Umzug zu den Katharinenschwestern in Xanten

Abschied mit Wehmut: Letzte Klarissen verlassen Senden nach 72 Jahren

Anzeige

Nach 72 Jahren verlassen die Klarissen ihr Kloster in Senden, um mit ihrer Gemeinschaft in ein Kloster der Katharinenschwestern nach Xanten ziehen. Ein Abschied mit Wehmut, aber auch vielen schönen Erinnerungen.

„Schade, dass Sie gehen – sie gehören doch zu Senden.“ Das hat Schwester Pia noch am Morgen von einer jungen Frau in der Apotheke gehört. Die Äbtissin der Klarissen in Senden (Kreis Coesfeld) vernimmt das in diesen Tagen öfter. Zu präsent ist der Orden mit seinem Kloster zwischen Kanal und Ortsausgang der münsterländischen Gemeinde. Und das seit 72 Jahren. Die Gemeinschaft, die hier 1952 mit sechs Ordensfrauen begann und zwischenzeitlich auch mal auf mehr als 40 Bewohnerinnen anwuchs, wird den Ort bald verlassen.

Der Grund überrascht nicht, weil er von vielen Ordensgemeinschaften geteilt wird: „Das Haus ist zu groß, die Gemeinschaft zu klein dafür, das Alter vieler Mitschwestern hoch“, bringt Schwester Pia es auf eine Kurzformel. Heißt übersetzt: „Wir können die vielen Räume und den großen Garten nicht mehr bewirtschaften und instand halten.“ 1,5 Hektar umfasst das Areal. Die Pflege der älteren Ordensfrauen bringt zusätzliche Herausforderungen: Sieben der derzeit noch 13 Schwestern sind älter als 85 Jahre.

Ordensmauern nie Barriere für Klarissen

Senden verliert damit einen Ort einer lang gewachsenen Ausstrahlung. Denn die Schwestern wagten schon sehr früh den Blick über die Ordensmauer – was damals eher untypisch für einen kontemplativen Orden war, der sich vor allem der Spiritualität und dem Gebet widmete. Doch es war schon die zweite Äbtissin, Schwester Franziska, die Ende der 1950er Jahre viel frischen Wind mit nach Senden brachte. „Wer keine Klausur im Herzen hat, braucht auch keine Klostermauern“, waren die Worte, an die sich Schwester Pia erinnert. „Ihr war die innere Einstellung wichtiger als eine äußere Barriere.“ Kontemplation als Herzensangelegenheit, nicht als sichtbare Schranke – das trugen auch die folgenden Äbtissinnen und Schwestern mit.

Eine Ausrichtung, die blieb und sich weiterentwickelte. Nicht, dass der Wert der Eucharistiefeiern, Gottesdienste und täglich mehreren Gebetszeiten nachließ. „Nein, da lassen wir nicht von“, sagt Schwester Fidelis. „Unsere Zeiten in der Kapelle sind das Herzstück unseres Lebens.“ Für die Vikarin der Gemeinschaft gibt es aber viele Beispiele in der Klostergeschichte, die zeigen, wie sich aus dieser spirituellen Grundhaltung ein Sendungsgefühl entwickelte. „Der Weg unserer Schwestern in die Mission nach Indonesien ab 1976“, zählt sie auf. Oder: „Die Übernahme eines Franziskaner-Klosters in Österreich durch vier Klarissen Ende der 1980er Jahre.“

Ausstrahlung in die Nachbarschaft

Die Wege auf die Menschen zu waren nicht alle so weit. Auch der Kontakt in die Pfarrgemeinde St. Laurentius in Senden und zur Bevölkerung im Ort und Umland wuchs. Feste Treffen wie das mit dem Bürgermeister in der vorweihnachtlich gemütlichen Runde etablierten sich. Auch die Karnevalisten aus Ottmarsbocholt kamen regelmäßig, brachten Äpfel aus Ernte-Aktionen und musizierten in lockerer Runde. Die Landjugend half bei der Gartengestaltung. Wie groß die Kontaktfläche war, zeigte sich zum 50-jährigen Bestehen des Klosters, als viele Freunde, Unterstützer und Verwandte im Klostergarten feierten.

„Der jetzige Schritt tut natürlich weh“, gibt Schwester Pia unumwunden zu. „Wo du den Großteil deines Lebens gewohnt hast, möchtest du auch alt werden.“ Das Kloster war nicht nur alltäglicher Lebensraum, sondern ist auch zur emotionalen und geistlichen Heimat geworden. „Es sind durchbetete Räume.“ Umso wichtiger war es den Schwestern, den Abschied selbst gestalten zu können, nicht abrupt vor keine andere Wahl gestellt zu werden. „Schon vor Jahren haben wir uns mit dem Gedanken auseinandergesetzt, haben uns beraten lassen, haben uns Ratschläge aus Gemeinschaften geholt, die diesen Schritt bereits getan haben.“ Auch das Bistum Münster stand ihnen dabei zur Seite.

Herzlicher Empfang in Xanten

Unter den Abschiedsschmerz mischt sich aber auch Vorfreude auf ihre neue Bleibe. Sie werden in das Kloster der Katharinenschwestern in Xanten ziehen, wo sie „eine intensiv einladende Atmosphäre erleben“. Die Räume passen zur Größe des Konvents. Auch die Pflege der alten Klarissen wird dort durch das benachbarte Krankenhaus erleichtert. Und auf einen Klostergarten müssen sie dort auch nicht verzichten. Das Wichtigste wird aber auch dort das Herzstück sein: Die Hauskapelle, in der die Schwestern wieder ihre kontemplative Heimat finden werden.

Anzeige