Kaplan aus Vechta neuer Präses des oldenburgischen Dachverbands

Albert Lüken – der BDKJ-Präses, der Jugendverbände kaum kannte

Albert Lüken ist Kaplan in Vechta und jetzt auch Präses der katholischen Jugendverbände im Oldenburger Land. So sieht der 33-jährige Priester die katholische Jugend in der Region.

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Jugendverband? Nein, das kennt Albert Lüken aus seiner Jugend in Barßel nicht. Er war kein Pfadfinder und nicht in der Kolpingjugend. „Da bin ich ein unbeschriebenes Blatt“, sagt der Kaplan in Mariä Himmelfahrt Vechta.

Mit Jugendverbänden bekommt es der 33-jährige Geistliche aber jetzt zu tun: als Präses im Landesverband Oldenburg des BDKJ, dem Dachverband katholischer Jugendverbände. Die wird er als geistlicher Beirat also begleiten.

 

Jugendverband verbindet Gemeinde

 

Und heute weiß er auch, in welchen Verband er eintreten würde: „Ganz klar in die KJO.“ Die „Katholische Jugend Oldenburg“ ist ein regionaler Sonderverband und wurde 1981 gegründet, für Jugendliche im Norden des Oldenburger Landes. In einer Region, wo nur wenige Katholiken in absoluter Minderheit leben und die KJO inzwischen 15 Gemeindegruppen verknüpft.

Ein Diaspora-Jugendverband für ihn, den Jugendlichen aus Südoldenburg? Lüken nickt. Als Schüler hatte er die KJO schon einmal kennengelernt. Heute sagt er begeistert: „Was dieser Verband leistet, wie er Jugendliche dort zusammenfasst und Gemeinschaft stiftet – beeindruckend!“

Jugendverbände kennt Albert Lüken also nicht näher. Aber er hat in Münster und Rom Theologie studiert, war im Gemeindejahr in Recklinghausen und als Kaplan in Borken, bis er vor drei Jahren nach Vechta kam.

 

Erfahren, wie Jugendliche denken

 

Er weiß also, wie Jugendliche heute ticken. Mit der Erfahrung eines Gemeindeseelsorgers sagt er: „Ich glaube, Jugendliche fragen durchaus nach Gemeinschaft und dem Lebenssinn: Wo kann ich mich einbringen, wer kann ich sein?“ Lüken erlebt das zurzeit in der Messdienerschaft in Vechta. Die Jugendlichen dort wollten unbedingt das weiterleben, was sie selbst als Gruppenkinder erlebt haben. Eine Generation gebe so der anderen die Arbeit ohne Fragen weiter.

Mit Hochachtung sagt Lüken: „Großer, wunderbarer Einsatz.“ Vor allem rund um die Zeltlager, bei denen in der Stadt jeden Sommer 350 Kinder betreut würden. Natürlich weiß der Kaplan aus Erfahrung, dass er diese Jugendlichen nicht immer in den Alltagsgottesdiensten der Gemeinde findet. Man könnte es eine Frage der Glaubwürdigkeit nennen, aber Lüken wehrt ab. Er stellt eher Fragen an die Form dieser Alltagsgottesdienste.

 

Glaubwürdige Christen gesucht

 

Und überhaupt: „Es ist eher eine Frage an unsere Glaubwürdigkeit, ob wir Erwachsenen in unserer Person glaubwürdig den Glauben bezeugen: in unserem Einsatz für Arme, in unserem Einsatz für die Schöpfung.“ Jugendliche haben nach Lükens Erfahrung „bei uns Erwachsenen ein sehr feines Gefühl für gepredigten Wein und getrunkenes Wasser“.
In der Jugendseelsorger müsse man sich immer wieder fragen: „Wo finden Jugendliche bei uns etwas, das sie so nur in der Kirche bekommen?“ Das könne von besonderen Jugendgottesdiensten bis hin zu ehrlichen Antworten auf Lebensfragen reichen.
„Diese Themen  im Gespräch mit den Jugendlichen heraus zu kitzeln, das ist eine spannende Aufgabe. Aber eben auch ein ganz anderer, neuer Weg der Seelsorge.“

 

Nicht mehr Dinge vorschreiben

 

Jedenfalls sei eines klar: „Wenn man früher einfach gesagt hat: Da geht es lang, das ist der Weg – das geht nicht mehr. Und es war wohl auch nie gute Seelsorge.“ Heute müsse die Kirche die innere Anteilnahme der Jugendlichen finden und ihr Herz ansprechen – „sonst hat der Glaube keine Chance“. Hohe Ziele. Und im Alltag als Präses des BDKJ? Gerade da sieht Lüken Anknüpfungspunkte. Katholische Verbände seien auch ein „Zwischenglied zwischen Kirche und Politik“. Das biete die große Chance, junge Menschen anzusprechen, die vorher noch gar nichts mit der Kirche zu tun hatten – oder haben mochten.

 

BDKJ punktet mit politischem Einsatz

 

Wenn der BDKJ in den Kommunen sich für eine Ehrenamtskarte stark mache oder um Zuschüsse für Gruppenleiterkurse kämpfe – dann könne er viele Jugendliche ansprechen. Dieser politische Einsatz spiele eine wichtige Rolle in der „Außenwahrnehmung“ der Kirche.

Lüken spricht da aus Erfahrung; der Kaplan unterrichtet auch Religion an einer Berufsschule und erlebt normale Schülerinnen und Schüler. Seine Erfahrung: „Da schlummert ein Potential für die Kirche. Man muss es nur aufwecken.“ Für die Zukunft der Kirche sehe er deshalb „nicht schwarz“.

Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Landesverband Oldenburg, ist der Dachverband der katholischen Jugendverbände im Oldenburger Land. Er vertritt nach eigenen Angaben damitn mehr als 11 000 Jugendliche. Die größten Mitgliedsverbände in der oldenburgischen Bistumsregion sind die Katholische Landjugend (KLJB) und die Kolpingjugend.

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