Zu den Fest- und Gedenktagen am 1. und 2. November

Allerheiligen und Allerseelen: Sieben geistliche Blicke

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Zwei ganz unterschiedliche katholische Gedenktage leiten den November ein. Dem Hochfest Allerheiligen folgt der Gedenktag Allerseelen. Ein Impuls mit sieben Sichtweisen.

Allerheiligen und Allerseelen – da weicht die kirchliche Festfreude des 1. November oft schon nachmittags dem Totengedenken. Friedhofsbesuche und Gräbersegnungen gehören zum Allerseelentag, werden aber häufig vorgezogen, da Allerheiligen in einigen Bundesländern Feiertag ist. Sieben geistliche Blicke auf zwei Tage.

Blick auf die Vorbilder

Allerheiligen stellt uns jene Menschen vor Augen, die Vorbilder im Glauben und Leben sein können. Die großen Heiligen, unsere Namenspatrone – vielleicht auch unbekannte inzwischen Verstorbene, denen wir begegnet sind. Wer begleitet mich? Mit wem fühle ich mich verbunden?

Blick auf die „kleinen“ Heldinnen und Helden

Allerheiligen kann auch gesehen werden als der Festtag für alle, die keinen eigenen Gedenktag im Kirchenjahr haben. Bis heute ist der katholische Heiligenkalender eine ziemlich männerdominierte und priesterlastige Liste. Kommen Frauen vor, dann oft Ordenschristinnen. Ohne die Leistungen der Genannten zu schmälern: Das ist viel zu einseitig. Darum sei zu Allerheiligen an die vielen Laien, gerade Frauen, erinnert, die in Kirche und Welt Beispielhaftes leisteten und leisten, ohne je in die Nähe einer Heiligsprechung zu gelangen. Gleichsam die „kleinen“ Heldinnen und Helden des Alltags.

Blick auf die Gemeinschaft der Gläubigen heute

Die Lehre der Kirche sagt, jede und jeder Gläubige sei zur Heiligkeit berufen. Das kann ein Anstoß zum Nachdenken sein: Wo handle ich vorbildlich und im Sinne Jesu – wo nicht? Das kann auch eine Ermutigung sein: Gott traut den Menschen, die seiner Liebe glauben, zu, „heilig“ zu handeln. Das tun sie, indem sie diese Liebe in die Welt tragen. Sich fragen, was die Menschen von ihnen brauchen. Die Christen leben die Liebe so, wie diese Welt sie nötig hat. Nicht mit den Mitteln und Lehrsätzen von vorgestern. Sondern immer wieder angepasst an die Zeichen und Herausforderungen der Zeit.

Blick zurück

Der vierte Blick ist der erste vom Allerseelentag her. Wir erinnern uns an die Verstorbenen. Wir danken für Wegbegleiter, für Menschen, die uns das Leben und den Glauben geschenkt haben. Wir schauen zurück mit Liebe.

Blick in die Tiefe und die Abgründe

Dieser Blick zurück kann schwerfallen, kommt er doch an der Tiefe des Grabes nicht vorbei. Jemand, den wir geliebt haben und vermissen, ist tot – zumindest in dieser Welt. Doch auch Trauer ist Liebe, sie hat jede Berechtigung. Trauer auch angesichts des Leides in der Welt. Trauer um die unzähligen Opfer von Krieg, Gewalt, Terrorismus oder Hunger in einer Welt der Abgründe und Ungerechtigkeiten. Trauer um jene, an die kaum jemand denkt, die aber alle einen Namen tragen.

Blick auf das eigene Ende

Das Totengedenken nicht nur zu Allerseelen ist auch eine Erinnerung daran, dass wir selbst sterben werden. So sehr Christen die Auferstehung erhoffen – auch sie müssen über die Schwelle des Todes. Wann und wie wird das sein? Was kommt danach? Große, sperrige, verstörende Fragen. Allerseelen stellt sie wieder. Wer hält sie aus?

Blick in den Himmel

Der Glaube aber kann Hoffnung geben. Allerheiligen und Allerseelen – beide Tage sind Versprechen. Wir alle sind zur Heiligkeit berufen. Wir alle sind umfangen von der Liebe und vom Erlösungswerk Gottes. Nicht von ungefähr ist Allerheiligen auch ein österliches Fest. Und Allerseelen erinnert an jene, die uns zwar verlassen haben, aber vorausgegangen sind. In die ewige Nähe Gottes, die auch uns versprochen ist.

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