Kein Gottesdienst mit dem Kölner Kardinal - der kritisiert dies

Angst um „Atmosphäre“: Woelki nicht bei Aachener Heiligtumsfahrt

  • Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki wird keinen Gottesdienst bei der Heiligtumsfahrt in Aachen feiern.
  • Der Aachener Bischof Helmut Dieser sagte, eine „geistlich verbindende Atmosphäre zur Feier des Gottesdienstes“ sei nicht zu erwarten gewesen.
  • Woelki sagte, trotz unterschiedlicher Auffassungen müsse es mölglich sein, gemeinsam Gottesdienst zu feiern.

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Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki wird am morgigen Sonntag keinen Gottesdienst bei der Heiligtumsfahrt in Aachen feiern. Das hätten der Aachener Bischof Helmut Dieser und Woelki gemeinsam entschieden, meldet das Bistum Aachen.

Das Kölner „Domradio“ schreibt hingegen von einer Bitte Diesers an Woelki, „an einer Messe im Rahmen der Heilig­tums­fahrt wegen befürch­te­ter Störungen nicht teil­zunehmen“. Die Aachener Mitteilung zitiert Dieser, er wolle eine Situation vermeiden, die „absehbar nicht mehr erwarten lässt, dass eine geistlich verbindende Atmosphäre zur Feier des Gottesdienstes erlebbar wird“.

Nicht zuletzt die vielfach als zögerlich empfundene Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Erzbistum Köln hat dort eine Krise ausgelöst. Woelki steht seit Jahren für sein Handeln öffentlich in der Kritik – weit über das Erzbistum Köln hinaus. Wegen der Krise hatte Papst Franziskus den Erzbischof bereits in eine mehrmonatige Auszeit geschickt und ihn gebeten, seinen Rücktritt anzubieten. Über dieses Gesuch hat Franziskus noch nicht entschieden.

Teile eines Chores planten Boykott – Woelki enttäuscht

Woelki warnte nach Bekanntgabe der Entscheidung vor einer Instrumentalisierung von Gottesdiensten für Protestaktionen. „Ich wäre als Pilger nach Aachen gekommen so wie viele Tausende auch. Ich bin davon überzeugt, dass es unter Christen möglich sein muss, unterschiedliche Auffassungen zu haben und deutlich zu vertreten – und dennoch gemeinsam die heilige Eucharistie zu feiern.“

Medien hatten berichtet, im Mädchenchor des Aachener Doms habe es Diskussionen gegeben, ob man in Woelkis Anwesenheit bei der Messe singen wolle. Nur knapp die Hälfte der 120 Sängerinnen habe sich dazu bereitgefunden.

„Mir persönlich sind Prävention, Aufklärung und Aufarbeitung ein Herzensanliegen“, so Woelki. Katholisch zu sein heiße, „nicht dem Gift der Polarisierung zu erliegen, sondern Brücken zu bauen“.

Nachbarbischof von Aachen und Metropolit

Woelki ist als Kölner Erzbischof nicht nur Nachbarbischof von Aachen, sondern steht als Metropolit auch an der Spitze der Kirchenprovinz Köln, zu der das Bistum Aachen gehört. Ursprünglich war ein gemeinsamer Pilgergottesdienst mit Woelki und Dieser vorgesehen, so die Aachener Meldung. Nun werde Bischof Dieser den Gottesdienst zelebrieren, Rolf-Peter Cremer, Dompropst und Leiter der Heiligtumsfahrt, werde predigen.

Im Mittelpunkt der seit 1349 begangenen Heiligtumsfahrt stehen vier Tuchreliquien, die 799 Karl dem Großen übergeben wurden. In ihnen wird das Kleid Mariens aus der Heiligen Nacht, Windeln Jesu, das Lendentuch des Gekreuzigten und das Enthauptungstuch Johannes des Täufers verehrt.

Für die Echtheit der Tücher gibt es keine historischen Nachweise. Die Kirche sieht in ihnen Zeichen, die auf Jesus hinweisen. Die Heiligtumsfahrt findet alle sieben Jahre statt, die Auflage von 2021 wurde wegen der Corona-Pandemie auf 2023 verschoben.

Update 17. Juni 19 Uhr: Reaktion Woelki, Hintergrund zu möglichen Protesten. Update 19. Juni 12 Uhr: Präzisierung im zweiten Absatz.

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