1123 als Zisterzienserkloster gegründet

900 Jahre Kloster Kamp: Wie eine Klosteranlage zu einem Sinn-Ort wurde

  • Im Jahr 1123 wurde das Kloster Kamp als erstes Zisterzienserkloster im damaligen deutschsprachigen Raum gegründet.
  • 900 Jahre später feiert die Pfarrei St. Josef gemeinsam mit der Stadt Kamp-Lintfort und dem heutigen „Geistlichen und Kulturellen Zentrum Kloster Kamp“ das Jubiläum.
  • Mehr als hundert freiwillig Engagierte kümmern sich um Angebote und den Erhalt der Klosteranlage und des Geistlichen Zentrums.

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Mit einer Reihe von Veranstaltungen und Ausstellungen erinnern die Pfarrei St. Josef, die Stadt Kamp-Lintfort und der Verein „Geistliches und Kulturelles Zentrum Kloster Kamp“ an die Gründung von Kloster Kamp vor 900 Jahren. 1123 gründeten Mönche aus Frankreich Kloster Kamp als erstes Zisterzienserkloster auf deutschem Boden.

Über viele Jahre war das Kloster Kamp im heutigen Kreis Wesel Ausgangspunkt für die Gründung weiterer Klöster in Deutschland und seinen Nachbarländern. Zur Blütezeit des Klosters im 13. Jahrhundert lebten 72 Mönche und 72 Laienbrüder in Kamp.

Berühmter Terrassengarten

Heute lockt die beeindruckende Klosteranlage tagtäglich zahlreiche Gäste an. Das Kloster ist mit seinem barocken Terrassengarten ein überregional bekanntes und beliebtes Ausflugsziel.

„Als Pfarrer der Pfarrei St. Josef bin ich dankbar, dass wir der Feier 900 Jahre Kloster Kamp eine besondere Zeit einräumen, um die Geschichte dieses Ortes bewusst zu erleben, unsere eigene Zeit vielleicht im Angesicht der Tradition von Kloster Kamp neu oder anders deuten und uns bewusst machen, was im Letzten zählt: Menschen, die es sich zur Aufgabe machen, ihre Lebenszeit besonders zu gestalten“, sagt Pfarrer Joachim Brune über das Jubiläumsjahr.

Napoleon löst Kloster auf

Um 1740 entstand am Kloster Kamp der Terrassengarten, ein bis heute beliebtes Ausflugsziel. | Foto: Johannes Bernard
Um 1740 entstand am Kloster Kamp der Terrassengarten, ein bis heute beliebtes Ausflugsziel. | Foto: Johannes Bernard

Im Lauf der Geschichte wurde Kloster Kamp zweimal zerstört, aber immer wieder fanden die Mönche Kraft für einen Wiederaufbau. 1802 schließlich löste der französische Kaiser Napoleon als Besatzer das Kloster auf. Aus der Abteikirche Kamp wird die Pfarrkirche Liebfrauen Kamp.

Wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg gründen 1954 Karmeliter aus den Niederlanden einen Konvent in Kloster Kamp. Sie übernehmen die Pfarrei sowie die Schul- und Krankenseelsorge. Wegen Nachwuchsmangels wird der Konvent aber 2002 aufgelöst. Engagierte Frauen und Männer aus der Region gründen daraufhin den Verein „Geistliches und Kulturelles Zentrum Kloster Kamp“.

Privater Verein rettet Klosteranlage Kamp

Über die Entstehung und Bedeutung des Geistlichen Zentrums sagt dessen Leiter Peter Hahnen: „Dieses Zentrum macht vieles aus: zunächst einmal sein Ursprung als eine Bewegung von unten, mit der Frauen und Männer vor 20 Jahren, als die letzten Mönche das Kloster verließen, den privaten Verein gründeten, damit das frühere Kloster nicht zum Teufel geht. Zentrum Kloster Kamp kam und kommt von den Menschen her, nicht von einer musealen Haltung her, die ein Gestern wie einen Knochen würde bewahren wollen, statt ein Leben zu leben.“

Diese Graswurzel-Bewegung, wie Hahnen sagt, begann an diesem Ort etwas Neues, mit dem, was man konnte, nicht mit teuren Kulissen: „Man gründete kein katholisches Disneyland, in dem als Mönche verkleidete Ganzjahres-Karnevalisten der Vergangenheit nachtrauern, sondern man begann etwas Neues. Etwas Neues, das sich der Geschichte bewusst war und sich angesichts dieser Geschichte für die Menschen von heute positionierte als ein Ort von zeitgenössischer Spiritualität, der abseits der gängigen Institutionen versucht, Sinn-Ort und Ort der Sinne zu sein.“

Ein Ort der Gastfreundschaft

Kloster Kamp will ein Ort der Gastfreundschaft sein durch Angebote kultureller Art, durch Segens-Andachten und aufrichtiges Engagement eines kleinen Teams an Hauptamtlichen und vor allem vieler ehrenamtlicher Frauen und Männer.

Heute engagieren sich rund hundert freiwillig Engagierte im Klosterladen, im Spenden-Café, als Gästeführer, im Kräutergarten und im kleinen Weinberg, bei Ausstellungen und in der Schatzkammer des Museums Kloster Kamp. „Das Spektrum der Ehrenamtlichen reicht vom Ex-Knacki bis zum Ex-Manager, von der Hausfrau bis zur Lehrerin. Jede und jeder findet hier ein Plätzchen für ihr und sein Talent“, sagt Hahnen.

Festgottesdienst und Ausstellungen
Anlässlich der Eröffnung des Jubiläumsjahres „900 Jahre Kloster Kamp“ findet am Fest der heiligen Agatha am 5. Februar 2023 eine Festmesse in der Abteikirche mit Bischof Felix Genn statt. Der Gottesdienst beginnt um 10 Uhr. Die Reliquie der heiligen Agatha ist die älteste Kamper Reliquie und befindet sich im Altar der Abteikirche. Bereits eröffnet ist die Ausstellung „Konvent der Bosse“ – Fünf Kamper Äbte aus 700 Jahren mit Marionetten-Kunst von Annette Schreiner. Die Schau ist bis zum 29. Oktober zu sehen. Ab dem 1. April werden Zeichnungen zum Thema „Die Todsünden“ von Andreas Noßmann gezeigt. Eine Agatha-Performance von Gabriele Kaiser-Schanz nimmt am 23. April um 15 Uhr die heilige Agatha in den Blick. Das „Erlebnis Mittelalter – Kloster Kamp um 1123 entdecken“ findet vom 20. bis 21. Mai statt. Die Besucherinnen und Besucher dürfen sich über einen Einblick in das Leben zur Gründungszeit des Klosters freuen. Abgerundet wird das Ganze mit Mitmach-Angeboten für die ganze Familie. Alle Termine, Veranstaltungen und Hinweise zu weiteren besonderen Gottesdiensten unter www.kloster-kamp.eu.

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