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Seit inzwischen 15 Jahren gibt es die „Nightfever“-Gebetsabende, seit zehn Jahren auch in St. Lamberti in Münster. Jugendliche bereiten die Abende vor. Was suchen die Besucher dort? Und wie geht es trotz Corona weiter?
Die Monstranz mit dem Allerheiligsten auf dem Altar, Kerzen flackern davor, ruhige Musik schwebt durch die Kirche, zeitweise ist es still, Menschen beten – die Atmosphäre von „Nightfever“ scheint kaum zum Lebensgefühl junger Menschen zu passen. Und doch sind es Jugendliche, die die Abende vorbereiten – in Münster und bundesweit, seit inzwischen 15 Jahren.
Entstanden ist „Nightfever“ aus der Vigil beim Weltjugendtag mit dem damaligen Papst Benedikt XVI. am 20. August 2005 auf dem Marienfeld bei Köln. Beeindruckt von der Atmosphäre organisierten junge Menschen ähnliche Abende. Seit 2010 auch in Münster, anfangs begleitet von der geistlichen Gemeinschaft „Emmanuel“. Etwa alle zwei Monate lädt die Initiative „Nightfever“ samstags zwischen 19 und 23 Uhr in die Lambertikirche in Münsters Altstadt ein.
Zwei Drittel der Besucher sind Passanten
Das ist wörtlich gemeint. „Einige Besucher kommen von sich aus, aber bis zu zwei Drittel sprechen wir über den Abend verteilt auf der Straße vor der Kirche an“, sagt Justus Keitel. Der 20-jährige Jurastudent ist gemeinsam mit Amelie Labusch derzeit für „Nightfever“ in Münster verantwortlich. Vor allem bei Advents-Terminen, während des Weihnachtmarkts, kämen viele Passanten zu „Nightfever“.
Wie viele Menschen sich über die vier Stunden in St. Lamberti verteilen, kann Keitel nur schätzen. Ein Anhaltspunkt sind die Kerzen: „Bis zu 300 werden pro Abend entzündet“, sagt er. Dabei stelle nicht jeder Besucher ein Licht auf.
Priester stehen für Gespräche bereit
Passanten auf der Straße anzusprechen, ist Teil des Konzepts. „Wir laden sie ein, mit in die Kirche zu kommen, eine Kerze zu entzünden, zu beten, eine Fürbitte zu formulieren oder Stille zu finden“, beschreibt Keitel.
Auch stehen Priester für Gespräche bereit. Viele Besucher nutzen das zur Beichte, berichtet Münsters Diözesanjugendseelsorger Bruder Konrad Schneermann. Gemeinsam mit rund 20 anderen Priestern übernimmt er reihum diesen Dienst: „Wir bemühen uns, dabei das ganze theologische Spektrum abzubilden.“
Studierende aller Fächer bereiten vor
15, 16 Leute bereiten regelmäßig die „Nightfever“-Abende in Münster mit vor, schätzt Justus Keitel. „Studierende vieler Fachrichtungen, nicht nur Theologen. Wir haben auch ein paar Ältere und Schüler dabei – und zwei Nichtkatholiken.“ Hinzu kommen pro Abend zwei bis vier Musiker aus dem Bekanntenkreis der Organisatoren.
Ein enges, festgelegtes Programm haben die Abende nicht, jeder Besucher kommt und bleibt, wie er mag. Die Menschen können eher für sich in einer hinteren Kirchenbank sitzen oder nach vorn gehen, eine Kerze entzünden, das Gespräch suchen.
Abende in 27 Ländern
„Ich habe mal eine Zeitlang mit einem Atheisten gesprochen“, erzählt Keitel. „Der war angetan von der Atmosphäre und davon, dass es junge Menschen sind, die die Abende tragen.“ Sogar feiernde Männer eines Junggesellenabschieds hätten sich schon von Ehrenamtlichen zu einer Zeit der Stille in die Lambertikirche einladen lassen.
Der bundesweite Verein „Nightfever“ weiß von mehr als 4.200 Terminen in 452 Städten in 27 Staaten seit 2005. Abende mit Anbetung und der Möglichkeit zur Beichte. „Beides sind liturgisch eher klassische Formate“, sagt Münsters Diözesanjugendseelsorger Bruder Konrad. „Sie sind in anderen jugendkulturell orientierten Gottesdiensten eher selten.“ Aber der Bedarf sei offenbar da, insofern gebe „Nightfever“ auch geistliche Heimat.
Corona zwingt auch im September zur Absage
Corona hat das erschwert, seit Januar 2020 gab es in Münster keinen Termin mehr. „Ich fürchte, unsere Abende, zu denen wir Leute auf der Straße ansprechen, sind mit der Erfassung von Kontaktdaten zur Nachverfolgung bei Virus-Infektionen schwierig zu vereinbaren“, bedauert Justus Keitel. Die Besucher würden ja kommen und gehen, wie sie mögen.
Deshalb haben die Ehrenamtlichen den Abend in Münster im September erneut abgesagt. Für den geplanten Termin vor dem ersten Advent hoffen sie noch.
Weitere Informationen auf der Internetseite von „Nightfever“.