersteige und der sich schon nach wenigen Schritten in einer flachen Passage fängt.

Start im Bexaddetal

Pilgerwege im Bistum Münster.
Unsere Sommerserie: Pilgerwege im Bistum Münster.

Über eine Holzbrücke geht es weiter auf flachen Wald- und Feldwegen an einem kleinen Bach entlang, der hier im idyllischen im „Bexaddetal“ zum Gesang der Vögel in den Baumkronen gluckert.

Rund vier Stunden geht man, nimmt man sich die Gesamtstrecke von 24 Kilometern von Damme nach Dinklage vor. Ich will nur ein Stück davon versuchen, „Schnupper-Pilgern“ sozusagen.

Kurzer Stopp an der Benedikt-Oase

Zuvor ein Besuch in der Benedikt-Oase, einem Gebetsraum am ehemaligen Kloster. Ehrenamtliche halten dort auch nach dem Abschied des Ordens den Bezug zum Orden wach. Ruhe findet man dort, kann eine Kerze anzünden und liest beim Hinausgehen eine Aufforderung an der Tür: „Du sollst ein Segen sein.“

Das ist nicht der erste Nachdenksatz hier am Start. Im Pilgersegen auf der Infotafel, mit dem sich Einzelne und Gruppen einstimmen können auf den Weg, heißt es: „Sei bei uns auf Schritt und Tritt“, oder „Öffne unsere Sinne für die Schönheit der Natur“.

Gedanken für unterwegs

Und: „Menschenherzen brauchen nicht verzagen, solange sie versöhnend Brücken schlagen“, steht auf dem ersten Brückenbogen über das Bachtal zu lesen, das man gleich nach dem kurzen Abstieg überquert. Noch so ein bedenkenswerter Satz in einer Zeit, die Versöhnung bitter nötig hätte.

An der „Schönheit der Natur“ liegt es wohl auch, dass nicht alle hier als Pilger unterwegs sind. Auf dem Weg beginne ich, Entgegenkommende in Gedanken zu sortieren: die jungen Leute, die Hand in Hand gemütlich zwischen den Weiden schlendern? Wohl eher Spaziergänger. Wohingegen stramme Schritte eher auf Menschen hindeuten, die wandernd oder pilgernd ein Ziel verfolgen.

An fünf Stationen in vier Etappen führt die Route von Damme über Holdorf nach Dinklage vorbei. Namensgeber ist der selige Clemens August Graf von Galen (1878 – 1946). Das Pilgern war eine Leidenschaft des berühmten Kardinals. Als Bischof von Münster (1933 bis 1946) ist er oft von Münster nach Telgte gelaufen.

Unterwegs in den Dammer Bergen

Auf dem ersten Stück führt der Weg durch Wald und an Wiesen entlang. Teils mit Idylle pur. Wo auf einer Weide Rinder kauend aufschauen, aufgescheuchte Karnickel sich im Zickzack neue Deckung suchen oder auf einer Koppel Pferde auf- und abjagen.

Von Damme aus führt die Strecke in Richtung Norden. Zuerst in die Dammer Berge zur Station „beständig sein“, ein Stück weiter, am Holdorfer Heidesee heißt es „Entschieden sein“, es folgt „(gem)einsam“ sein und am Ziel, beim Kloster Dinklage heißt es „einfach sein.“ Jeder Begriff für sich genommen ein Programm für Gespräche und Gedanken. Der Pilgerweg will Menschen helfen, „zur Ruhe zu kommen oder seine Gedanken zu ordnen“, wie es im Pilger-Prospekt heißt. Wem die Strecke zu lang sind, der kann die erste Etappe umfunktionieren zum Spazierweg und sich einen eigenen Rückweg zum Startpunkt heraussuchen. Der Vorteil: Er bleibt dabei in den Dammer Bergen, einem der landschaftlich reizvollsten Abschnitte des Pilgerwegs.

Deutlich wird das zum Beispiel an den zahlreichen Bänken oder markierten Beobachtungspunkten und Schautafeln anderer Wanderrouten. Und an der Natur selbst. Kaum nimmt man sich die Zeit, um für ein paar Momente bewusst in die Stille des Bexaddetals hinein zu lauschen, schon schießt ein Greifvogel durch die Szene, der zwei Tauben verfolgt. Dazu bieten sich dem Blick des Pilgers abwechslungsreiche Perspektiven.

Zielpunkt Dinklage

Nicht alle Teilstücke seien derart idyllisch, liest man in Internetforen zum Kardinalsweg. Weiter nördlich fordern asphaltierte Wege immer geradeaus auch mal das Durchhaltevermögen, das ebenfalls zum Pilgern gehört. Und das am Ende einer Tagestour zum Ziel, dem Endpunkt beim Benediktinerinnenkloster Burg Dinklage führt.

Der Kardinalsweg
Seit 2018 gibt es die „Kardinalsweg“ genannte Pilgerstrecke zwischen Damme und Dinklage. Eingerichtet hat sie der Zweckverband Erholungsgebiet Dammer Berge. Er hat dafür fünf Stationen eingerichtet, jeweils mit einer beschrifteten Stahlplatte, Tischen und der Ausschilderung der Strecke. Wer die in Wanderführern im Internet als „leicht“ klassifizierte Strecke komplett geht, legt dabei 24 Kilometer zurück. Unterwegs wird an die Tugenden von Bischof Clemens August Kardinal von Galen erinnert. Besonders reizvoll sind das Bexaddetal und die Dammer Berge, die von Damme kommend zu Beginn durchpilgert werden, sowie der Dinklager Burgwald und das dortige Kloster der Benediktinerinnen, bei dem der Weg endet. Wer unter „Kardinalsweg“ im Internet sucht, der findet zahlreiche Tour-Tipps, etwa zu Anfahrt und Parkmöglichkeiten. Informationen unter www.dammer-berge.de, 05491-9966. Dort können Interessierte auch eine eigens für den Kardinalsweg erstellte Broschüre mit Liedern und Texten anfordern.

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