Am Sonntag eröffnet das Haus Margareta in Münster

Alles unter einem Dach: Pfarrbüro, Pflegewohnungen und Seelsorge

Alles ist unter einem Dach: Pfarrbüro, Sozialbüro, Seniorenbüro und Seelsorge in einem Trakt und die Räume für junge Mieter mit Behinderungen in dem anderen. Am Sonntag werden die neuen Gebäude in Münster gesegnet.

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Die ersten 16 Mieter sind schon eingezogen. Wenn Haus Margareta voll ist, werden es 24 sein. „Vieles ist noch Neuland“, erklärt Hausleiterin Anke Flender. Denn neu ist das Konzept gleichermaßen für Mieter, Mitarbeiter und Gemeindemitglieder: Haus Margareta beherbergt nicht nur die erste ambulante Wohnform für junge pflegebedürftige Menschen in Münster. Unter seinem Dach befinden sich auch die Dienste des zur Pfarrei St. Mauritz gehörenden Kirchorts St. Margareta: Seelsorge, Pfarrbüro, Seniorenbüro und Sozialbüro.

Kirche und Alexianer GmbH haben sich dafür zusammengetan. Am Sonntag, 25. August, ist Eröffnung: um 9.45 Uhr mit Gottesdienst in der Margareta-Kirche, um 11.15 Uhr mit Segnung der Räume und anschließendem Grillfest.

 

Mitten im Quartier

 

Wohn-Ess-Bereich im Obergeschoss.
Eine Mieterin (r.) und eine Betreuungs-Assistentin wollen einkaufen. | Foto: Karin Weglage

Christina Tahashi gehört zu den ersten Mieterinnen. Die 41-Jährige hat bislang mit einem behinderten Freund zusammengewohnt. Jetzt genießt sie es, „dass die Pfleger 24 Stunden ansprechbar sind, falls was passiert“. Das gebe ihr Sicherheit. Durch ihre Erkrankung an Multipler Sklerose und einem Schlaganfall vor vier Jahren ist die gelernte Psychologin und Gesprächstherapeutin auf vielfältige Hilfe angewiesen. Sie mag am Haus Margareta „die lockere, offene Atmosphäre und die netten Pfleger“.

Der Neubau liegt direkt neben der Margareta-Kirche. Einmal wöchentlich ist hier Markttag. Ehrenamtliche Gemeindemitglieder laden monatlich zu Kaffee und Kuchen ein. Im Kirchenchor singt Tahashi bereits mit. Jetzt überlegt sie, sich ehrenamtlich als Gesprächstherapeutin einzubringen. Haus Margareta hat zwei Wohngemeinschaften für Menschen mit Beeinträchtigungen – eine im Erd- und eine im Obergeschoss, erklärt Anke Flender. Die Zimmer mit Bad sind 32 Quadratmeter groß und barrierefrei.

 

„Individuelle Schwerstbehinderten-Betreuung“

 

Zu jeder WG gehört ein Wohn-Ess-Bereich und eine Terrasse beziehungsweise Loggia. Zurzeit kümmern sich 30 Kräfte um die Bewohner: Kranken-, Alten- und Heilerziehungspfleger, Pflegehelfer und Betreuungs-Assistenten.

„Jeder macht alles: pflegen, kochen, einkaufen, waschen, putzen, begleiten, etwas aufheben, wenn es heruntergefallen ist, Getränke oder Essen reichen, schreiben, telefonieren“, erklärt Flender. „Die Mieter können ihre Hände und Beine nicht bewegen.“ 

„Individuelle Schwerstbehinderten-Betreuung“ heißt das Konzept. Die Mieter sind zwischen 18 und 60 Jahre alt, alle Rollstuhlfahrer, einige durch Schlaganfall, Hirnblutungen oder Querschnittslähmung besonders stark beeinträchtigt. „Aber geistig fit“, sagt Flender. Sie wollten möglichst autonom leben, mal in Begleitung einkaufen oder in die Stadt fahren. Zuvor hätten sie allein, bei Angehörigen oder „in dem Alter völlig deplatziert“ im Altenheim gelebt.

 

Pfarr-Immobilie geteilt

 

Flender hat sie alle vor dem Einzug besucht und die teilweise katastrophale Lage der Menschen gesehen. Mancher habe nur einmal am Morgen eine Pflegekraft gehabt, dann „musste er um 14 Uhr auf die Toilette, und keiner war da“.

„Wo jetzt Haus Margareta steht, war früher das Pfarrhaus mit großem Garten“, erklärt Ludger Picker. Mit der Fusion in die Pfarrei St. Mauritz habe die Gemeinde überlegt, „wie auch andere Menschen an der Immobilie teilhaben können“, erläutert der Pastoralreferent. Jetzt ist das Zentrum des Kirchorts mit Pfarrbüro und Beratungsräumen in einer Gebäudezeile des Neubaus untergebracht.

Der Pastoralreferent und Kirchort-Koordinator schätzt die „offene Bauform mit bodentiefen Fenstern, den einladenden Eingang für Besucher“ und den großen Vorplatz, der viele Begegnungen ermögliche. Picker geht es „um ein gutes Miteinander“ mit den neuen Mietern. Möglichkeiten gebe es viele: Gottesdienste, Kirchenchor, Grillen mit Jugendlichen, Feste, das Markt-Café und die Boule-Bahn, erklärt er.

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